Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
habe keine Autorisierung. Adam vertraut niemand hundertprozentig. Unterm Strich heißt das, dass ich entweder in Zodius bleibe und die meisten Frauen sterben, oder wir retten sie, und ich bin damit raus.«
Caleb packte das Lenkrad so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Offensichtlich rang er um die Entscheidung. Nach einer Weile sah er Michael mit schief gelegtem Kopf an. »Wir haben uns zwei Jahre bemüht, den- oder diejenigen zu finden, die zum Zeitpunkt von Adams Tod unser Land angreifen wollen. Denkst du, dass du jetzt oder in absehbarer Zukunft an diese Informationen herankommen wirst?«
»Nein«, erwiderte Michael. Er hatte alles gegeben und sämtliche Möglichkeiten ausgeschöpft.
»Du bist sicher, dass sich die chemischen Waffen nicht vor Ort befinden?«
»Absolut«, versicherte Michael.
»Und du kannst nicht herausbekommen, wo sie zu finden sind?«
Caleb hatte diese Fragen schon x-mal gestellt, und Michael wusste, wo sie hinführten. »Keine Chance.«
Caleb starrte sekundenlang angespannt zur Windschutzscheibe hinaus. »Wir können diese Frauen nicht sterben lassen. Nein. Wir holen sie da raus. Anschließend holen wir Red Dart und drehen Adam ein für alle Mal den Hahn ab.« Er senkte die Stimme. »Du bist schon zu lange dort, Michael. Man kann nur so lange mit dem Teufel spielen, bis man seine Seele verliert.«
Genau – seine Seele. Michael hätte beinah gelacht. Er konnte nicht mal sagen, ob er eine Seele zu verlieren hatte. Caleb hingegen schon, und das würde Michael nicht zulassen. »Dann um zwölfhundert«, sagte er. »Zur Wachablösung.«
Sterling rieb sich die Hände. »Endlich zeigen wir den Zodius, wo der Hammer hängt.« Er war schon ganz aufgeregt. »Ich lebe für diesen Scheiß.« Das war sein voller Ernst. Er lebte, um jederzeit draufzugehen. Michael konnte es hinter seinen Witzen erkennen. In Sterlings Augen glänzte etwas Wildes, und wenn sie Zodius City angriffen, könnte er durchaus die Gelegenheit zum Sterben bekommen.
Caleb startete den Jeep und taxierte Michael. »Sieht aus, als würdest du diesmal nach Sunrise City kommen und bleiben«, sagte er. »Wo du hingehörst.«
Die Bemerkung traf Michael wie ein perfekt platzierter Schuss mitten in die Eingeweide, garniert mit einer gehörigen Prise Sarkasmus. Nicht weil er nicht nach Sunrise City gehen wollte, sondern weil das der Tag war, von dem er immer gewusst hatte, dass er kommen würde; der Tag, an dem er zu Adams schlimmsten Feind werden würde. Und Cassandra stand mitten im Kreuzfeuer. Sie bildete das Hauptziel für Adams Vergeltungsschlag, und es gab nichts, was er dagegen tun konnte. Zumindest nicht, solange sie die beste Möglichkeit darstellte, um an Red Dart zu gelangen, denn durch diese Technologie würde die Welt einem Irren ausgeliefert. Seine Welt würde ihre mit Blut besudeln. Er knirschte mit den Zähnen. Irgendwie schien dieses Blutvergießen seinen Ursprung stets bei ihrem Vater zu haben. Er hätte ihn damals ausschalten können. Cassandra hatte recht – er hatte danach verlangt.
Sirenen schrillten aus der Gegensprechanlage und plärrten durch Adams Schlafzimmer. »O mein Gott«, keuchte Ava und legte eine schützende Hand auf ihren Bauch. »Werden wir angegriffen? Unser Baby. Adam, unser Baby.«
Das Telefon am Bett klingelte, und Adam nahm ab. Nachdem er kurz zugehört hatte, schleuderte er es fluchend durchs Zimmer. »Die Renegades schaffen unsere Frauen fort«, sagte er. Beide Beine steckten bereits in einem Tarnanzug, den er für solche Fälle griffbereit am Bett aufbewahrte.
Ava kniete im Bett. »Was? Nein! Das macht unsere Testreihe zunichte. Du musst sie aufhalten, sie dürfen die Frauen nicht mitnehmen! Wie konnten sie sich überhaupt dort einschleichen? Wie?«
»Michael«, sagte Adam energisch. »Michael hat mich verraten.«
Sie schnappte nach Luft. »Nein!« Dann warf sie die Decken zur Seite. »Ich komme mit. Ich habe Einfluss auf die Frauen. Ich werde …«
»Du wirst dieses Zimmer nicht verlassen.«
»Aber Adam …« Sie zitterte.
»Ava«, sagte er streng, während er sich anzog. »Reiß dich zusammen.«
Das Wandtelefon klingelte. Adam riss den Hörer von der Gabel und lauschte kurz, dann steigerte sich sein Zorn zu weißglühender Wut, um in Raserei überzugehen. Er hämmerte den Hörer mit kurzen, harten Hieben gegen die Wand. Er packte nicht ein, sondern zwei MP5-Maschinengewehre und marschierte zur Tür. Er würde Michael wie ein Sieb durchlöchern und fast verbluten
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