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Zombie-Ballade

Zombie-Ballade

Titel: Zombie-Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Der Zombie verfehlte sie, konnte sich nicht mehr halten und fiel gegen die Türecke. Er rutschte daran zu Boden, blieb knien und stemmte sich nur mühsam in die Höhe. Mary Ann Baxter war bis an die gegenüberliegende Gangwand zurückgewichen. Sie stand dort und schüttelte den Kopf, während sich ihre Lippen bewegten, ohne dass sie auch nur ein Wort sprach. Hinter Harry drängten die anderen beiden vor. Auch sie wollten raus, behinderten sich gegenseitig, und Wayne stieß Ted mit seinen flachen Klauen zur Seite. An den Handflächen klebte noch Blut. Mary Ann Baxter wusste nicht, ob sie noch die Kontrolle über die drei Untoten besaß. Das musste sie probieren. Sie zog sich bis an die letzte Stufe der Treppe zurück, blieb dort stehen und schaute den lebenden Leichen entgegen.
    Die Frau musste sich zusammenreißen, um überhaupt etwas sagen zu können. Bevor die drei Zombies sich drehen und zu ihr gehen konnten, wurden sie von ihr angesprochen.
    »Bleibt da!« rief sie hektisch. »Verdammt noch mal, bleibt endlich stehen! Verschwindet nach hinten!«
    Ihre drei Männer hörten zwar die Stimme, aber sie gehorchten ihr nicht. Erst als sie die Befehle wiederholte, stoppten die Zombies, stierten sich aus tumben Augen an, drehten sich um und tappten unsicher zurück in den Raum. Ted lief noch gegen die Wand, prallte von dort zurück und nahm einen erneuten Versuch, der ihn schließlich über die Schwelle brachte.
    Mary Ann Baxter stand da und wollte es kaum glauben. Sie hielt die Augen weit geöffnet, die Hände gegen ihren Hals gepresst, und erst allmählich sanken die Arme nach unten. So langsam und schwerfällig, als wären sie mit Blei gefüllt.
    Dann stieß sie ihre Erleichterung akustisch hervor. »Sie gehorchen mir, sie gehorchen mir. Sie hören auf meine Kommandos. Verdammt, ich habe es geschafft, ich habe es geschafft…« Ein Lachanfall unterbrach die eigenen Worte. Sie schüttelte dabei den Kopf, das lange Haar flog, und immer wieder musste sie lachen.
    Die Frau wirkte wie eine Betrunkene, als sie zur Seite taumelte und gegen die Kellerwand fiel. Ihre Fäuste trommelten gegen das Gestein. Sie spürte den Druck, den Schmerz, und erst dann wurde ihr bewusst, was sie geleistet hatte.
    Einen letzten Blick warf sie in den Keller und auf die Tür des Verlieses. Sie stand auch weiterhin offen. Eine bleiche, teigig wirkende Hand schwang wie ein Pendel aus der offenen Tür hervor, als wollte ihr einer der Zombies noch einmal beruhigend zuwinken.
    Mary Ann Baxter aber machte auf dem Absatz kehrt und hetzte die Stufen der Treppe hoch. Sie lief in ihr Arbeitszimmer und schenkte sich einen Gin ein. Es war die erste Flasche die ihr in die Hände fiel. Als das Glas leer war, atmete sie tief durch und sagte leise: »Ich glaube, Wang, jetzt kannst du kommen. Sie werden mir gehorchen und nicht dir…«
    ***
    Die Schwaden waren so dicht wie der Londoner Herbstnebel, aber sie rochen anders als dieser. Ein feuchter Geruch wurde Suko entgegengeweht. So stank Wäsche, wenn sie in den Bottichen gekocht wurde.
    Tatsächlich befand sich Suko in einer der größten Wäschereien in London. Sie gehörte einem Landsmann, den Suko ebenfalls zu seinen Vettern zählte.
    Chu Wai hielt sich in seinem Büro auf. Ein Helfer führte Suko durch die Wäscherei in einen geräumigen Hinterhof, wo die Büros der Großwäscherei in einem Anbau untergebracht waren. Drei große Wagen wurden mit frischer Wäsche beladen, ein anderer verließ soeben den Hof. Der Inspektor musste zugeben, dass das Geschäft seines Landsmannes gut lief. Chu Wai erwartete ihn bereits. Er kam Suko auf dem Gang entgegen. Vom Alter unterschieden sich die beiden Männer gewaltig. Chu Wai ging auf die 70 zu, aber er war noch immer der Chef und dachte auch nicht daran, das Geschäft seinen beiden Söhnen schon jetzt zu übergeben.
    Er war wesentlich kleiner als Suko, trug einen weißen Kittel und hatte fast keine Haare mehr auf dem Kopf, dafür zahlreiche Pigmentflecken, die ein Muster auf der Schädelplatte bildeten.
    »Suko, ich freue mich, dich zu sehen«, sagte er und geleitete den Inspektor in sein zweckmäßig und schlicht eingerichtetes Büro. Suko musste erkennen, dass auch in diesem Betrieb mit Computern gearbeitet wurde. Auf zwei Stühlen nahmen die Männer Platz. Chu Wai bot Tee an, den Suko gern nahm.
    Sie redeten zunächst über die allgemeine Lage. Der Geschäftsmann zeigte sich zufrieden. Er hatte in den letzten Jahren im Gegensatz zu anderen Branchen keine Verluste

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