Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
lassen. Und wenn der Mistkerl wieder gesund war, würde er von vorn beginnen.
Als Adam das Gebäude verließ, hörte er die Helikopter der Renegades; sie befanden sich an den östlichen, westlichen und südlichen Seiten des Komplexes. Er verschwand im Wind und hielt auf Westen zu. Als ein Geschwader seiner Soldaten einen Hubschrauber mit einem Raketenwerfer unter Beschuss nehmen wollte, tauchte er wieder auf. Eine Wahrnehmung fuhr reißend durch Adam, die er nur bei zwei Menschen empfand: seinem Lebensband und seinem Zwillingsbruder.
»Nein!«, brüllte er, doch es war zu spät. Die Männer eröffneten das Feuer, und die Zeit stand still. Träume von einer grandiosen Welt – in der er gemeinsam mit seinem Bruder ein neues Reich regierte – drohten im schattigen Sumpf von Calebs sicherem Tod zu versinken.
Knisternde Energie wusch über Adam hinweg, die dem Gefühl von Calebs Gegenwart ähnelte. Michael stand in der Tür des Helikopters, während sich der Wind um ihn herum verlagerte und Gestalt anzunehmen schien. So etwas hatte er noch nie erlebt, kein anderer GTECH konnte solche Dinge. Michael sandte urplötzlich eine mächtige Windmauer aus und drängte die Rakete zurück zu den Zodius. Kurz vor der Explosion machte sich Adam mit dem Wind davon. War sie doch eine der wenigen Waffen, die einen GTECH garantiert zur Strecke bringen konnte. Als er nach wenigen Sekunden zurückkehrte, war die Erde mit verwundeten oder toten Soldaten übersät. Der Helikopter drehte ab. Einige Überlebende kämpften um Halt und murmelten von Michaels Verrat und seinem Vermögen, den Wind zu beherrschen. Niemand, nicht einmal Adam, hatte davon gewusst.
Dieser verfluchte Dreckskerl hatte ihm eine solche Macht verheimlicht. Er konnte über den Wind gebieten und ihn wie eine Waffe einsetzen. Michael hatte ihn nicht nur verraten, sondern öffentlich zum Gespött gemacht. Adam grinste hämisch. Der weißglühende Zorn in ihm wollte den ganzen Mist so lange in die Luft jagen, bis die Regierung Red Dart herausrückte.
Während Adam auf und ab ging, beruhigte er sich allmählich und brachte Ordnung in seine Gedanken. Wenn Michael auf Seiten der Renegades stand, wusste Caleb von Red Dart und dass die Regierung ihn auf alle GTECHs loslassen wollte. Caleb konnte eins und eins zusammenzählen und somit erkennen, dass der Kristall in Regierungshänden auch seinen Tod bedeutete. Es war das reinste Wettrennen: Wer kam zuerst an Red Dart – er oder Caleb.
Adam löste das Handy vom Gürtel, betätigte die Walkie-Talkie-Funktion und bestellte zwei seiner Offiziere zu Sofortmaßnahmen. Innerhalb weniger Sekunden standen zwei Männer vor ihm stramm. Adam hielt inne, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und wandte sich ihnen zu. »Wenn mir zu Ohren kommen sollte, dass einer von euch mit Michael zusammenarbeitet«, sagte er, »entferne ich ihm lebenswichtige Organe. Mit euren beschissenen Augen fange ich an. Verstanden?«
»Ja, Sir!«, bellten sie im Chor.
Er warf Tad einen Blick zu, der die Einsatzleitung bei der Beschaffung der Frauen hatte. »Wie viele haben wir verloren?«
»Die Hälfte«, erwiderte er.
Adam knirschte mit den Zähnen. »Ersetzt sie. Ein bisschen plötzlich.«
»Commander, Sir«, meldete sich Tad. »Ich ersuche respektvoll um die zusätzliche Aufgabe, Michael eliminieren zu dürfen. Um meine Treue zu beweisen, und weil es ein Genuss wäre, sein Blut fließen zu sehen.«
»Ein toter Michael spürt keinen Schmerz«, entgegnete Lucian, Adams dritter Stellvertreter. »Ich kann dir Red Dart beschaffen, um Michael damit zu quälen. Du wirst ihn im Griff haben. Er wird dir zu Füßen liegen. Du kannst ihn wie einen Hund bellen lassen, und jeder in Zodius City wird es sehen können.«
Adam wandte sich mit neu erwachtem Interesse an Lucian. In Michaels Schatten hatte der Soldat stets blass, oftmals sogar schwach gewirkt. Er betrachtete den brutalen Schlitz von Lucians Mund, lebhafte schwarze Augen schmückten das ansehnliche Gesicht, das so anders war als die hündische Härte von Tads Zügen. Unattraktive Menschen hatten in seiner elitären Oberschicht nichts verloren. Aus diesem Grund waren alle Frauen, die man für die Studien heranzog, wunderschön. Die Hässlichen würden dienen, nicht führen. Tad war der geborene Diener. Lucian würde sich als Führer erweisen.
Was Michael betraf, wusste Adam nun von seiner tödlichen Fähigkeit, und dass er machtvoll genug war, um mit dem Wind sogar Raketen umlenken zu können. Michael
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