Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers

Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Graysmith
Vom Netzwerk:
immer wieder gedacht, als er zur Straße hinaufgekrochen war. Er war sicher, dass der vermummte Mann sie für tot gehalten hatte, als er weggegangen war. »Ich glaube, ich hatte ganz einfach Angst vor dem Sterben. Ich kann mich gar nicht erinnern, dass ich allzu große Schmerzen gehabt hätte; durch den Schock spürte ich relativ wenig«, berichtete er. »Aber sie hatte Schmerzen, entsetzliche Schmerzen.«
    »Sie haben schrecklich gelitten«, teilte White später Dave Smith von der L. A. Times mit. »Das Mädchen hat mich immer wieder angefleht, dass ich ihr irgendetwas gegen die Schmerzen geben soll, oder etwas, das sie ohnmächtig werden lässt. Sie lag am Boden und wand sich vor Schmerzen und ich konnte kaum noch ihren Puls fühlen. Ich überlegte verzweifelt, was ich tun sollte. Sie haben nicht mehr geblutet, aber sie hatten so viele Stichwunden.«
    Der Mann hatte vierundzwanzig Mal auf Cecelia eingestochen.
    »Da fiel mir etwas ein, das ich irgendwann mal gehört hatte«, fuhr White fort. »Wenn man sich irgendwo kratzt, wo man keine Schmerzen hat, soll das angeblich helfen, sich von den Schmerzen abzulenken. Das sagte ich dem Mädchen. Sie versuchte es, und sagte mir, dass es für ein paar Minuten helfen würde - aber dann bat sie mich gleich wieder, ihr irgendetwas gegen die Schmerzen zu geben.«
    Als die beiden Opfer schließlich ins Krankenhaus gefahren wurden, war ihr Zustand kritisch. Das Mädchen wurde fast die ganze Nacht hindurch operiert.
    »Cecelia hatte die ganze Fahrt über solche Schmerzen«, erzählte mir Bryan, »bis sie irgendwann so weggetreten war, dass sie es nicht mehr mitbekam. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn niemand gekommen wäre … Also, Cecelia wäre mit Sicherheit noch am Tatort gestorben, und ich vielleicht auch - am Blutverlust. Auch wenn keine lebenswichtigen Organe verletzt sind, stirbt man irgendwann, wenn man zu viel Blut verloren hat.«
    Die Meldung des Verbrechens am Lake Berryessa lief um 19.13 Uhr im Sheriff’s Office von Napa ein. Officer Dave Collins und Deputy Ray Land, der Bruder von Ranger Dennis Land, wurden zum Tatort geschickt.
    Um 19.40 Uhr, eine Stunde und zehn Minuten nach dem Verbrechen, klingelte im Polizeirevier von Napa das Telefon.
    »Napa Police Department, Officer Slaight.«
    »Ich möchte einen Mord melden - nein, einen Doppelmord«, sagte der Anrufer. Slaight schätzte den Mann der Stimme nach auf Anfang zwanzig. Es war eine auffallend ruhige Stimme.
    »Sie liegen drei Kilometer nördlich von Park Headquarters. Sie waren mit einem weißen VW Karmann Ghia unterwegs.«
    »Von wo rufen Sie an?«, fragte Slaight nach kurzem Zögern.
    »Ich bin der, der es getan hat«, sagte der Mann mit kaum hörbarer Stimme.
    Der Officer hörte, wie der Hörer niedergelegt wurde, ohne dass die Verbindung unterbrochen wurde. »Sind Sie noch da?«, fragte Slaight. »Sind Sie noch da?« Dass die Verbindung noch aufrecht war, erkannte er daran, dass er im Hintergrund Autos vorbeifahren hörte. »Ich hatte irgendwie den Eindruck, dass Leute in der Nähe waren«, berichtete er später. »Ich glaube, ich habe Frauenstimmen im Hintergrund gehört, aber ich konnte mich nicht so darauf konzentrieren, weil ich auf einer anderen Leitung im Sheriff’s Office von Napa anrufen musste. Ich meldete den Anruf und fragte dann in der Zentrale, ob der Anruf zurückverfolgt werden könne.«
    Tatsächlich fand die Polizei schnell heraus, dass der Anruf von einer Telefonzelle in der Main Street gekommen war, die bei der Autowaschanlage in Napa stand. Die Zelle war nur viereinhalb Blocks vom Polizeirevier entfernt, und genau 43 Kilometer vom Tatort. Die Polizei konnte einen guten Handabdruck am Hörer sicherstellen. Der Abdruck musste mit künstlichem Licht getrocknet werden, bevor man ihn mit Pulver bestäuben und sichern konnte. Ein Abdruck muss trocken sein, da das Pulver sonst an allen feuchten Stellen haften bleibt, anstatt nur am abgesonderten Fett, wie man es für einen aussagekräftigen Abdruck benötigt.
    Dass der Mörder die beiden jungen Leute für tot hielt, ließ vermuten, dass er den See unverzüglich verlassen hatte.
    Angesichts der vielen Einbahnstraßen in Napa und des Standortes der Telefonzelle kam ich zu dem Schluss, dass Zodiac sich in Napa genauso gut auskennen musste wie in Vallejo. Er war wohl auf der First Street bis zum Polizeirevier gefahren, in die Main Street eingebogen und hatte dann von der Telefonzelle aus auf dem Revier angerufen. Danach musste der

Weitere Kostenlose Bücher