Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
weiße Chiffonkleid schmiegte sich an ihren Körper, während sie sich einen Weg durch die Menge bahnte, vorbei an den aufwändigen Blumenarrangements und einer Tanzfläche, die mit vollendeten Gesellschaftstänzern angefüllt war.
Auch wenn sie den Anlass zu dieser Feier längst vergessen hatte, musste sie innehalten, um der Tochter des mexikanischen Würdenträgers die Hand zu schütteln, zu dessen Ehren die Party stattfand. Cassandras Vater, nun als Sicherheitsberater für das Weiße Haus tätig, legte Wert auf die Pflege dieser Beziehung, da Mexiko nur einen Steinwurf von den Aktivitäten der Zodius entfernt lag. Er hatte sich auf ein Bündnis mit Calebs Renegades eingelassen – wenn auch ein unbequemes – und stand kurz davor, eine innovative Technologie zu enthüllen, die ihre Chancen erhöhen würde, Adams Zodius-Soldaten zu schlagen. Er hatte Positives erreicht, und sie bereute es nicht, wieder in die Vereinigten Staaten gekommen zu sein.
Cassandra konnte sich schließlich von der Menge loseisen und blieb an der doppelten Glastür stehen, wo sie die Hand auf ihren flatternden Magen legte. Sie war nervös, nicht ängstlich. Als hinter Cassandra das überspannte Gelächter weiter anschwoll, ging ihr die Ironie dieser prachtvollen Party an die Nieren, denn während hier gefeiert wurde, war ein lautloser Krieg gegen die Menschheit im Gange. Und Michael war ein Teil dieses Kriegs, rief sie sich ins Gedächtnis.
Zornig riss Cassandra die Tür auf und betrat die Terrasse, wo sie von der gespenstischen Ruhe der lauen Nacht erstickt wurde. Ihre Nervenenden prickelten, sträubten sich, schrien vor Erkenntnis, kurz bevor der Wind sanft anhob und ihr Strähnen des langen blonden Haars, das sie glatt und schulterlang trug, um das Gesicht wehten.
Ein musikalischer Ton flirrte durch die Luft, lenkte ihre Aufmerksamkeit auf ein Windspiel, das am Rand des Fußwegs pendelte. Michael wollte, dass sie diesen Weg nahm. Zu Cassandras großem Missfallen erwärmte Michaels Art, durch den Wind mit ihr zu kommunizieren, ihre Glieder. Sie wollte ihn noch immer. Dieses unbändige Verlangen jagte ihr eine Heidenangst ein, die sie eigentlich überwunden zu haben glaubte. Tatsächlich war sie regelrecht entsetzt. Doch da sie nun das Haus verlassen hatte, würde er sicherlich nicht gehen, bevor sie bei ihm gewesen war.
Bebend atmete Cassandra noch einmal tief durch und setzte sich in Bewegung. Sie folgte dem von Laternen erhellten, gewundenen Pfad, der an einem spärlich beleuchteten Pavillon endete. Als sie den Pavillon betrat, schlüpfte er aus dem Schatten. Seine Gegenwart war übermächtig und männlich, dehnte sich aus und verzehrte sie, nahm ihr regelrecht den Atem. Er war machtvoller, als sie es in Erinnerung hatte. Sein Duft – männlich, moschusartig, einzigartig Michael – erfüllte ihre Nase und wogte bis zu ihren Nervenenden.
Sein langes schwarzes Haar fiel ihm auf die breiten Schultern und umrahmte den eckigen Kiefer, den sie so oft berührt und geküsst hatte. Als er über ihr emporragte, hatte sie das Bild eines geschmeidigen, muskulösen Panthers vor Augen, hungrig und bereit zur Jagd. Die Jagd auf sie. Gott möge ihr beistehen, denn als sie in die intelligenten, unnatürlich schwarzen Augen blickte, die scheinbar direkt in ihre Seele durchdrangen, wollte ein unkontrollierbarer Teil von ihr, dass er Jagd auf sie machte.
»Du bist schöner als je zuvor, Cassandra.«
Samtweich glitt seine Stimme an ihren Nervenenden entlang und leckte feurig an den Gliedmaßen. Sie sträubte sich gegen die plötzliche Schwere in ihrer Brust, und dass sich ihre Nippel nach ihm sehnten – das Symbol musste diese schamlose Reaktion ausgelöst haben. Dieser Mann hatte versucht, ihren Vater zu töten. Zudem war er im Begriff, die Menschheit auszulöschen. Er war der Feind, und sie war nur hergekommen, um Antworten zu finden und um Möglichkeiten auszuloten, wie man die Zodius schlagen konnte.
Sie streckte den Rücken durch. »Was machst du hier, Michael?«
»Du schwebst in Gefahr«, sagte er leise.
»Wenn mich irgendetwas bedrohen sollte, dann wohl du«, spie sie durch zusammengebissene Zähne aus.
»Und trotzdem bist du hier«, stellte er mit provozierender Miene fest.
»Um alle anderen im Haus vor dir abzuschirmen«, entgegnete sie hastig.
Ungläubig zog er eine Augenbraue hoch. »Also siehst du der Gefahr tapfer ins Auge.« Ein Winkel seines viel zu einladenden Mundes zuckte. »Vielleicht ist dir auch nur eingefallen, dass ich
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