Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
dass du Schokolade liebst, aber Karamell nicht ausstehen kannst. Dass du deinen Kaffee mit zwei Portionen Milch und einer Portion Süßstoff trinkst. Und dass du nur von Makkaroni und Käse leben könntest, wenn sie nicht so viele Kohlenhydrate enthielten.« Er schloss den Deckel des Essensbehälters wieder und lehnte sich zurück. »Ich muss gestehen, Becca, ich habe mich nie in irgendeiner Form um den Kohlenhydratgehalt von Essen gekümmert – meines Wissens kein einziges Mal in meinem Leben. Also glaube ich, dass ich wohl irgendwie in deinen Kopf gelangen und deine Gedanken lesen kann.« Er musterte sie eindringlich. »Stimmt irgendetwas von dem, was ich gesagt habe?«
Betroffen nickte Becca. »Alles.«
Er lehnte sich noch tiefer in seinen Stuhl. »Ich fass es nicht«, bekannte er und zog die Brauen zusammen. »Verbindest du jetzt irgendwie unser Bewusstsein?«
»Nicht, dass ich wüsste«, antwortete sie. »Und ich konnte es spüren, als wir diese Verbindung zuvor hatten.« Es war intim gewesen … beinahe erotisch. »Nein. Im Moment sind wir nicht verbunden. Vielleicht sind das alles Informationen, die du aufgeschnappt hast, als wir verbunden waren, und du erinnerst dich jetzt daran … wenn es bestimmte Auslöser gibt, so wie der, dass du für mich Essen bestellst.«
Sie warf ihm einen eingehenden Blick zu, sprachlos über diese neue Wendung. Kein Wunder, dass es sich so intim angefühlt hatte, als sie ihr Bewusstsein miteinander verschmolzen hatten. Irgendwie war jeder tief in das persönliche Leben des anderen eingetaucht, hatte den anderen bis ins Mark durchdrungen. Sie war sich nicht sicher, ob sie wollte, dass er wusste, was da in ihrem Inneren war. Dass er über die Kämpfe Bescheid wusste, die sie in letzter Zeit mit sich selbst ausgefochten hatte – die Unsicherheiten, die Ängste. Es war einfacher, daran zu denken, was sie über ihn erfahren hatte, was er so dachte. »Du hast keine Familie.«
Er zuckte die Achseln, dann nippte er an seiner Limo. »Wie gesagt, die Renegades sind meine Familie.«
Ungehalten musterte sie ihn. »Du weißt, was ich meine. Damals in der Bibliothek hast du nie über deine Mutter gesprochen. Ich erinnere mich, dass du bei deiner Großmutter gelebt hast und dass dein Vater im Kampf getötet wurde. Hast du Geschwister?«
»Meine Mutter ist im Kindbett gestorben. Und meine Großmutter starb vor ein paar Jahren an einem Herzinfarkt.«
Eine plötzliche Erinnerung blitzte in ihrem Kopf auf.
Sterlings Erinnerung –
von ihm, wie er von einem Gebäude auf einen Wagen sprang. Sein letzter Gedanke – er konnte sterben, aber erst musste er den kleinen Jungen befreien, der in diesem Wagen als Geisel gehalten wurde, und ihn zu seinen Eltern zurückbringen. Er hatte keine Angst vor dem Tod. Sie spürte nicht das geringste bisschen Furcht in ihm.
Sie blinzelte das Bild weg und dachte an die schlimme Angst vor dem Sterben, die sie während der letzten Monate empfunden hatte. »Fürchtest du dich denn niemals?« Ihre Stimme versagte. Sie wusste nicht, warum, aber da war ein Gefühl in ihrer Kehle, das ihr die Luftröhre zuschnürte.
Plötzlich kniete er vor ihr und drehte sie zu sich um. Seine Hände lagen auf ihren Knien. Sie spürte ihre Kraft. Ihre Wärme. Sein Blick versuchte ihre Augen zu erforschen. »Weißt du, wann ich Angst habe? Jedes Mal, wenn ich denke, dass dir etwas zustoßen könnte. Ich hatte Albträume von dem, was Adam mit dir in Zodius anstellen könnte.«
»Weil du dir selbst Vorwürfe gemacht hast«, antwortete sie. »Es war nicht deine Schuld. Du hast versucht, mich zu retten. Das wusste ich.«
»Nein«, erwiderte er. »Ein Soldat findet seine Möglichkeiten, wie er so was wegstecken kann. Das müssen wir können, wenn wir weitermachen wollen. Das mit dir ist etwas anderes, Becca, und das war es von dem Moment an, als ich dir das erste Mal begegnet bin. Also, um deine Frage zu beantworten … noch einmal: Ja, doch. Ich kenne Angst.« Seine Hand wanderte über ihren Hals, und seine schwieligen Finger ließen eine Gänsehaut über ihr Rückgrat rieseln. »Du bist nicht mehr allein. Wir werden von jetzt an zusammen Angst haben.«
Unsicherheit stieg in ihr auf, zusammen mit einer der vielen Ängste, die ihr Krebs mit sich gebracht hatte – jener Angst, die sie davon abgehalten hatte, ihrer Mutter von ihrer Diagnose zu erzählen. Sie wollte nicht, dass sich jemand um sie kümmerte, sich um sie sorgte … wollte nicht den Menschen, die sie umgaben, das Leben aus
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