Zombie-Ballade
Mary Ann hatte es geschafft. Sie, die nach außen hin die große Dame der feinen Gesellschaft spielte, war in Wirklichkeit ein böses, verdorbenes Wesen, deren Liebe dem Jenseits und nicht den Menschen galt.
In der Nähe parkte der Mercedes. Halbwüchsige und Kinder umstanden ihn. Einige der Burschen besaßen den Autoklauer-Blick, und Spiro scheuchte sie fort. Dann stieg er ein und fuhr davon. Spiro war ehrlich gegen sich selbst. Er hatte Angst vor dem nächsten Tag…
***
Samstag! Das Wochenende beginnt, die meisten berufstätigen Menschen können aufatmen. Auch ich hätte aufatmen können, denn an diesem Tag hatte ich nichts vor, bis auf die Party oder das Fest am Abend.
Ich erledigte einige Einkäufe im Supermarkt. Suko war schon wieder unterwegs. Die Suche nach dem geheimnisvollen Wang hatte am gestrigen Tag nichts ergeben. Suko ließ sich nicht entmutigen und war heute wieder unterwegs.
Gegen Mittag rief Bill Conolly an. Ich stand gerade in der Küche und wärmte eine Dose mit Eintopf auf.
»Alles klar für heute Abend, John?«
»Ja.«
»Gut, kommst du allein, oder sollen wir dich abholen?«
»Nein, ich nehme den Wagen.«
»In Ordnung. Wir sind gegen 18.30 Uhr da. Sieh zu, dass du auch um diese Zeit eintrudelst.«
»Mach ich. Dann werde ich wohl der einzige Alleingebliebene…«
Bill lachte in meinen Satz hinein. »Nein, es kommen noch genügend Singles. Auch weibliche. Du wirst deinen Spaß schon haben und kannst nebenbei noch der Dame des Hauses auf den Zahn fühlen. Das ist doch ein Dienst, der dir eigentlich gefallen müsste.«
»Stimmt.«
»Begeistert klingt deine Stimme nicht.«
»Ich schiele mit einem Auge in die Küche. Dort kokelt mein Mittagessen. Möglicherweise ist es verbrannt.«
»Sorry, John, das wollte ich nicht. Aber zur Not schmeckt ja auch das UFO.«
»Alter Ketzer.« Ich legte auf, ging in die Küche und nahm die Dose aus dem Wasserbad. Ich hatte Bill bewusst nichts von meinem Verdacht gesagt. Er sollte das Fest unvoreingenommen besuchen. Nachdem ich den Eintopf auf einen Teller gekippt hatte und anfing, das braune Zeug zu löffeln, dachte ich auch an Chiefinspektor Tanner. Ich hatte noch mit ihm gesprochen. Er war ziemlich sauer gewesen. Man hatte den Polizisten nicht gefunden.
Tanner wollte dieser Mary Ann Baxter auf den Zahn fühlen, ihr Haus durchsuchen, weil ihm sein Gefühl sagte, dass sie bis zu beiden Ohren in dem verzwickten Fall steckte. Ich hatte ihm abgeraten und ihm erklärt, dass ich am Abend bei ihr eingeladen war.
Tanner konnte man selten sprachlos erleben. Nach meiner Antwort war er es gewesen.
Als ich den letzten Rest Eintopf vom Teller gekratzt hatte, klingelte es. Suko kam. Er setzte sich zu mir in die Küche. Seinem unbewegten Gesicht war nichts anzusehen.
»Und?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts erreichen können.«
»Trotz deiner Beziehungen?«
»So ist es, John. Die Leute, die Bescheid wissen, spüren, dass sich ein Wang in der Stadt aufhält, aber sie wissen nicht, wo sie ihn finden können. Das ist das Schlimme.«
»Aber er wird zuschlagen.«
»Das bin ich mir sicher. Ich war vorhin noch im Yard, habe die Meldungen über Verbrechen und ungewöhnliche Vorfälle der letzten Stunden durchgesehen, aber nichts gefunden, was meinen Verdacht auf Zombies gerechtfertigt hätte.«
Er hob die Schultern. »Wir müssen warten.«
Ich nickte. »Bis zum Abend mache ich mit. Ab achtzehn Uhr bin ich nicht mehr hier.«
»Du willst trotzdem zu dieser Party?«
»Natürlich. Obwohl ich diese Frau nicht kenne, scheint sie eine besondere Persönlichkeit zu sein. Sie ist in der Gesellschaft präsent und muss ein bemerkenswertes Flair ausstrahlen. Wahrscheinlich besitzt sie irgendeine Macht oder die Gabe, Menschen verschwinden zu lassen, denn der Kollege ist, wie Tanner mir sagte, bis jetzt noch nicht aufgetaucht. Als hätte er sich in Luft aufgelöst. Ein verflixt unerklärlicher Vorfall, wenn man darüber mal nachdenkt.«
»Das könnte zu einem Wang passen!«
Dieser einfach dahingesprochene Satz hatte mich erschreckt. Ich schaute Suko scharf und gleichzeitig fragend an. »Meinst du das im Ernst?«
»Ja.«
»Und wieso?«
»Ich kann es dir auch nicht sagen, John. Reine Gefühlssache. Seit ich weiß, dass sich ein Wang in der Stadt aufhält, reagiere ich wie ein Seismograph auf Erdbebenstöße. Es sind Dinge geschehen, für die habe ich keine Erklärung. Für das Verschwinden des Polizisten könnte auch der Wang verantwortlich sein.«
Ich hatte
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