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Zoë

Titel: Zoë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Carmichael
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und Treppen, von Stufen, die höher hinaufgingen, so hoch, wie sein Blick gerade noch reichte, Stufen, die er hinaufstieg, bis die kurzen Beine ihm wehtaten und sein Herz fast zu zerspringen schien, und so ging es bis kurz nach Sonnenaufgang, als das schrille Klingeln ihn weckte, ihn und die ganze schlafende Welt.

18
    Noch vor Tagesanbruch weckte uns das Telefon.
    Ich hörte, wie Henry oben aufstöhnte und seine Exfrau mit Flüchen belegte. Doch kaum war er am Telefon, änderte sich sein Tonfall schlagartig. Dieses Mal war es nämlich nicht Susan, die anrief.
    »Fred«, hörte ich ihn sagen. »Jetzt mal ganz ruhig, Fred. Beruhige dich und erklär mir vernünftig, was los ist.« Und dann: »Gegangen – wie meinst du das? Wohin gegangen?« Und schließlich, nach längerem stillen Zuhören: »Natürlich könnte das eine Erklärung sein, ein Schlaganfall. Aber es gäbe auch viele andere.«
    Eine halbe Minute später kam er die Treppe herunter, immer zwei Stufen auf einmal. Als er in mein Zimmer trat, setzte ich mich in meinem Bett auf. »Was ist mit Bessie?«, fragte ich.
    Fred war zu aufgeregt gewesen, um zusammenhängend zu erzählen. Doch soweit Henry ihn verstanden hatte, war Bessie irgendwann im Laufe der Nacht aus dem Haus gegangen. Die Haustür hatte sie nicht hinter sich zugemacht, und sie hatte eine rätselhafte Nachricht hinterlassen, in der stand, sie wolle zur Hütte und zu dem weißen Reh, sie müsse beide unbedingt sehen und dem wilden Jungen etwas sagen, bevor sie starb.
    »Fred und der Sheriff brauchen unsere Hilfe«, sagte Henry. »Du und Maud, ihr kennt euch im Wald besser aus als jeder andere.«
    »Klar helfe ich.« Ich sprang aus dem Bett, und so schnell wie nie zuvor hatte ich Jeans, Stiefel und Pullover an. Henry ging wieder nach oben, um sich fertig anzuziehen, dann telefonierte er mitHarlan. Gleich darauf klingelte das Telefon wieder, und als Henry fragte: »Gibt’s was Neues, Garland?«, wusste ich, dass es der Sheriff war. Dann wählte er wieder und sagte: »Maud, Henry Royster hier, tut mir leid, dass ich Sie so früh wecke.«
    Aber ich wusste sofort, wer Bessie am ehesten finden würde.
    Ich rutschte das Treppengeländer hinunter, warf mir meinen Mantel über und auch noch einen zweiten für Bessie, für alle Fälle.
    Ich schnappte mir die Taschenlampe vom Küchentresen und flitzte zur Tür hinaus. Henry brüllte mir hinterher, ich solle warten, aber ich rannte einfach weiter, durch den Wald zur Hütte. Nur gut, dass der Mond so hell schien in dieser Nacht. Die ganze Zeit rief ich Wils Namen, so laut ich konnte. »Wil, wo bist du? Du musst mir helfen!« Aber niemand war zu sehen, kein Laut zu hören, weder von einem Menschen noch von einem Tier, und schließlich stand ich vor dem Wohnwagen.
    Die Nacht war kalt und still, kein Blatt rührte sich. Der Wohnwagen und die Hütte waren leer und stockdunkel, wie einsame, längst verlassene Orte schienen sie. Alles, was ich hörte, war mein eigener, keuchender Atem.
    Ich fing an, Bessies Namen zu rufen, ganz laut und in alle Richtungen. Mein Atem wurde zu Wolken vor meinem Mund. Ich brüllte, bis ich heiser war, und fast erwartete ich, jeden Moment Wil aus der Dunkelheit auftauchen zu sehen, mit Bessie im Schlepptau. Aber niemand war zu sehen. Nichts und niemand. Selbst der Wind regte sich nicht.
    Maud erschien als Erste, schon bevor ich sie sehen konnte, rief sie laut, damit ich keinen Schreck bekam. Gleich darauf kam auch Henry den Weg entlanggestürmt, seine Arzttasche in der Hand. Er schimpfte, dass ich ohne ihn losgelaufen sei und dazu noch mit der einzigen Taschenlampe, sodass er erst ins Atelier musste, um nach einer anderen zu suchen. Dann waren auch der Sheriff undsein Vertreter da, und der Sheriff grummelte, Bessie könne überall zwischen Freds Haus und der Hütte sein, ein riesiges Gebiet sei das. »Wenn sie überhaupt hier ist«, fügte er hinzu, »und nicht irgendwann in eine völlig andere Richtung abgedreht ist.« Der Padre und ein paar andere Leute seien dabei, Freiwillige zusammenzutrommeln, die bei der Suche helfen würden, aber wann die eintreffen würden, könne er nicht sagen. Fred und Harlan suchten bereits den Weg zwischen Haus und Hütte ab. Dann gab der Sheriff allen Anwesenden strikte Anweisungen, in welche Richtung sie gehen sollten.
    Im zuvor so stillen Wald wurde es auf einmal laut – Zweige knackten, Laub raschelte, und in allen möglichen Tonlagen war Bessies Name zu hören. Die Lichter von Taschenlampen

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