Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
ich nichts«, sagte er. »Ich mache jetzt ein wenig Urlaub und erledige nebenbei ein paar geschäftliche Dinge, aber im September bin ich wieder da.«
Freitag, 1. September 1978
Ich fuhr nach Sacramento, um mit Morrill über die Gemeinsamkeiten zwischen Andrews und Zodiac zu sprechen.
»Nun«, sagte Morrill, »ich habe mich mit dem Chief Special Agent vom CI&I über Don Andrews unterhalten und ihm auch einiges von dem erzählt, was ich von Ihnen weiß. Toschi hat gesagt: ›Armstrong hat die beiden Kerle überprüft, Andrews und Wallace Penny. Ich weiß nicht, wie er dabei vorgegangen ist. Ihr könnt jedenfalls damit machen, was ihr wollt.‹<
Er hält übrigens viel von Ihnen«, fuhr Morrill fort. »Der arme Kerl, irgendwann in unserem Gespräch fing er an zu weinen. Ich hatte ein richtig schlechtes Gewissen, weil ich wieder mit der Sache angefangen habe.
Penny hat diesen Andrews schwer belastet. Ich habe Ihnen ja schon gesagt, ich dachte eine Weile, dass er selbst vielleicht Don Andrews sein könnte. Dave sagt aber, dass sie die beiden überprüft haben und dass es sich um zwei verschiedene Typen handelt. Penny erzählte mir auch noch einiges über den Dritten im Bunde.«
Sie meinen Bernell, Andrews’ Freund«, warf ich ein.
»Seinen Namen hat er nie erwähnt. Ich habe auch nie irgendwelche Handschriftenproben von diesem Mann oder von Penny zu Gesicht bekommen. Ich habe an Penny geschrieben - in der Hoffnung, dass er zurückschreiben würde. Ich wollte ihm ein bisschen Honig um den Bart schmieren. Mein Partner Dave DeGarmo kennt einige Leute im Marin und im Sonoma County und versucht so, etwas über Don Andrews in Erfahrung zu bringen. Bis jetzt hat sich noch nichts ergeben.
Penny hat mir aber eine Handschriftenprobe von Andrews auf einem Plakat hier gelassen. Sie können sich’s gern mal ansehen. Wissen Sie, Robert, wenn Zodiac beidhändig ist, so könnte das erklären, warum die Buchstaben oft unterschiedlich geneigt sind. Dort, wo die Schrift in den Briefen gerade ist, würde ich aber auch sagen, dass er nach einer Vorlage arbeitet«, meinte Morrill.
»Penny hat seinen Verdacht gegenüber Don Andrews schon fünf, sechs Jahre mit sich herumgetragen, ohne irgendwas zu unternehmen«, antwortete ich. »Darum werde ich jetzt einmal den Kinobesitzer in Südkalifornien besuchen; vielleicht bekomme ich etwas heraus. In San Francisco hat man offenbar kein Material über ihn.«
»Na ja, Tedesco [Toschis Nachfolger] hat mich neulich angerufen und gefragt, ob ich mir die ganzen Briefe ansehen würde. ›Ich habe mit dem Fall nichts mehr zu tun‹, sagte ich ihm, ›Sie können Mr. Gain von mir bestellen, dass ich für das Police Department in San Francisco überhaupt nichts mehr machen werde.‹ Tedesco lachte ein bisschen gequält und sagte: ›Ich glaube, ich verstehe Ihre Position.‹«
Morrill holte das Foto, das Penny ihm als Probe von Don Andrews’ Handschrift überlassen hatte. Es zeigte ein Filmplakat, das mit schwarzem Filzstift angefertigt war.
»Das ist schön«, stellte ich fest.
»Manche Dinge passen nicht ganz, aber die Übereinstimmung ist doch so groß, dass man sich so seine Gedanken macht.«
Ich fragte Morrill, ob er schon eine Theorie dazu habe.
»Ja. Haben Sie eigentlich schon mal überlegt, ob wir es nicht vielleicht mit mehr als einem Täter zu tun haben könnten? Also, ich habe Wallace Penny und Don Andrews im Auge. Penny kommt vom Körperbau her ganz bestimmt infrage - er ist gut einsneunzig groß und wiegt sicher über hundert Kilo. Es wäre ja denkbar, dass einer das Schriftliche erledigt und der andere die Morde ausführt.
Was für Hinweise hat die Polizei noch außer den Briefen? Sie greifen nach jedem Strohhalm, der sich irgendwo zeigt. Nachdem Wallace Penny bei mir zu Hause war, sprach ich nachher noch mit meiner Frau Rose über den Zodiac-Fall. Erst nachdem er weg war, fiel mir auf, dass er eigentlich zu viel über Dinge wusste, die die Polizei geheim gehalten hat. Da kam mir auf einmal der Gedanke, ob ich nicht den Zodiac persönlich hier bei mir im Wohnzimmer hatte, ohne es zu wissen.«
»Ich wollte ihn schon einige Male in seiner Tischlerei besuchen«, warf ich ein, »aber ich habe es dann doch jedes Mal bleiben lassen. Ich habe einfach ein komisches Gefühl, wenn ich mir vorstelle, dass ich ihn besuche.«
»Robert, Sie sollten wirklich gut Acht geben«, warnte mich Morrill. »Ich mache mir keine Sorgen, dass er mir etwas tun könnte - aber es scheint mir nicht
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