Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
hast gesagt, dass Adam …«
»Er wird dir nicht zu nahe kommen.« Er schloss ihre Hand um den Stick. »Ich bringe ihn oder jeden anderen um, der es wagen sollte. Ich werde dich im Auge behalten, Cassandra. Dich beschützen . Solltest du mich anderweitig brauchen, melde dich von dem Handy, das wir dir gegeben haben. Meine Kurzwahl ist darin gespeichert.« Er strich mit einem Finger über ihre Wange, jagte ihr einen Schauer über den Rücken und sagte: »West soll die Finger von dir lassen. Sonst werde ich stinksauer. Und das kann ich wirklich gut.«
Er ließ die Tür los. Als sie sich zögernd öffnete, musste sie unter ihm durchkrabbeln. Eine Sekunde später war Michael verschwunden. Eine kleine alte Frau erschien an seiner Stelle und schnaufte verächtlich, als sie Cassandras derangierte Erscheinung erblickte. Dann stapfte sie zu den Kabinen.
Cassandra glättete mit einer Hand ihren ausgestellten schwarzen Rock und war dankbar, dass der Stoff einigermaßen knitterfrei war. Sie würde ganz sicher nicht über den Boden kriechen, um die Knöpfe einzusammeln. Sie zog die Jacke aus und ging zum Spiegel hinüber.
Ein prüfender Blick bestätigte ihr total chaotisches Äußeres. Das Haar war völlig zerzaust, der Lippenstift über Kiefer und Kinn verschmiert. Sie sah aus … Cassandra runzelte die Stirn, ihr Herz begann zu rasen, dann weiteten und veränderten sich ihre Augen, wechselten die Farbe zweimal von Grün zu Schwarz. Cassandra schnappte nach Luft, versuchte die Panik niederzukämpfen, die in ihr emporstieg. Als würde eine nähere Betrachtung irgendetwas ändern, stützte sie sich am Waschbecken ab und starrte in den Spiegel. Dasselbe Bild. Die Augen waren eindeutig schwarz – so intensiv, dass es, im Kontrast zur blassen Haut und dem blonden, im Nacken gebundenen Haar, ihr Gesicht förmlich verschluckte.
Sie presste die Hand vor die Stirn. Das durfte nicht wahr sein. Nach Adams Übernahme von Groom Lake hatte sie Avas Lebensbandforschung gesehen und wusste, dass ein Blutaustausch stattfinden musste, um zum GTECH zu konvertieren und gänzlich mit Michael verbunden zu werden. Die Vorstellung, dass sich der Bindungsprozess weiterentwickelt haben könnte, ließ ihren Verstand rasen. Michael könnte davon wissen und ihre Verbindung benutzen, um Red Dart und ihren Vater an sich zu reißen.
Mit zitternden Knien klammerte sie sich am Waschbecken fest. »Was hast du mit mir angestellt, Michael?«, flüsterte sie.
8
Nur wenige Minuten, nachdem er Cassandra in der Toilette zurückgelassen hatte, erschien Michael auf dem Dach des Hotels und begann, auf und ab zu gehen. Er war äußerst dankbar für Calebs Verspätung. Völlig aufgewühlt schwelgte er in dem Gefühl, Cassandra gehalten zu haben, während er sich zugleich tadelte, weil er sich nach ihr sehnte – seinem Lebensband, seiner Frau. Er fuhr sich übers Gesicht, spannte vor Nervosität jeden Muskel an. Er sagte sich, dass er noch immer fähig war, den schmalen Grat zwischen Richtig und Falsch zu beschreiten, um den Renegades gerecht zu werden, trotz allem, was er mit Adam erlebt hatte. Als er jedoch mit ansehen musste, wie Brock West Cassandra betatscht, und die Geilheit wahrgenommen hatte, die dieser Bastard ausstrahlte, hätte Michael ihm am liebsten den Hals umgedreht. Wenn Cassandra nicht gekommen wäre, hätte er sonst etwas mit ihm angerichtet.
Als sich Caleb materialisierte, drehte der Wind kaum merklich. Er witterte Michaels Nervosität auf der Stelle. »Du hast Cassandra gesehen, richtig?«
Michael zwang sich innezuhalten und stemmte eine Hand in die Hüfte. »Sie wird die Festplatte kopieren.«
Caleb verengte die Augen. »Weiß sie, dass du nicht mehr undercover in Zodius lebst?«
»Sie weiß es«, erwiderte Michael. »Ich habe außerdem geschworen, sie im Auge zu behalten. Allerdings habe ich nicht erwähnt, wie wahrscheinlich es ist, dass sie meinen Schutz benötigt. Es reicht schon, dass sie sich wegen Brock den Kopf zerbrechen muss. Sie ist keine Idiotin. Ihr ist klar, dass Adam sie ins Visier genommen hat. Und dass er einen anderen auf Red Dart ansetzen wird, weil ich nicht zur Verfügung stehe. Schätzungsweise hat sie jetzt genug zu verdauen.«
»Es tut mir leid, Michael«, sagte Caleb düster. »Ich weiß, dass du sie aus der Sache raushalten willst. Wenn es eine andere Möglichkeit gäbe …«
»Dir kann man nichts vorwerfen, Caleb«, fiel er ihm ins Wort. »Sondern ihrem Vater. Er ist dafür verantwortlich, dass Adam wieder
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