Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
trägst.«
»Was?«, keuchte sie. »Warum? Was ist denn los?«
»Du musst es mir versprechen, Cassandra. Unter allen Umständen. Was auch passiert, du sagst nichts.«
»Ich … okay. Ja. Wir haben uns doch schon darauf geeinigt, dass ich …« Er küsste sie, erstickte ihre Einwände mit einem innigen, leidenschaftlichen Kuss, der deutlich machte, dass er sie liebte, und dennoch damit endete, dass er im Wind verschwand.
Ihre Augen brannten, etwas Nasses klebte an ihren Wangen. Wo auch immer Michael hingegangen war – er glaubte nicht, dass er wiederkommen würde.
4
Als Cassandra am Montagmorgen fieberhaft nach ihren Schlüsseln suchte, blieb sie wie angewurzelt in der schmalen Diele stehen. Sie trug bereits ihre Uniform und hatte die Handtasche über die Schulter geworfen, als sie Michaels Geruch wahrnahm.
In den schattigen Nischen ihres Verstands nahm eine Erinnerung Gestalt an. Das Gefühl, mit kribbelndem Nacken aufzuwachen – was seit kurzem der Fall war, wenn er sich in der Nähe befand. War er etwa hier gewesen, während sie geschlafen hatte?
Sie schüttelte den Kopf. Nein, das war doch verrückt. Seit Samstagabend hatte sie ihn weder gehört noch gesehen. Mit einem Blick zur Wanduhr schüttelte sie den Gedanken ab; sie würde noch zu spät kommen. Am Vormittag sollten zehn Labortechniker eintreffen, um eine Testreihe anzustoßen, bei der die Hirnwellen der Soldaten gemessen werden sollten, und es musste noch einiges vorbereitet werden.
Nach einer weiteren zehnminütigen Suchaktion gab sie entnervt auf und rief Kelly an, um sich von ihr abholen zu lassen. »Du hast deine Schlüssel verlegt?«, spottete Kelly. »Das sieht meiner Cassandra aber gar nicht ähnlich.«
Fünf Minuten später fuhr Kelly in ihrem blauen Camry vor und stieß die Beifahrertür auf.
»Da ist irgendwas im Busch«, sagte Cassandra, als sie im Auto saß und die Ereignisse des Wochenendes Revue passieren ließ.
»Dass Adam damit zu tun hat, reicht schon, um mich nervös zu machen«, sagte Kelly und warf ihr einen besorgten Blick zu. »Auch wenn in deinen Profilen steht, dass er aggressiv innerhalb normaler Grenzen ist. Wenn du ihm in die Augen siehst, schaut das Böse zurück. Wetten, dass deine Hirnwellentests eine größere Offenbarung werden als die Entdeckung des X2-Gens?«
Cassandras Handy klingelte. Sie fischte es aus der Handtasche und wünschte sich im Stillen, dass sich Michael meldete. Stattdessen war es nur einer ihrer Mitarbeiter. Als das kurze Gespräch beendet war, legte sie besorgter auf als je zuvor.
»Okay, Kelly. Jetzt weiß ich definitiv, dass etwas nicht stimmt. Mein Mitarbeiterstab hat ein Memo erhalten, dass alle Soldaten, die für den Hirnwellentest vorgesehen waren, auf unbestimmte Zeit neu zugewiesen wurden.«
»Neu zugewiesen?«, schauderte Kelly, während sie auf den Hauptparkplatz flitzte. »Was soll das heißen? Auf eine andere Basis? Die GTECHs?«
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Cassandra. Sie zeigte über den Parkplatz auf ihren Vater, der dort mit einem ranghohen Offizier ins Gespräch vertieft war. »Ich werde es aber auf jeden Fall herausfinden.« Der Wagen war kaum zum Stehen gekommen, da stieg Cassandra auch schon mit umgehängter Tasche aus. »Wir sehen uns im Labor.« Sie schlug die Tür zu und rauschte mit klappernden schwarzen Stöckelschuhen über den Asphalt davon.
»Vater!«, rief sie, um sicherzugehen, dass er sie auch zur Kenntnis nahm und sich nicht heimlich verdrückte.
Er warf einen flüchtigen Blick über die Schulter, winkte ihr kurz zu und setzte seine Unterhaltung fort. Kurz bevor Cassandra die Männer erreichte, salutierte der Offizier und stapfte über den Parkplatz davon.
»Ich muss zu einem Meeting«, sagte ihr Vater. »Was immer du hast, es wird warten müssen.« Er setzte sich in Bewegung und ließ sie links liegen.
Um mit ihm Schritt halten zu können, ging sie doppelt so schnell und erhob die Stimme. »Ich habe gerade erfahren, dass einige GTECHs aus meiner Studie neu zugewiesen wurden. Warum hat man mich nicht davon unterrichtet?«
»Du wirst zur gleichen Zeit instruiert wie alle anderen«, sagte er und legte noch einen Zahn zu.
Sie packte seinen Arm. »Fertige mich nicht ab, als wäre ich einer deiner Soldaten.« Offenbar hatte er vergessen, dass sie genauso starrköpfig wie ihre Mutter sein konnte, wenn sie Antworten verlangte. »Du hast mich für diesen Job engagiert. Um ihn ordentlich erledigen zu können, muss ich wissen, was hier vorgeht. Ich kann
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