Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
Mitglieder, insbesondere die Bässe und Baritone. Aufgrund von Vergleichen der Handschriften sowie der äußeren Erscheinung der Männer mit der des Mörders konnte man ausschließen, dass irgendein aktueller oder ehemaliger Darsteller des Oberhofhenkers als Zodiac infrage kam. Toschi kam deshalb zur Auffassung, dass es sich bei dem Killer wahrscheinlich nur um einen Liebhaber der Opern von Gilbert und Sullivan handelte.
Ich fand heraus, dass die Lamplighters am Abend von Paul Stines Ermordung für »The Mikado« geprobt hatten, dessen erste Aufführung eine Woche später stattfinden sollte. Das Theater war etwa dreizehn Blocks vom Tatort entfernt.
Noch interessanter war die Tatsache, dass während der ganzen Zeit, in der »Mikado« am Theater lief, kein Brief des Zodiac kam. Die letzte Aufführung fand am Freitag, den 7. November, statt. An den beiden folgenden Tagen wurden zwei Zodiac-Briefe aufgegeben.
Zodiac schrieb in den vier Monaten nach dem Überfall auf Kathleen Johns vier Briefe, in denen er vor allem seinem Wunsch nach Aufmerksamkeit Ausdruck verlieh. Erst im vierten Brief wurde der Horrortrip schließlich erwähnt. Warum sprach er gerade jetzt davon? Der Chronicle druckte seine Briefe nicht mehr ab, und die Polizei hegte Zweifel daran, dass Zodiac überhaupt jemanden töten würde. Vielleicht griff der Mörder nach irgendetwas Konkretem, um zu beweisen, dass er noch aktiv war. Deshalb vielleicht die Zeilen:
… die Frau & ihr Baby, die ich
vor ein paar Monaten einmal zu einem
recht interessanten meerstündigen Ausflug
mitgenommen habe der damit geendet hat
dass ich ihren Wagen angezündet habe …
Wie, so fragte ich mich, hätte Zodiac jetzt auf diesen Vorfall kommen sollen, wenn er nicht der Mann war, der die Frau in jener Nacht ermorden wollte? Nur ein kleines Blatt, die Modesto Bee , hatte am Tag darauf erwähnt, dass Kathleens Wagen angezündet worden war. Wenn Zodiac nicht der Täter war, so musste er nahe genug bei Modesto leben, um den Artikel gelesen haben zu können.
Ich vermutete eher, dass Zodiac deshalb nicht früher von dem Vorfall gesprochen hatte, weil er tatsächlich der Täter war und Angst hatte, Kathleen könnte sich so gut an ihn erinnern, dass die Polizei bald an seine Tür klopfen könnte.
Zu dieser Zeit tauchte Kathleen Johns unter, sodass ich sie erst am 18. Februar 1982 finden konnte, um mit ihr zu sprechen.
Im Zusammenhang mit den Zodiac-Briefen ist auch interessant, dass der Killer es sich offenbar zur Gewohnheit gemacht hatte, an den Jahrestagen seiner Morde oder versuchten Morde Briefe abzuschicken. So schrieb er genau ein Jahr nach den Morden in der Lake Herman Road einen Brief, und genauso am 22. März 1971, an dem sich sein Angriff auf Kathleen Johns zum ersten Mal jährte.
Mittwoch, 6. Oktober 1970
In der Post des Chronicle fand sich eine einfache weiße, etwa sieben mal zwölf Zentimeter große Karte mit einer Botschaft, die der Absender mithilfe von Ausschnitten aus dem Chronicle vom Vortag verfasst hatte. Dazu hatte er mit Blut ein Kreuz gemalt. Die Botschaft war mit Montag, 5. Oktober 1970, datiert und lautete folgendermaßen:
SEHR GEEHRTER HERR CHEFREDAKTEUR,
Sie werden nicht erfreut sein, aber ich muss es Ihnen einfach
sagen.
DAS TEMPO LÄSST NICHT NACH! JA,
WIR HABEN JETZT NUMMER 13
›Manche von ihnen haben gekämpft
Es war furchtbar‹
Unter der »13« befand sich ein Kreuz, mit Menschenblut gemalt, und ein Postskriptum auf der linken Seite der Karte:
ES WIRD BERICHTET
Stadtpolizei-Schweine-Bullen sind
mir auf den Fersen, Falsch
Ich bin in Sicherheit, Wie hoch
ist das Kopfgeld schon?
Ganz rechts stand das Wort »Zodiac« in Antiquaschrift neben einem großen Zodiac-Symbol, wobei das Kreuz diesmal aus Klebestreifen bestand. Der Schreiber hatte dreizehn Löcher in die Karte gestanzt, die für seine Opfer standen.
Armstrong und Toschi glaubten zwei Tage lang, dass es sich um einen echten Zodiac-Brief handelte, legten ihn dann aber als das Werk eines Nachahmungstäters zu den Akten.
Das Beweismaterial im Zodiac-Fall füllte bereits einen feuerfesten Schrank aus grauem Stahl mit vier großen Schubladen.
Mittwoch, 28. Oktober 1970
Paul Avery, der Top-Enthüllungsjournalist des Chronicle , hatte die meisten Berichte über die Zodiac-Morde geschrieben. Er war deshalb nicht weiter überrascht, als der nächste Brief des Killers, sein fünfzehnter, nicht an den Chronicle adressiert war, sondern an Avery persönlich.
Diesmal hatte Zodiac eine bunte
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