Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
körperliche Kraft wurde von einem Jugendfreund bestätigt, der früher als Streifenpolizist tätig gewesen war. Als sie beide noch Teenager waren, fuhr der Freund einmal in San Francisco mit dem Auto an Starr vorbei, der zu Fuß unterwegs war. Da sah er im Rückspiegel fünf Marines, die auf Starr zugingen. »Jetzt gibt es Ärger«, dachte sich der Freund. Aber bevor er umkehren konnte, um Starr zu helfen, flogen schon Leute in alle Richtungen. Der Einzige, der stehen blieb, war Starr. »Ich fuhr zu ihm und fragte ihn, ob mit ihm alles in Ordnung sei und ob ich ihn nach Hause fahren solle«, teilte mir der Mann mit. »Er sagte aber nur, dass er lieber zu Fuß gehe.«
In einem Geschäft, wo er einmal gearbeitet hatte, wurde er von seinen Kollegen schikaniert. Er forderte einen von ihnen auf, herzukommen, wenn er den Mut dazu habe. Er packte den Mann, hob ihn hoch und schleuderte ihn in einen Stapel Pappschachteln.
War der Mann kräftig genug, um tote Studentinnen in Santa Rosa über irgendein Geländer oder einen Zaun hinweg in die Büsche zu werfen?
In der Navy hatte Starr eine Ausbildung in Verschlüsselungstechnik erhalten und war als Telegrafist und Segelmacher tätig gewesen. Trotz seines Gewichts und seiner Probleme mit dem Blutdruck gab er sein Hobby, das Sporttauchen, nicht auf.
Als er wegen Kindesmissbrauchs eingesperrt wurde und gegen Kaution freikam, erzählte er seinen Freunden, dass er im Gefängnis war, weil er der Zodiac sei.
Während des Prozesses versuchte er, Druck auf den Assistenten des Sheriffs auszuüben, der gegen ihn aussagte, indem er immer wieder abends beim Haus des Mannes auftauchte und nicht mehr wegging. Schließlich kam der Cop heraus und jagte ihn fort.
Als Starr verurteilt wurde, kam die Polizei zu ihm nach Hause und wurde von seiner Mutter hereingelassen. Sie fanden ihn in seinem Kellerraum, wo er unter wilden Schreien seine Backenhörnchen auf sich herumklettern ließ, bis ihm »der Tiermist von den Schultern tropfte.«
In der Zeit, als er in Haft war, schrieb Starr an seine Freunde, dass er hoffe, Zodiac möge einen weiteren Mord begehen oder einen Brief an die Zeitungen schreiben. »Damit würde ich als Verdächtiger ausscheiden.«
Nach seiner Entlassung im Jahr 1978 wurde Starr überredet, verschiedene psychiatrische Tests bei einem Psychologen in Santa Rosa, Dr. Thomas Rykoff (Name geändert), durchzuführen. Aus meiner Quelle erfuhr ich, dass der Psychologe zu folgendem Schluss gekommen sei: »Starr ist extrem gefährlich. Er ist ein Soziopath (er verspürt keinerlei Schuldgefühle). Er ist hochintelligent und unfähig, mit Frauen normal umzugehen.« Auffällig war auch, dass Starr geweint habe, als er von Zodiac sprach. Dr. Rykoff hatte das Gefühl, dass Starr »einen tief sitzenden Hass unterdrückt.«
In der Zeit, als er mit Starr arbeitete, war der Psychologe auch mit der Organisation einer Rehabilitationsgruppe zur sozialen Orientierung beschäftigt; in diesem Zusammenhang hypnotisierte er eines Tages eine junge Frau. Als die Frau ihm immer mehr über die dunkle Seite ihres Schwagers erzählte, fiel Rykoff plötzlich auf, dass ihm die Person, von der die Frau sprach, beängstigend vertraut war. »Ist das möglich?«, dachte sich Rykoff. »Das klingt hundertprozentig nach Starr.«
Rykoff schwieg jedoch, obwohl es sich bei der Frau tatsächlich um Starrs Schwägerin handelte. Der Psychologe fragte sich, ob das alles ein Zufall war. Zuerst hatte er sich mit Starr beschäftigt, weil ihn Lieutenant Husted und Starrs Parole Officer darum gebeten hatten, und nun tauchte auch noch die Schwägerin des Patienten auf und sprach über den Verdacht, den sie ihm gegenüber hegte. Dieser Robert Starr wurde dem Psychologen immer unheimlicher, und er wollte herausfinden, wer der Mann war und warum sich so viele Leute für ihn interessierten.
Am 1. November 1978 bat Rykoff seinen Bruder, einen Polizisten in San Francisco, sich nach Starrs Hintergrund zu erkundigen und festzustellen, wessen man den Mann verdächtigte. Am nächsten Abend erhielt Rykoff einen Anruf von seinem Bruder.
»Und so erfuhr ich, dass er einer der Hauptverdächtigen im Zodiac-Fall war«, erzählte Rykoff.
»Oh, Mist,« stieß der Psychologe hervor, als er die Nachricht von seinem Bruder erhielt. »Sieh zu, dass du mehr über den Mann herausfindest, damit ich weiß, wie ich mit ihm umgehen soll.«
Was er daraufhin erfuhr, war alles andere als beruhigend.
»Wir hatten schon damals das Gefühl, dass Starr
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