Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
Mörder auf der Soscol Avenue zum Highway 29 gefahren sein, und nachdem er nicht in Richtung See zurückfahren konnte, musste er südwärts nach Vallejo gefahren sein. Ob er vielleicht sogar in Vallejo wohnte?
Der Mörder genoss es offenbar, seine Anrufe in der Nähe der Polizei zu machen - schließlich hätte er ja auch irgendwo auf der Rückfahrt vom See anrufen können. Und wie zuvor hatte er in einer Gegend zugeschlagen, wo die polizeiliche Zuständigkeit nicht ganz eindeutig war.
Der zähe bullige Detective Sergeant Kenneth Narlow vom Sheriff’s Office von Napa County übernahm die Ermittlungen und gab sofort die Anweisung aus, in der Gegend des Sees nach eventuellen Zeugen zu suchen, die vielleicht einen Verdächtigen gesehen haben könnten. »Als ich den Anruf aus dem Büro bekam«, erzählte mir Narlow, »da fuhr ich sofort ins Krankenhaus, um mit den Opfern zu sprechen. Es hätte ja keinen Sinn gehabt, gleich zum See zu fahren. Aber als ich kam, war Cecelia Shepard bewusstlos.«
Als Narlow schließlich zum Tatort kam, verdüsterte sich sein breites, braun gebranntes Gesicht vor Zorn. Irgendjemand hatte die bunte Wolldecke und die Wäscheleine weggenommen, bevor er sie als Beweismittel sicherstellen konnte.
Als Nächstes sah sich Narlow den weißen VW an, und seine Nackenhaare stellten sich auf, als er die Beifahrertür sah. Der Mörder hatte mit schwarzem Filzstift an die Tür geschrieben:
Vallejo
12-20-68
7-4-69
Sept 27-69-6:30
per Messer
Die Zahlen waren Narlow durchaus geläufig. Es waren Datumsangaben der Morde in den Bezirken Vallejo und Solano.
Da war ein Wahnsinniger unterwegs, der die ganze Gegend unsicher machte und der nun auch weiter im Norden zuschlug.
Die Kriminaltechniker entdeckten Reifenspuren vom Auto des Täters und fertigten Gipsabdrücke davon an. Die beiden Vorderreifen hatten unterschiedliche Größen gehabt und waren schon sehr abgefahren.
Eine eingehende Untersuchung von Deputy Collins förderte einen merkwürdigen Fußabdruck zutage, der zu Bryans Wagen führte - an die Stelle, wo etwas an die Tür geschrieben worden war. Die gleichen Abdrücke führten auch zum Tatort und wieder zurück zur Straße. Auch von den Fußspuren des Mörders wurden Gipsabdrücke angefertigt. Die Spuren waren auffallend tief. Narlow ließ einen seiner schwereren Kollegen neben den Abdrücken hergehen. Der Mann wog 95 Kilo, sank aber nicht so tief ein wie der Zodiac-Killer. »Ja, wir haben die Sache getestet, um herauszufinden, wie schwer man sein muss, um einen solchen Fußabdruck zu hinterlassen«, erzählte mir Narlow, »und das Ergebnis war, dass der Mörder knapp hundert Kilo wiegen musste.« Sie hatten es also mit einem korpulenten Mann zu tun; die deutlichen Fersenabdrücke ließen darauf schließen, dass der Mann nicht gerannt war, als er den Tatort verließ.
»Ich habe den Kerl damals als richtig dick beschrieben«, erzählte mir Bryan Hartnell später. »Ich weiß nicht, er könnte ja auch nur eine dick gefütterte Jacke getragen haben. Und es ist auch nicht ausgeschlossen, dass er eine Perücke aufhatte und in Wirklichkeit viel hellere Haare hatte, als ich damals sagte.«
Narlow kniete sich auf den sandigen Steinboden und betrachtete die Fußspuren eingehend. Zwischen Absatz und Sohle war ein kleiner Kreis mit irgendeinem Aufdruck zu erkennen. »Der Kreis war klar zu erkennen, nicht aber, was drinstand. Trotzdem fanden wir den Hersteller dieser Schuhe«, berichtete Narlow. Er fand heraus, dass es sich um einen Schuh handelte, der die Bezeichnung »Wing Walker« trug. »Das Obermaterial wird von der Weinbrenner Shoe Company hergestellt, die in Merrill, Wisconsin, daheim ist, ungefähr dreißig Kilometer von meiner Heimatstadt entfernt. Die Sohle wird von Avon in Massachusetts hergestellt - darauf bezieht sich das Zeichen in dem kleinen Kreis.« Über eine Million Paar dieser Schuhe wurden im Zuge eines staatlichen Auftrags produziert. Nicht weniger als 103 700 Paar dieser »Wing Walkers« wurden nach Ogden, Utah, geliefert und an verschiedene Einrichtungen von Air Force und Navy an der Westküste verteilt. All das deutete darauf hin, dass der Mörder in irgendeiner Weise etwas mit dem Militär zu tun haben könnte.
»Ich glaube nicht, dass der Mörder den beiden gefolgt ist«, meinte Narlow, »und zwar deshalb, weil sie ganz spontan beschlossen haben, zum See zu fahren. Das war absolut nicht geplant - ja, sie hatten eigentlich sogar vorgehabt, am Abend in die Stadt zu fahren.
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