Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
vergiftet worden, was die Frage aufwarf, wie der Mörder die Frauen dazu gebracht hatte, das Gift zu schlucken, bevor er in die Franz Valley Road kam. Er musste wohl irgendeinen Platz gehabt haben, wo er die Opfer zumindest für kurze Zeit hinbringen konnte. Ich war mir sicher, dass der Täter in Santa Rosa gewohnt haben musste oder wenigstens irgendeine Unterkunft dort hatte.
Starr hatte, wie ich wusste, einen Wohnwagen in Santa Rosa stehen.
Ich fuhr im strömenden Regen die Mark West Springs Road entlang, bis ich zu einer Gabelung kam. Zu meiner Linken verlief die Franz Valley Road, zu meiner Rechten die Porter Creek Road. An beiden Straßen hatte man Leichen gefunden; ich musste an die Zodiac-Morde in der Lake Herman Road und in Blue Rock Springs denken. In beiden Fällen war der Mörder zu einer Straßengabelung gelangt; einmal hatte er sich auf der Suche nach Opfern nach links gewandt, das andere Mal nach rechts.
Ich folgte der Franz Valley Road, bis ich in die Gegend kam, in der man sieben Leichen gefunden hatte, und stellte meinen kleinen Wagen an der Straße ab. Dann arbeitete ich mich zwischen Bäumen und Büschen hindurch die Schlucht hinunter. Der Mörder musste ungeheuer kräftig gewesen sein, um die Leichen über den Zaun und das Buschwerk hinweg in die Schlucht zu werfen.
Völlig durchnässt ging ich zum Wagen zurück und fuhr bis ans Ende der Franz Valley Road, wo ich feststellte, dass der Mörder selbst dann, wenn er bei der Gabelung der Porter Creek Road gefolgt wäre, bei Calistoga wieder in die Franz Valley Road gekommen wäre. Da wurde mir auch bewusst, wie nahe ich dem Pacific Union College in Angwin war - jenem College, an dem Cecelia Shepard und Bryan Hartnell studiert hatten.
Freitag, 25. April 1980
Als ich nach Santa Rosa fuhr, dachte ich an Dean Ferrin und an die seltsamen Anrufe, die er bekommen hatte, nachdem seine Frau ermordet worden war.
Starr war nicht im Geschäft, als ich vorbeischaute, um ihn zu beobachten, also stieg ich wieder in meinen Wagen und fuhr an seinem Haus vorbei. Alle seine Autos standen da. Da war ein grauer Skylark, ein blau-weißer Corvair und ein VW Karmann Ghia, eine nahezu exakte Kopie von Bryan Hartnells Wagen zur Zeit des Verbrechens vom Lake Berryessa. Starr besaß außerdem zwei Segelboote sowie drei Wohnwagen, die jedoch woanders standen.
Ich nahm an, dass er eine verspätete Mittagspause eingelegt hatte. Um drei Uhr fuhr ich zum Geschäft zurück - doch er war immer noch nirgends zu sehen. Ich beschloss, mir noch einmal das Plakat im Laden anzusehen, dessen Handschrift der des Zodiac so ähnlich war. Wie ich befürchtet hatte, war das Plakat weg. Als ich mich abwandte, fiel mir jedoch etwas anderes auf.
Knapp über Augenhöhe hingen da sechs Klemmbretter mit verschiedenen Notizen. Auf einem der Zettel stand etwas mit Filzstift geschrieben, das eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Handschrift der Zodiac-Briefe aufwies. Die Notiz war von Starr signiert.
Im Police Department von Vallejo hatte man mir gesagt, dass man keine Handschriftenproben von Starr besitze (wenngleich ich in den Polizeiakten Briefe gesehen hatte, die Starr aus der Anstalt geschrieben hatte); sie meinten, dass er nun nur noch mit der Maschine schreibe.
Das Geschäft war ziemlich voll, und ich wusste, dass es kaum möglich war, ein Foto zu machen, ohne dass es auffiel. Außerdem konnte Starr jeden Augenblick zurückkommen - und ich wollte ihm lieber nicht in die Quere kommen. Etwas später ging ich noch einmal mit einem Freund in den Laden, um ein paar Kleinigkeiten zu kaufen. Wir gingen in den hinteren Bereich des Geschäfts, und ich tat so, als würde ich ein Foto von meinem Freund knipsen. Was ich wirklich fotografierte, war die Handschrift auf dem Klemmbrett. Wir alberten herum, um das Ganze möglichst echt aussehen zu lassen, was uns auch gelang.
Jetzt musste ich das Foto entwickeln und vergrößern lassen, und ich beschloss, den besten Fotografen, den ich kannte, mit der Sache zu betrauen, damit ich Morrill etwas vorlegen konnte, mit dem er etwas anfangen konnte.
Ich überlegte, ob ich für den Fall, dass das Foto nicht gut genug ausfallen würde, nicht vielleicht mit Filzstift eine Kopie der Notiz anfertigen und sie an ein braunes Klemmbrett stecken konnte, das genauso aussah wie das an Starrs Arbeitsplatz. Damit würde ich ins Geschäft zurückkehren und das Original gegen meine Kopie austauschen. Ich wusste, dass ich mein Handwerk als Zeichner gut genug beherrschte,
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