Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
dem Leib saugen, während sie selbst sterben musste.
Sie versuchte, sich loszumachen. »Nein«, sagte sie. »Du brauchst das nicht mir zuliebe zu tun. Ich will nicht, dass du irgendetwas tust, damit ich mich besser fühle.«
Er küsste sie, eine leichtes Streicheln seiner Lippen auf den ihren, gefolgt vom verführerischen Spiel seiner Zunge, die über die ihre fuhr, sie überall zu berühren schien. »Ich will nicht, dass du dich besser fühlst«, erwiderte er, und seine Stimme war rau vor Verlangen. »›Besser‹ beschreibt noch nicht einmal ansatzweise die Gefühle, die ich in dir auslösen will.« Wieder küsste er sie, ganz sanft und zart. »Ich habe dich schon seit dem Moment gewollt, als du mir zum ersten Mal vor Augen getreten bist, und ganz unbedingt will ich dich, seit ich dich den Gehweg zu deinem Haus hinaufgehen sehen habe.«
So, wie auch sie ihn gewollt hatte. Sie erinnerte sich daran, wie er dort auf ihrer Veranda gestanden und sündhaft sexy ausgesehen hatte, ihr jeden wonnevollen Augenblick ihres Lebens in Erinnerung rief, den sie versäumt hatte. Sie wollte alles nehmen, was er ihr bot, wollte alles außer ihm vergessen, wollte wenigstens für eine kleine Weile entfliehen. Aber, verdammt, anders als zuvor im Labor dachte sie jetzt, statt einfach nur zu fühlen, ihr Kopf sprach – und irgendwie war sie eigentlich zugleich auch in seinem Kopf. Sie wollte nicht egoistisch sein, wollte nicht handeln, ohne über die Konsequenzen nachzudenken.
Sterling beugte sich vor und streichelte mit seinem Mund wieder den ihren, seine Zähne nagten an ihrer Unterlippe, seine Zunge liebkoste sie. Becca stöhnte leise, beim besten Willen nicht in der Lage, das Geräusch zurückzuhalten. Selbstbeherrschung war im Augenblick nicht gerade ihre Stärke.
Sie legte die Hände auf Sterlings Schultern und verfiel dem Spiel seiner Muskeln unter ihren Fingern. Ihn zu berühren … ihn zu spüren … Nun gut, vielleicht wollte sie doch egoistisch sein. Sie wollte ihm die Kleider vom Leib reißen und ihn nackt sehen, wollte ihn
wirklich
unbedingt
nackt sehen. Nur mit Mühe konnte sie sich davon zurückhalten, sich ihm entgegenzuwölben, rief sich mühsam ins Gedächtnis, dass sie auch hinterher immer noch die junge Frau mit dem Krebs sein würde, die zur
Ice
-Süchtigen geworden war – eine Last, die sie besser allein trug.
Seine Finger glitten über einen ihrer nackten Arme, und sie spürte diese Berührung am ganzen Körper. Ihr Magen flatterte. Ihre Schenkel schmerzten. Ihre Brüste fühlten sich voll und schwer an, die Nippel waren hart und empfindlich.
»Ich versuche zu tun, was richtig ist«, wisperte sie. Ihre Stimme bebte, während sie darum kämpfte, die Willenskraft zu finden, ihm zu widerstehen, und sei es nur mit Worten. Doch da war etwas so Faszinierendes an diesem Mann, das sie nicht losließ, und das Verlangen, das er in ihr weckte, hatte etwas so Forderndes. Er war wild und erregend, doch erstaunlicherweise erschien ihr das, was sie als Gefahr empfinden sollte, gefahrlos und sicher.
Seine Wange streifte über ihre, und Barthaare kratzten erotisch über ihre Haut, sein Atem drang ihr warm ans Ohr, als er flüsterte: »Wenn ich instinktiv schon etwas so Banales weiß wie was du gern isst, überleg nur, was ich sonst noch über dich wissen könnte. Was
wir
übereinander wissen könnten. Wie wir einander erregen … einander Genuss bereiten könnten.«
Da war eine Leere in ihr, die nun vor Hoffnung erschauderte, flehentlich darum bat, von ihm vertrieben zu werden, von ihm mit etwas gefüllt zu werden, das nicht eisig und kalt war.
Er zog den Kopf zurück und sah sie an, die Augen dunkel und leidenschaftlich. Unwiderstehlich. »Keine Reue, kein Bedauern, Becca«, gelobte er, und sie wusste, dass er diese Wörter in ihrem Kopf gefunden hatte. Wörter, nach denen zu leben sie sich geschworen hatte, als sie das deutsche Krankenhaus ohne Heilung verlassen hatte. Wörter, die sie sich zuvor im Labor in seiner Gegenwart innerlich vorgesprochen hatte.
Sie wälzte sie in ihrem Inneren hin und her und ließ sie schließlich Wurzeln schlagen. Dann belohnte sie sich, indem sie Sterlings süchtig machenden männlichen Duft tief einatmete. »Keine Reue, kein Bedauern«, wiederholte sie leise.
Ein träges Lächeln trat auf seine Lippen. »Ich liebe es, wenn du mit mir einer Meinung bist«, neckte er.
Becca lachte. »Du bist verrückt.«
»Verrückt nach dir«, bekannte er heiser.
Bei diesen Worten durchströmte sie
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