Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
sie nun beobachtete. Zwanzig Minuten später fuhr er weg.
Um vier Uhr parkte Bryan seinen schwarzen Karmann Ghia nahe beim See am Straßenrand. Es standen keine anderen Autos in der Nähe. Die beiden jungen Leute gingen ein paar hundert Meter zu Fuß zu den beiden großen Eichen am See.
»Wenn das Wasser höher steht, ist das hier eine richtige Insel«, erzählte ihr Bryan. »Es ist wirklich schön da draußen.«
Die beiden fanden einen halben Kilometer von der Straße entfernt auf einer Halbinsel am Westufer des Sees ein kühles Plätzchen für ihr Picknick. Und so saßen sie dann etwa eine Stunde eng umschlungen auf ihrer Decke am See.
Der See ist von sanften Hügeln umgeben, und an diesem Nachmittag spiegelte sich die Sonne in dem ruhigen Gewässer, das sich vor ihnen ausbreitete. Die beiden sahen Goat Island vor sich und zu ihrer Linken gelegentlich ein Boot vorüberfahren. Der Strand, an dem sie lagen, war menschenleer, und die Büsche, die das Ufer säumten, machten ihr Plätzchen noch abgeschiedener, als es ohnehin schon war.
Einen guten Kilometer weiter hatte ein Zahnarzt seinen Wagen abgestellt, um mit seinem Sohn zum Strand hinunterzugehen. Den beiden fiel keine hundert Meter entfernt auf der anderen Seeseite in einer Bucht ein Mann auf, der sie offensichtlich beobachtete. Er war etwa einen Meter achtzig groß, stämmig gebaut und mit einer dunklen Hose und einem langärmeligen dunklen Hemd bekleidet. Der Mann schien einfach nur am Fuße der Hügel zwischen der Straße und dem See spazieren zu gehen.
Als der Fremde merkte, dass der Zahnarzt und sein Sohn ihn gesehen hatten und dass der Sohn noch dazu ein Gewehr bei sich hatte, drehte er sich abrupt um und stieg nach Süden den Hügel hinauf, die Hände in seiner blauen Windjacke vergraben.
Reifenspuren zeigten, dass der Wagen des stämmigen Mannes direkt hinter dem Auto des Zahnarztes geparkt war. Der Mann hatte möglicherweise verschiedene Autos an der Straße unter die Lupe genommen. Als er das allein stehende Auto sah, ging er wahrscheinlich zum See, um zu sehen, wem es gehörte.
Der Fremde kehrte zu seinem Wagen zurück und fuhr einen guten Kilometer weiter südwärts, bis er den weißen Karmann Ghia sah, hinter dem er stehen blieb.
Langsam ging er vom Highway zu einer Schotterstraße hinunter. Etwa 200 Meter vom Highway entfernt erstreckte sich zu seiner Linken ein kleines Wäldchen und sumpfiges Land. In der Ferne sah er eine lange Halbinsel ohne Bäume und Büsche, die mehr als 300 Meter weit in den See hineinragte. An der Spitze der Halbinsel standen zwei stämmige Eichen, unter denen ein Junge und ein Mädchen auf einer Decke lagen.
Offensichtlich wollte er sich an das »Wild«, das er aufgespürt hatte, heranpirschen und es überraschen - keine einfache Aufgabe, wenn man bedachte, dass er eine relativ große offene Fläche zu überwinden hatte, um ans Ziel zu gelangen.
Cecelia sah in der Ferne die Gestalt eines Mannes. Sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, doch er schien sie zu beobachten. Der Mann war kräftig gebaut und hatte dunkelbraunes Haar. Er verschwand schließlich etwa 250 Meter entfernt zwischen den Bäumen.
Einige Augenblicke später sah sie den stämmigen Mann erneut, wie er aus dem Wäldchen heraustrat und auf sie zukam. Sie hörte sofort auf, mit Bryan in Erinnerungen zu schwelgen, und machte ihn darauf aufmerksam, dass sie Gesellschaft bekamen. Bryan lag auf dem Rücken - mit dem Kopf in Richtung des stämmigen Manns, der über dem steinigen Boden langsam auf sie zukam. Cecelia lag auf dem Bauch, das Gesicht dem Ufer zugewandt, den Kopf an Bryans Schulter. Der Mann war inzwischen schon sehr nahe gekommen.
Die abendliche Brise wehte ihr etwas Staub in die Augen, und als sie den Kopf wieder hob, war die dunkel gekleidete Gestalt verschwunden. Es war so ein angenehmer Abend, dass sich Bryan nicht einmal die Mühe machte, sich umzudrehen, aber Cecelia war ziemlich beunruhigt. Als sie den Fremden so nahe vor sich gesehen hatte, war er ihr viel bedrohlicher erschienen als noch aus der Ferne. Er war mit langsamen, schweren Schritten gegangen. Wie konnte es sein, dass er so plötzlich verschwunden war?
Einige Augenblicke später hörte Bryan Blätter rascheln. »Hast du deine Brille auf?«, fragte er. »Sieh doch mal nach, was da drüben los ist.«
»Es ist dieser Mann,« sagte sie.
»Ist er allein?«
»Er steht jetzt hinter einem Baum.« Bryan dachte zuerst, sie meinte einen Baum in dem Wäldchen ein paar hundert
Weitere Kostenlose Bücher