Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
dass Paul Darlene immer wieder bedrängt habe und ihr auch oft gefolgt sei. Darlene hatte angeblich »eine Höllenangst vor ihm und war nur deshalb freundlich zu ihm, damit sie ihn sich vom Leib halten konnte«, erzählte mir Lynch später. »Paul war nicht wirklich aggressiv, aber er war einer von diesen Typen, die sich nicht leicht abwimmeln lassen. Wir haben eine ganze Woche gebraucht, um ihn zu finden.« Lynch bekam schließlich den Tip, dass der Paul, den sie suchten, in einer Bar in Benicia beschäftigt sei. Sie wandten sich an Detective Sergeant Bidou in Benicia, der eine Adresse von Paul aus dem Jahr 1966 fand. Lynch und Rust suchten zuerst - ohne Erfolg - in einigen Bars in Benicia, ehe sie die alte Adresse in der »D« Street überprüften und sich mit der Hausbesitzerin unterhielten. Die Frau gab an, Paul vor etwa einem Monat gesehen zu haben. Sie beschrieb den Barkeeper als einen »rundlichen Mann mit glattem schwarzem Haar.«
Um 20 Uhr rief sie Rust im Police Department Vallejo an und berichtete ihm, dass sie ein wenig herumtelefoniert und dabei erfahren habe, dass Paul jetzt in Yountville, zwischen Napa und Lake Berryessa, lebe. Die Ermittler fuhren unverzüglich hin und trafen Paul, der inzwischen als Heizungsbauer tätig war, zu Hause an.
»Ich kenne Darlenes Freunde nicht,« betonte er ziemlich unwirsch.
»Wir wollen ja nur wissen, wo Sie am vierten Juli waren.«
»Ich war bei einem Softballspiel von einem Team, das vom Police Department in Napa gesponsert wird. Polizisten sind mir nämlich sympathisch«, fügte er schroff hinzu. »Das Spiel fing um halb elf Uhr an, und danach fuhr ich gleich nach Hause. Nach dem Mittagessen sah ich mir ein Feuerwerk der Veteranen an. Um sieben war ich wieder zu Hause, und da blieb ich dann auch.«
Pauls Frau bestätigte seine Angaben.
Lynch war ziemlich enttäuscht. Einer seiner Kollegen erzählte mir später: »Die Ermittlungen schienen sich zuerst ganz auf diesen Kerl zu konzentrieren. Wir waren praktisch alle hinter diesem Paul her. Der Mann hatte sogar einmal im Elk’s Club in Blue Rock Springs gearbeitet. Aber wir überprüften sein Alibi - es war absolut wasserdicht.«
Mike nahm sich eine kleine Wohnung, sein »Versteck«, wie er es nannte, färbte sich die Haare rot und wurde zur weiteren Behandlung seines Armes und Beines regelmäßig von seinem Vater ins Krankenhaus gefahren und wieder abgeholt. Später zog er zu seiner Mutter und seinem Bruder nach Südkalifornien.
»Wir waren uns alle einig«, erzählte mir Carmela später mit Schaudern, »dass Mike gewusst haben muss, wer der Mörder war - sonst wäre er wohl nicht so einfach abgehauen. Und sie wird ihn wohl auch gekannt haben.«
Lynch fragte Mike schließlich, warum er so viele Lagen Kleidung übereinander getragen hatte. »Er sagte«, erzählte mir Lynch, »dass er sich geschämt habe, weil er so dünn war. Er zog so viel an, damit er kräftiger aussah.«
»Ziemlich unbequem am vierten Juli«, sagte ich.
Aber was war mit dem fehlenden Türgriff, der plötzlich auf so eigentümliche Weise an seinen Platz zurückgekehrt war, nachdem die Polizei den Wagen in Gewahrsam genommen hatte? Es deutete einiges darauf hin, dass der Mörder Polizist war, oder zumindest jemand, der irgendwie mit der Polizei zu tun hatte, damit er in der Lage sein konnte, den Türgriff wieder zu montieren. Da fiel mir die Nachricht ein, die Rust den Kriminaltechnikern übermittelt hatte: »Sucht im Bereich des Türgriffs nach weiteren Kugeln.« Die Techniker taten das und montierten danach wahrscheinlich, ohne zu überlegen, den Griff, nachdem sie ihn vielleicht unter dem Vordersitz gefunden hatten, wo ihn der Mörder liegen gelassen haben könnte.
Später besuchte Jack Mulanax, der energische breitschultrige Polizist, der den Fall Ferrin übernehmen sollte, der viel größer wurde als sich irgendjemand hätte träumen lassen, sogar Darlenes ersten Ehemann in Santa Cruz auf, um ihm auf den Zahn zu fühlen. »Der Typ ist ziemlich klein. Ich war mir sicher, dass er nicht der Mörder sein kann«, erzählte er mir.
Rust und Lynch setzten sich mit Linda zusammen, um eine Skizze von dem Mann anzufertigen, der damals beim Streichen des Hauses dabei gewesen war. »Ich saß bei der Polizei, und der Zeichner machte die Skizze nach meinen Angaben. Das hat ein paar Stunden gedauert«, erzählte sie mir. »Danach legten sie mir eine lange Liste von Namen vor, und ich musste diejenigen einkreisen, die ich an dem Tag gesehen hatte,
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