Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
um eine Kopie hervorzubringen, die nicht einmal Starr selbst vom Original würde unterscheiden können.
Montag, 28. April 1980
Gary Fong entwickelte den Film für mich.
»Es wird ein bisschen körnig ausfallen«, meinte er.
»Das ist nicht so schlimm«, erwiderte ich. »Ich bin schon froh, wenn ich etwas einigermaßen Brauchbares nach Sacramento schicken kann.«
Irgendwann im Laufe des Nachmittags hatte Gary das Bild so weit vergrößert, dass er mit dem Ergebnis zufrieden war. Ich bekam von ihm ein scharfes, klares Schwarz-Weiß-Bild, das ich um 16.30 Uhr per Eilpost an Morrill nach Sacramento sandte. Die Leute im Postamt versicherten mir, dass er es schon am nächsten Morgen haben würde.
Dienstag, 29. April 1980
Um 10.17 Uhr rief mich Morrill an und teilte mir mit, dass er mein Foto bekommen habe und dass er sich die Handschrift zusammen mit seinem Kollegen Dave DeGarmo angesehen habe.
»Aufgrund der Probe, die Sie mir geschickt haben, kann ich nicht ausschließen, dass es sich um die Handschrift des Zodiac-Killers handelt«, stellte Morrill fest. »Das sieht wirklich gut aus. Könnten Sie uns noch mehr Proben besorgen?«
Ich versprach ihm, noch mehr Material zu liefern.
Und diesmal würde ich den direkten Zugang suchen.
Donnerstag, 1. Mai 1980
Um 20.30 Uhr rief ich Starrs Chef zu Hause an. Ich erklärte ihm, dass ich in einer dringenden und streng vertraulichen Angelegenheit seine Hilfe bräuchte - und zwar in Form von Handschriftenproben von einem seiner Angestellten. Ich betonte, dass es mir nicht um den Inhalt des Geschriebenen ginge, sondern nur um die Schrift selbst. Ich erwähnte nicht einmal Starrs Namen, weil er zu dem Zeitpunkt lediglich ein Verdächtiger unter anderen war, und nicht mehr. Und ich sagte auch nichts davon, dass es um einen Mordfall ging.
»Moment mal! Wollen Sie damit andeuten, dass einer meiner Angestellten ein Krimineller sein könnte?«, wandte Starrs Chef ein. »Sir, ich beschäftige keine Kriminellen!«
»Nein, es geht um Drohbriefe, die jemand in den vergangenen zehn Jahren bekommen hat«, erläuterte ich.
»Ich muss es mir überlegen«, sagte der Chef. »Ich glaube nicht, dass es mir gefallen würde, wenn jemand auf diese Art hinter mir herschnüffeln würde.«
Im Laufe der nächsten Wochen änderte der Mann seine Meinung mehrmals, doch schließlich weigerte er sich, mir Einblick in irgendwelche Unterlagen zu gewähren, die seine Mitarbeiter geschrieben hatten.
Nachdem bereits im Jahr 1971 ein Haussuchungsbefehl gegen Starr vollstreckt worden war, zögerte man im Police Department von Vallejo, einen neuerlichen Durchsuchungsbefehl zu erwirken - vor allem, nachdem Starr jetzt in einem anderen Bezirk lebte. Ich konnte mir gut vorstellen, dass Husted, der ohnehin genug andere Fälle am Hals hatte, nichts dagegen hätte, wenn ein außen Stehender Handschriftenproben sammeln würde. Und Morrill war gern bereit, alle Proben, die ich ihm liefern konnte, zu untersuchen.
Donnerstag, 7. August 1980
Um weitere Handschriftenproben von Starr zu bekommen, ersuchte ich nun Freunde von mir, irgendetwas bei ihm zu kaufen.
»Wissen Sie, ich war einmal Lehrer«, erzählte Starr einer Freundin von mir. »Ich hatte eine achte Klasse, aber am meisten Spaß hat mir der Unterricht in der Grundschule gemacht. Meine Kinder waren wirklich gut - ich hatte da ein Mädchen in der dritten Klasse, das am Ende des Schuljahrs in Mathematik das Niveau der zehnten Schulstufe hatte. Meine ganze Klasse hatte im Lesen das Niveau einer siebten Klasse. Es hat wirklich Spaß gemacht, mit den Kindern zu arbeiten.«
»Ja, das ist ein tolles Alter«, pflichtete ihm meine Freundin bei.
»Ich hatte eigentlich gedacht, dass mein Beruf Zukunft hätte - aber heute bekomme ich nirgends mehr einen Job als Lehrer - darum stehe ich jetzt hier im Geschäft, sechs Tage die Woche für fünf Dollar zweiunddreißig die Stunde. Mein einziger freier Tag ist der Freitag.«
»Arbeiten Sie immer sechs Tage die Woche? Das muss ziemlich hart sein.«
»Ja, nur einmal habe ich ein paar Tage unbezahlt freibekommen, aber das war ohnehin schwer genug«, antwortete Starr.
»Na ja, heutzutage ist es wirklich schwer, in Kalifornien einen Job als Lehrer zu bekommen.«
»Genau, aber morgen Abend werde ich mich um eine Stelle in der Erwachsenenbildung bewerben - zwanzig Wochenstunden zu zehn Dollar die Stunde. Das ist sicher besser als das, was ich hier mache. Obwohl der Job selbst in Ordnung ist. Ich habe gerne mit
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