Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
in einem Brief erwähnt«, warf ich ein.
»Ja, das könnte passen. Ich habe den Film damals zum ersten Mal gesehen und beschloss, eine 16-Millimeter-Kopie zu kaufen, als er beim Jahrestreffen der Filmsammler in Kanada gezeigt wurde.«
Ich erzählte ihm, dass in einem der Briefe des Mörders auch der »Klavierspieler« erwähnt wurde. Bernell hatte früher Stummfilme am Klavier begleitet. »Und dann ist da noch sein Symbol«, fuhr ich fort, »der Kreis mit dem Kreuz. Kommt dieses Zeichen nicht beim Count-down auf dem Filmvorspann vor?«
»Ja, das Symbol ist auf dem Vorspann drauf.«
»Die Polizei hat natürlich immer an das Fadenkreuz eines Gewehrs gedacht«, fügte ich hinzu.
»Nein, als ich das Symbol in der Zeitung sah, war mir gleich klar, dass es sich um das Filmsymbol handelt. Um mein Kino zu erhalten, zeige ich auch Werbefilme und neue Filme, nicht nur die alten Klassiker. Auf diese Weise kommen wir so einigermaßen über die Runden. Ich mache alles selbst, auch die Plakate, aber die aufwändigeren Stücke lasse ich nicht beim Kino hängen. Dort könnten sie zu leicht beschädigt werden. Aber diese einfacheren Plakate da …« Bernell zeigte auf die Vergrößerung des Plakates, das Morrill von Wallace Penny als Probe der Handschrift von Don Andrews bekommen hatte. »Solche Dinger werfe ich nach der letzten Vorstellung weg.«
»Dann haben Sie also den Text auf diesem Plakat geschrieben? Wir waren davon ausgegangen, dass es von einem Mann namens Don Andrews …« Ich hielt kurz inne und musterte ihn. »Er hat einmal für Sie gearbeitet, glaube ich.«
»Ja, das hat er«, bestätigte Bernell etwas reserviert.
»Die Polizei hat ihn als möglichen Verdächtigen im Zodiac-Fall überprüft und angenommen, die Plakate wären von ihm.«
Ich zeigte Bernell fotografische Vergrößerungen der Briefe und wies auf bestimmte Stellen hin, wo die Handschrift große Ähnlichkeit mit dem Plakat aufwies. »Haben Sie irgendwo eine Probe von Dons Handschrift?«, fragte ich.
»Ich habe keine Briefe von ihm«, erwiderte er leise. »Wir schreiben uns eigentlich nicht.«
»Meine Vermutung ist, dass Zodiac sich von der Handschrift auf den Filmplakaten inspirieren hat lassen«, fuhr ich fort. »Ich glaube, er hat Ihre Plakate gesehen und fotografiert und die Buchstaben dann für seine Briefe nachgemalt.«
Bernell wurde sichtlich nervös. Aber nachdem er seine Aufzeichnungen geholt hatte, sahen wir bei Kaffee und Schokoladekuchen nach, wann »The Most Dangerous Game« zum letzten Mal gelaufen war; es stellte sich heraus, dass die letzte Vorführung im Mai 1969 stattgefunden hatte.
Bernell war ein freundlicher Mann, der absolut nichts Bedrohliches an sich hatte, doch ich spürte, dass er mir so manches verschwieg. Als ich so allein mit ihm in dem alten Haus saß, hatte ich das Gefühl, dass jeden Augenblick ein stämmiger Mann mit einer schwarzen Kapuze und einer Pistole in der Hand hereinkommen könnte. Immerhin wusste niemand, wo sich Don Andrews aufhielt.
Schließlich ging ich zusammen mit Bernell in den Keller, um mir seine beeindruckende Filmsammlung anzusehen. Die Filme bedeckten eine ganze Wand und einen Teil einer zweiten. Ich sah mir all die Dosen an und fragte mich, ob das, was mir Wallace Penny erzählt hatte, wirklich stimmte: dass Zodiac Beweisstücke von seinen Morden und einen Film von dem Doppelmord in der Lake Herman Road in einer 35-Milimeter-Filmdose mit der Aufschrift »Nicht öffnen - Nitratfilm - Gefährlich!« verborgen hatte und dass er die Dose Bernell zur Aufbewahrung gegeben hatte - für den Fall, dass die Polizei eines Tages seine Wohnung durchsuchen würde.
Als Bernell bemerkte, wie aufmerksam ich die Filmdosen begutachtete, führte er mich zu dem Platz hinüber, wo er seine Filmplakate anfertigte. Die Schrift auf den Plakaten wirkte wie eine Vergrößerung der Handschrift des Zodiac.
Wenn es tatsächlich eine Filmdose gab, die mit einem Sprengsatz gesichert war, so konnte man sich leicht vorstellen, was eine Explosion in Bernells altem Holzhaus anrichten würde. Zerfallender Nitratfilm war schließlich extrem feuergefährlich.
Erneut versicherte mir Bernell, dass wir allein im Haus waren. Doch ich konnte im Stockwerk über uns schwache, aber deutliche Schritte hören. Ich tat so, als bemerkte ich nichts. Allzu große Sorgen machte ich mir deswegen nicht; schließlich wussten meine Freunde, wo ich war, und ich hatte alle Informationen, die ich über Andrews gesammelt hatte, an Lieutenant Husted
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