Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
gestanden und entdeckt hatte, dass er ihre Taten nicht länger als die einer fehlgeleiteten Hausfrau rechtfertigen konnte. Diese Erkenntnis hatte ihn fast entzweigerissen.
Das Wasser war bereits kalt geworden, als sie sich aus der Wanne erhoben und abduschten. Michael drehte Cassandra um, schlang ihr den Arm um die Taille, strich ihr das nasse Haar aus dem Nacken und küsste das Symbol, das sie mit ihm verband. Er gab sich kurz dem Glauben hin, sie ganz haben zu können, und zog sie an sich. Von der friedvollen Wärme des Wassers benetzt, schloss Michael die Augen und malte sich aus, der morgige Tag könnte ebenso vollkommen sein wie dieser Moment, auch wenn er wusste, dass es nicht so sein würde.
22
Cassandra wurde von einem lauten Pochen aus dem Schlaf gerissen, dem ein stechender Schmerz in der Bauchgegend folgte. O Gott. Sie öffnete blinzelnd die Augen und kniff sie beim Anblick des schmerzlich grellen Lichts sofort wieder zusammen. Dabei war es noch nicht einmal Tageslicht.
Es klopfte erneut. Mit an den Kopf gepressten Händen zwang sie sich in eine aufrechte Position, während sie ihren nackten Körper unter der Bettdecke verbarg.
Michael saß in voller Montur auf der Bettkante. Er trug einen schwarzen Tarnanzug, den sie schon bald als die Standardkleidung der Renegades kennenlernen sollte. »Vielleicht willst du lieber den hier anziehen«, sagte er und hielt ihr einen zu großen blauen Bademantel hin. »Sterling ist da. Er will die verschlüsselte Leitung zu deinem Vater einrichten.«
»Mit freundlichen Grüßen von Emma?«, fragte Cassandra, als sie den Mantel nahm. »Du siehst mich nämlich lieber hüllenlos.« Sie versuchte zu lächeln, doch ihre Augen schmerzten, und es geriet zu einer Grimasse. »Und ich habe am liebsten nichts an.«
»Der Bademantel kommt tatsächlich von Emma«, gab er zu und drückte ihr einen Kuss auf den Mund, warm und sinnlich. Ihr rutschte ein kurzer, wohliger Laut heraus, als er hinzufügte: »Du hast recht, hüllenlos ist mir tatsächlich lieber … an dir.« Seine Stimmung änderte sich, wurde düster. Angst prägte seine harten Gesichtszüge. »Deine Augen sind immer noch schwarz.«
Sie krümmte die Hand an seiner Brust. »Mir ist auch wieder schlecht – es wird aber allmählich besser.« Hoffentlich. Als es wieder klopfte, platzte ihr beinah der Schädel. Na schön, vielleicht befand sie sich doch nicht auf dem Weg der Besserung. »Er soll endlich damit aufhören!« Das Hämmern machte sie völlig fertig.
Als sie mit den Armen in den Bademantel schlüpfte, wanderten seine Augen über ihre nackten Brüste, dennoch hielt er sich zurück, obwohl er in Betracht zog, sie anzufassen – die schiere Begierde in seinen Augen verriet es. Unvermittelt zog er sie an sich und küsste sie leidenschaftlich, sodass sie atemlos und keuchend zurückblieb, als er sich erhob und zur Tür schlenderte. Dieser Kuss enthielt eine Botschaft, die es zu entschlüsseln galt, doch es blieb keine Zeit. Er öffnete bereits die Tür. Cassandra band den Gürtel des Bademantels in der Taille und rutschte zur Bettkante.
Als Sterling und Kelly die kleine Wohnung in Beschlag nahmen, war der Raum im Nu von Leben erfüllt. Michael und Caleb blieben in der Diele, was die Frage aufwarf, worüber die beiden reden mochten.
»Ich hab Kaffee mitgebracht.« Kelly schwebte in einer Wolke aus Jasmin-Parfum durchs Zimmer, eine schwarze Hose lugte unter ihrem weißen Arztkittel hervor. »Und Klamotten, die wahrscheinlich nicht besonders gut passen, aber besser sind als nichts.« Sie hielt eine kleine Henkeltasche in die Luft. »Emma hat eine Kulturtasche mit diversen Hygieneartikeln bestückt.«
»Ich muss diese Emma wirklich kennenlernen«, sagte Cassandra. »Klingt, als wäre sie die Mutter der Nation.«
»Wo bleibt eigentlich mein Kaffee?«, fragte Sterling, der hinter Kelly hereinstapfte. In der Armeekleidung und mit der über der Schulter hängenden Laptoptasche wirkte er so gut wie neu. Er salutierte vor Cassandra. »Danke für die nächtliche Wache am Krankenbett.«
»Jederzeit wieder«, erwiderte Cassandra, »trotzdem wollen wir es nicht zur Gewohnheit werden lassen.«
»Den Kaffee kannst du dir abschminken, Sterling«, sagte Kelly. Sie stellte die Tasche auf den Boden und setzte sich neben Cassandra. Dann hielt sie ihr einen Pappbecher mit Kaffee hin, während sie Sterling einen strengen Blick zuwarf. »Ich habe dich gerade erst vom Infusionstropf abgehängt.«
»GTECH, Süße.« Er packte die
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