Zombie-Ballade
dritten. »Da bist du ja, mein lieber Harry. Du wolltest doch nie sterben und hast mir nicht geglaubt, als ich dir auf dem Totenbett eine Rückkehr versprach. Jetzt ist es soweit. Ich wollte dich noch fragen, ob dir mein Trank geschmeckt hat? Das Gift hast du überhaupt nicht bemerkt…«
Spiro stöhnte innerlich auf, die Kräfte verließen ihn. Seine Waffenhand sackte nach unten, so dass die Mündung zu Boden wies. Mary Ann Baxter hatte ihre Vorstellung beendet und drehte sich dem Leibwächter zu. »So ist das also«, sagte sie. »Jetzt hast du meine drei Freunde oder Männer kennen gelernt. Wunderbar nicht?«
Spiro konnte keine Antwort geben. Sein Hals saß zu. Hilflos schüttelte er den Kopf.
Sie trat dicht an ihn heran, stellte sich auf die Zehenspitzen und schaute ihn an. »Nun, mein Lieber, was sagst du dazu?«
Spiro schwitzte. Es war das Gefühl des Grauens, das den Schweiß bei ihm aus den Poren trieb. Er hob noch die Schultern, ansonsten war er still, denn sein Hals saß zu. Sie streichelte ihn am Kinn. Spiro zuckte zurück. Diese Fingerspitzen hatten auch das verfaulte Fleisch der Zombies berührt, und jetzt fasste sie ihn an. Spiro schüttelte sich.
Mary Ann lachte. »Was hast du?« fragte sie, nahm ihre Sonnenbrille ab und schaute ihn starr an. »Du reagierst so seltsam. Gefallen dir meine Freunde nicht?«
»N… nein…«
»Weshalb nicht?«
»Ich kann es nicht sagen…«
»Du liebst keine Toten, oder?«
Er nickte.
Sie drehte sich zur Seite. Die Flammen bogen sich und schufen einen zuckenden Teppich. »Das ist natürlich schlecht, mein lieber Spiro. Wer mich mag - und das hast du mir ja in manch langer Nacht bewiesen - muss auch meine Gatten mögen.«
Spiro atmete zweimal kurz ein. »Das… das können Sie nicht von mir verlangen, Madam.«
»Wieso nicht?« Sie sprach gegen eine der Wände.
»Weil… weil ich so etwas nicht fassen kann. Das ist der nackte Irrsinn.«
»Nein.«
»Was dann?«
Sie drehte sich so heftig um, dass die Flammen fast erloschen wären.
»Es ist kein Wahnsinn, es ist Magie, mein Lieber. Die reine Magie. Leider wird sie von vielen Menschen nicht anerkannt, aber ich habe mich mit ihr beschäftigt. Du weißt, dass ich viele Bücher gelesen habe. Schriften aus dem alten China. Sie beschäftigten sich mit Totenmagie, und das habe ich eben ausprobiert.«
Spiro schaute auf die Zombies. Sie standen da wie eine Eins. Wahrscheinlich gehorchten sie der Frau aufs Wort, und der Leibwächter kam sich vor wie in einem schlechten Film. »Sind sie echt?«
»Spiro, wie kannst du so etwas fragen? Ich bluffe nicht, dazu ist mir die Sache zu ernst.«
»Ich meinte nur.«
Sie nickte. »Natürlich, ich gebe zu, dass es für dich ein Schock gewesen sein muss, aber du wirst dich an meine drei lieben Ehegatten gewöhnen müssen.«
Der Mann verstand zwar, er begriff nur nicht. »Wie… wie meinst du das?«
Sie blieb stehen und hielt den Leuchter so, dass das Kerzenlicht ihr Gesicht umschmeichelte. »Das kann ich dir genau sagen, mein lieber Spiro. Die drei Zombies werden uns begleiten, verstehst du?«
Er steckte die Waffe weg und ging einen Schritt zurück. »Moment mal. Was soll das heißen?«
»Wie ich dir schon sagte. Wir nehmen sie mit.«
»Zu… zu Ihnen nach Hause?«
»Ja.« Sie antwortete, als wäre es die natürlichste Sache der Welt, und Spiro schüttelte den Kopf. Er wollte lachen. Einen Laut presste er hervor, die anderen blieben ihm im Hals stecken.
»Das ist doch der nackte Wahnsinn. Wir können sie nicht…«
»Und ob wir das können.«
Spiro schluckte zweimal. »Dann sollen… dann sollen sie bei uns… ich meine, bei Ihnen wohnen?«
»So ist es.«
Spiro verzog den Mund, als wollte er anfangen zu weinen. Er schaute auf die drei Zombies, dann auf die Frau und schüttelte den Kopf. Wäre ein Stuhl in der Nähe gewesen, hätte er sich auf ihn fallen lassen, so aber gab er einen ächzenden Laut von sich und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand.
»Es scheint dir nicht zu gefallen«, sagte die Frau.
Spiro nickte. »Das ist tatsächlich so. Es gefällt mir überhaupt nicht. Wenn ich mir vorstelle, dass ich mit diesen lebenden Leichen unter einem Dach hausen soll…«
»Du brauchst es nicht, mein Lieber. Niemand zwingt dich, auch ich nicht.«
Die Frau hatte mit einem so seltsamen Unterton gesprochen, dass Spiro misstrauisch wurde. »Wie… wie meinen Sie das denn, Madam?«
»Nur so«, erklärte sie. »Du brauchst es wirklich nicht. Allerdings kannst du dir jetzt
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