Zivilcourage - Keine Frage
übertragen, gibt es neben Klassenräten sogenannte Lern-Buddys, die jüngeren Schülern helfen. Pausen-Buddys sorgen auf dem Schulhof für Ordnung. Seit 2010 gibt es Buddy in Kooperation mit dem Schulministerium als offizielles Schulprogramm in Nordrhein-Westfalen – sowohl Lehrer als auch Schüler sind begeistert.
Ihr Kind lernt jeden Tag ein Stück Zivilcourage
Doch wie genau macht man das? Es ist eine Illusion, zu glauben, Zivilcourage lasse sich in einem zweitägigen Workshop umfassend erlernen. Zeigen Sie Ihrem Kind stattdessen täglich ein kleines bisschen, was Mut, Verantwortung und Miteinander bedeuten.
Beginnen können Sie damit, sobald Ihr Kind erste soziale Kontakte knüpft. Sie sitzen zum Beispiel auf dem Spielplatz, Ihr dreijähriger Sohn buddelt im Sand. Plötzlich entdeckt er den Bagger eines anderen Kindes. Ihr Sohn schnappt sich das Plastikteil und läuft damit davon. Werden Sie jetzt aktiv: Gehen Sie Ihrem Sprössling hinterher und holen Sie ihn samt Spielzeug in die Sandkiste zurück. Fordern Sie ihn auf, den Bagger zurückzugeben oder zu fragen, ob er damit spielen darf. Schafft er das nicht allein, helfen Sie ihm. Nur wenn Ihr Kind mitmacht, akzeptieren Sie, dass er sich den Bagger leiht.
Ihre 13 -jährige Tochter ist ein Wildfang, sie hatte schon als kleines Mädchen immer ihren eigenen Kopf. Zuhause haben Sie viel mit ihr diskutiert. Sie ist es also gewöhnt, dass auch Ihre Meinung als Kind gehört und akzeptiert wird. Seit sie vor einem halben Jahr aufs Gymnasium gewechselt ist, eckt sie mit ihrer offenen Art jedoch zunehmend an. Die Lehrer beschweren sich, dass sie immer das letzte Wort haben will. Stattdessen solle sie lieber mal lernen.
Unterstützen Sie Ihre Tochter darin, den Mund auch weiterhin aufzumachen. Geben Sie ihr aber ein paar gute Tipps: Damit sie mit ihrer Meinung in Zukunft ernst genommen und gehört wird, sollte sie nur dann etwas sagen, wenn sie sich in ihrem Standpunkt sicher ist und gute Argumente hat. Zudem erklären Sie ihr, dass die gute Leistung zwar nicht die Voraussetzung dafür ist, dass man seine Meinung äußern darf. Damit die Lehrer aber nichts zu beanstanden haben, sind gute Noten ein weiterer kluger Schachzug!
Nein zu sagen ist schwer, aber wichtig
Zivilcourage ist das Ergebnis eines lebenslangen Lernprozesses, geprägt von Vorbildern und erlebten Situationen. Versuchen Sie das mit Leben zu füllen, seien Sie Vorbild durch starke Taten im Alltag. Beispiel: Sie sitzen gemeinsam mit Ihrem zehnjährigen Kind im Großraumabteil eines Zuges. Vor Ihnen sitzt ebenfalls eine Mutter mit ihrem Sohn an einem Tisch. Der etwa vierjährige Junge ist unruhig, verkippt seinen Apfelsaft, hampelt auf dem Sitz herum. Die Frau packt das Kind und setzt es grob auf seinen Platz. Dabei schimpft sie heftig mit ihm. Später beobachten Sie, dass sie ihrem Kind permanent mit voller Wucht auf die Finger haut, sobald es die Hände auf den Tisch legt. Ihr eigenes Kind bekommt die Szenen ebenfalls mit.
Was können Sie tun? Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, dass das Zugfahren wirklich anstrengend ist und Sie den kleinen, unruhigen Kerl gut verstehen können. Erklären Sie, dass aber das Verhalten der Mutter dennoch nicht in Ordnung ist. Sie müsste doch wissen, dass man mit vier Jahren noch nicht stundenlang stillsitzen kann! Außerdem können Sie beiläufig erwähnen, dass Sie es nicht gut finden, dass sie ihr Kind schlägt. Wichtig für die Kommunikation mit Ihrem Kind: Vermeiden Sie, das Verhalten der Frau streng zu verurteilen, die harte Kritik könnte Ihr eigenes Kind verunsichern.
Zivilcourage zu zeigen, gelingt Ihnen in einer solchen Situation, wenn Sie:
• offen sowie tolerant sind und somit in der Lage, genau hinzusehen. Ansonsten würde es Ihnen nicht auffallen, dass im Waggon ein paar Sitze vor Ihnen überhaupt etwas schiefläuft.
• eine eigene Meinung haben und mutig sind, sie auch öffentlich zu äußern. Sie haben eine Vorstellung davon, wie Kinder zu behandeln sind. Schläge und Gewalt gehören nicht dazu. Diese Meinung vertreten Sie deutlich.
• innerlich stark genug sind, auch mal gegen den Strom zu schwimmen. In dem Zug fahren mehrere Eltern und Kinder mit. Doch Sie sind offenbar die einzige Mutter, die mit der Situation nicht einverstanden ist. Außer Ihnen schert sich kein anderer Fahrgast um die brutale Frau.
• keine Angst haben, Nein zu sagen oder sich auch mal zu irren. Es könnte ja sein, dass Sie mit Ihrer Vermutung falschliegen und die
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