Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
die Art von ›Gefahr‹ bin, auf die du stehst.«
Diese vertraute, sinnliche Stichelei aus vergangenen Tagen führte ihr ungebeten ein Bild von Michael vor Augen: Er war an sie gepresst, und seine Hand strich an ihrem Kleid hinauf. Cassandra kniff die Augen zusammen und fluchte lautlos. Als sie sie wieder öffnete, bedachte sie ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. Wie mächtig war Michael inzwischen geworden? Konnte er solche Gedanken suggerieren?
Er lachte und warf die Hände in die Luft. »Schau mich nicht so an, Cassandra. Was auch immer sich dein unanständiges, reizendes Köpfchen ausgemalt hat, es ist auf deinem eigenen Mist gewachsen. Und erzähl mir nicht, dass es etwas Anständiges war. Wir wissen beide, dass du eine lebhafte Fantasie hast.« Er ließ die Hände sinken, während sich seine sinnlichen Lippen kaum merklich an den Seiten hoben. »Eine Million Dollar für deine Gedanken.«
»Oh, na schön, es war nicht jugendfrei«, gab sie klein bei. »Meiner Fantasie sind tatsächlich die Pferde durchgegangen. Schließlich hatte ich zwei Jahre Zeit, mir interessante Dinge zu überlegen, wie man einen so mächtigen GTECH wie dich um die Ecke bringen könnte.«
»Ich habe zwei Jahre davon geträumt, dich wieder in den Armen zu halten.« Er atmete ein. »Du willst mich immer noch. Ich kann deine Erregung riechen.«
»Das ist doch Irrsinn«, erwiderte sie. »Ich hätte nicht kommen sollen.« Sie drehte sich um und setzte sich in Bewegung, bereute es jedoch auf der Stelle. Zum Teufel mit ihm! Sie würde nicht den Rückzug antreten. Viel zu lange hatte sie auf diesen Moment warten müssen.
Cassandra wirbelte herum und schnappte nach Luft, als er ihr direkt gegenüberstand. Um Halt zu finden, musste sie sich fast an seiner Brust abstützen. Er war ihr so nah, dass ihr Körper nach ihm verlangte, und sie hätte sich nur vorbeugen müssen, um ihn berühren zu können. Sie hasste sich selbst, weil sie sich danach sehnte.
»Woher nimmst du das Recht, so mit mir zu reden?«, verlangte sie, frustriert über ihre bebende Stimme. »Du hast dich Adam und seiner Zodius-Bewegung angeschlossen. Du wolltest meinen Vater umbringen.« Ihre Worte trafen einen wunden Punkt, und sie ballte die Hände zu Fäusten.
»Wenn ich den Tod deines Vaters gewollt hätte, dann wäre er tot.«
In seinem Ton schwang tödliche Überzeugung mit. Cassandra musste schwer schlucken, als sie das Bild von Michael und ihrem Vater vor sich sah. »Ich war dabei. Ich habe das Messer gesehen, mit dem du ihn bedroht hast. Ich habe das Blut gesehen.« Der Gedanke jagte ihr einen Schauer über den Rücken und ließ sie einen Schritt zurücktreten, was sich so nah am Rand der Treppe als Fehler erwies. Sie stolperte, verlor das Gleichgewicht und schlug fast einen Salto. Wie ein Schutzengel packte Michael sie und gab ihr Halt. Ihre Schenkel berührten sich, ihre Hüften pressten sich aneinander. Die Welt verschwamm. Dieser Mann und alles, was er ihr bedeutete, traten wieder in den Mittelpunkt. In jenen kurzen Sekunden genoss sie das Gefühl, ihm wieder nah zu sein, während sie gleichzeitig lautlos um den Verlust weinte.
»Lass mich los«, flüsterte sie.
Trotzig verengte er die Augen.
»Lass mich los, Michael!«
Stattdessen küsste er sie, wob eine Hand in ihr Haar und zog sie mit der anderen an sich. Besitzergreifend drängte er die Zunge zwischen ihre Lippen und forderte eine Erwiderung. Cassandra versuchte ihm zu trotzen, stemmte die Hände gegen ihn und wollte ihn wegstoßen. Stattdessen loderte eine sengende Hitze in ihr auf. Sein zügelloser Geschmack durchfuhr sie wie eine heiße, sinnliche Bö und verzehrte sie. O Gott – es ließ ihren Widerstand dahinschmelzen.
Als sie dachte, verloren zu sein und sich nicht länger im Zaum halten zu können, ließ er sie los und trat zur Seite. Gewährte ihr den Freiraum, den sie wollte und zugleich verabscheute. Sie machte sich auf den körperlichen Schmerz und seinen glühenden Blick gefasst.
»Das hat nichts zu sagen. Das Symbol ist dafür verantwortlich.«
»Du hast mich schon so geküsst, bevor du das Symbol getragen hast«, entgegnete er. »Das wissen wir beide.« Dann wurde seine Stimme sanfter, ebenso wie seine Augen. »Ich habe dich nicht verraten, Cassandra. Als klar wurde, dass die Renegades keine Chance gegen Adam haben, brauchten wir jemanden, der seine Organisation infiltriert. Da ich X2-positiv bin, ist Adam davon ausgegangen, dass ich einen Grund hätte, ihm zu folgen.«
Sie war kaum in
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