Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
Leute töten
die ich nachts allein finde dann werde ich
weiterziehen und weiter töten, bis ich
über das Wochenende ein Dutzend Leute
umgebracht habe.
Der San Francisco Examiner und der Vallejo Times-Herald bekamen den unheimlichen Brief ebenfalls, wenn auch mit leichten Abweichungen (»Ich bin der Mörder …«), und dazu je ein Drittel des Geheimtextes.
Die Zeitungen veröffentlichten Teile des Briefes, sahen aber auf Wunsch der Polizei davon ab, den Brief als Ganzes abzudrucken. Dies geschah zu dem Zweck, dass bestimmte Details, die nur der Mörder selbst kennen konnte, zurückgehalten wurden. Diese Vorgangsweise wird in Mordfällen sehr oft praktiziert, damit man sich die Möglichkeit offen hält, den Mörder aufgrund von unwiderlegbaren Beweisen überführen zu können.
Jedes Drittel des chiffrierten Textes bestand aus acht Zeilen mit je siebzehn Symbolen: griechische Zeichen, Morsezeichen, Wettersymbole, Buchstaben des Alphabets, Navy-Zeichen und astrologische Symbole.
Die Zeitungen kopierten die Briefe und übergaben dann das Original sowie den verschlüsselten Text an Detective Lynch. Die Polizei in Vallejo fertigte ihrerseits Kopien des Geheimtextes an und schickte sie an die Naval Intelligence im Mare Island Naval Shipyard, um die Chiffre dort entschlüsseln zu lassen.
Der Times-Herald und der Chronicle druckten ihr Drittel des Geheimtextes am folgenden Tag ab. Am Samstag brachte der Chronicle auf Seite vier folgende Schlagzeile:
Verschlüsselter Hinweis auf Morde. Dieser Geheimtext birgt möglicherweise die Identität des Mörders von Vallejo in sich.
Dies ist der Teil des Textes, den der Chronicle erhalten hat:
Weiter unten folgt der Teil des Geheimtextes, den der Times-Herald erhalten hat. Der Examiner beschloss, seinen Teil des Textes nicht zu drucken - möglicherweise, weil man dort Zweifel hatte, dass der Brief tatsächlich vom Mörder stammte.
In der Naval Intelligence schaffte man es nicht, den Code zu knacken, worauf auch die entsprechenden Bundesbehörden, die National Security Agency und die Central Intelligence Agency, um Mithilfe ersucht wurden.
Der Polizeichef von Vallejo Jack E. Stiltz war nicht ganz davon überzeugt, dass der Brief tatsächlich vom Mörder stammte, und forderte den Autor öffentlich auf, »einen zweiten Brief mit mehr beweiskräftigen Fakten« zu schicken. Stiltz räumte ein, dass der Brief Fakten enthielt, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich waren, meinte aber, dass sie auch ein Zeuge vom Tatort aufgeschnappt haben könnte.
Sonntag, 3. August 1969
Der Examiner druckte schließlich in seiner Sonntagsausgabe sein Drittel des verschlüsselten Textes (siehe unten).
Zusätzlich brachte die Zeitung auch die beiden anderen Drittel der Chiffre, sodass erstmals der gesamte Geheimtext präsentiert wurde.
Donald Gene Harden, ein einundvierzig Jahre alter Lehrer für Geschichte und Wirtschaftskunde an der North Salinas High School, hundertfünfzig Kilometer südlich von San Francisco, hatte schon in seiner Jugend ein Interesse für die Chiffrierung von Texten entwickelt - deshalb las er die Geheimtexte mit besonderem Interesse.
Nachdem er an diesem Sonntagvormittag ohnehin nichts Besseres zu tun hatte, beschloss er, sich den chiffrierten Text etwas näher anzusehen. Er nahm sein altes Handbuch zum Entschlüsseln von Geheimtexten zur Hand (»Secret and Urgent« von Fletcher Pratt), räumte den Esszimmertisch ab, holte sich ein paar gut gespitzte Bleistifte, Lineal und Radiergummi und begann erst einmal damit, herauszufinden, um welches Verschlüsselungsverfahren es sich nicht handeln konnte.
Das Wort Kryptografie, mit dem man die Gesamtheit der Methoden zur Verschlüsselung von Information bezeichnet, leitet sich von den griechischen Wörtern kryptos (»verborgen«) und graphein (»schreiben«) ab. Zum Zwecke der Verschlüsselung eines Textes wird entweder die Reihenfolge der Buchstaben im Klartext systematisch verändert, oder es werden die Buchstaben durch andere Zeichen, Buchstaben oder Symbole ersetzt.
Harden überprüfte zuerst die Häufigkeit, mit der die verschiedenen Symbole im Text auftauchten. Er wusste, dass der Buchstabe E in der englischen Sprache am häufigsten vorkommt, gefolgt von T, A, O, N, I, R und S. Die häufigsten Buchstabenkombinationen im Englischen sind TH, HE und AN. Mehr als die Hälfte aller Wörter enden mit E und mehr als die Hälfte aller Wörter beginnen mit T, A, O, S oder W. Des Weiteren berücksichtigte Harden die Tatsache,
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