Zombie-Lover
rutschte, trat die allerschönste Frau näher, die sie je gesehen hatte. Sie hatte langes, angenehm grünliches Haar, und um ihren Körper hätte sie jedes Model beneidet. »Hallo, Breanna«, sagte sie, »ich bin Chlorine. Das ist mein Freund Nimby.« Sie wies auf eine Stelle hinter Breanna, und als diese sich umdrehte, erblickte sie einen riesigen Drachen mit einem albernen Eselskopf. Fast hätte Breanna angefangen zu kichern, doch es gelang ihr, es zu einem halben Piepser zu dämpfen.
»Nimby möchte deine Träume teilen«, sagte Chlorine. »Wäre dir das recht?«
»Du meinst, der Drache kommt dann in meinen Träumen vor?«
»Nicht ganz. Er würde nur zuschauen.«
»Na, wenn er will, ich hab nichts dagegen. Meine Träume machen nicht viel her.«
»Danke«, sagte Chlorine.
Dann ritt Breanna wieder auf Imbri, und sie waren auf dem Rückweg. Sie konnte nicht genau sagen, was geschehen war, aber weil Träume sehr zur Sprunghaftigkeit neigten, erschien es ihr nicht weiter beunruhigend.
Sorge bereitete ihr allerdings die späte Stunde. Breanna musste feststellen, dass der Tag vergangen war, ohne dass sie es bemerkt hatte, und es immer dunkler wurde. »Jetzt komme ich zu spät nach Hause«, sagte sie. »Die werden mir den Himmel heiß machen.« Manchmal konnte sie nicht anders, da musste sie einfach fluchen, doch weil sie auch dafür Schwierigkeiten bekam, tauschte sie die Wörter aus.
»Es wird keinen Ärger geben«, sagte Imbris Bild im Träumchen. »Schau dich nur um.«
Breanna blickte umher – und begriff, dass sie alles sehen konnte. Sie konnte in der Schwärze sehen!
Und so begann ihr wunderbares geheimes Leben. Niemals erzählte sie irgendjemandem von ihrem Besuch im geheimnisvollen Schloss mit der schönen Frau und dem hässlichen Drachen oder gar von ihrem funkelnagelneuen Talent. Die ganze Schlossszene war vermutlich sowieso nur ein Tagtraum gewesen. Das Talent aber war entzückend real.
»Genauso ist es gewesen«, stimmte sie zu, als die Traumerinnerung zu Ende ging. »Du hast das Talent für mich gefunden, vielleicht auch deine Freunde. Aber warum kann ich es nicht zurückgeben?«
Ein neuer Traum bildete sich. Er zeigte Imbri, die neben einem Pantinenbaum graste. Unweit stand ein Sandelbaum, vor dem ein Faun tanzend auf der Panflöte spielte. Imbri verwandelte sich in eine Nymphe und ging hinüber. Sie zerzauste dem Faun das Haar, und er klopfte ihr auf den wohlgeformten bloßen Hintern. Offenbar kamen die beiden gut miteinander aus.
Ein Drache erschien – es war der mit dem albernen Eselskopf. Auf seinem Rücken saß die schöne Chlorine. Vor dem Faun und der Nymphe blieben sie stehen. »Nimby möchte träumen«, sagte Chlorine.
»Drachen können doch träumen«, entgegnete Imbri.
»Dämonen aber nicht.«
»Dämonen?«, fragte der Faun.
»Ja, Forrest. Wirst du ein Geheimnis für dich behalten?«
Forrest und Imbri tauschten einen Blick. »Das sollten wir wohl li e ber«, sagte die Nymphe.
»Nimby ist in Wahrheit der Dämon X(A/N) th .«
Nymphe und Faun lachten auf, denn sie glaubten, Chlorine scherze. Da nahm der Drache eine gewaltige, leuchtende Dämonengestalt an, und die Szenerie kehrte sich von innen nach außen. Einen Moment später war alles wieder normal und der Drache zurück. Gelacht wurde allerdings nicht mehr.
»Du bist die Expertin für Träume, Imbri«, sagte Chlorine. »Kannst du Nimby das Träumen beibringen? Sodass er es von selbst kann, ohne zusehen zu müssen, wie Sterbliche es tun?«
Imbri empfand eindeutig heilige Scheu. »Das weiß ich nicht. Kein Dämon hat je geträumt. Ihnen fehlt die Mühsal der Sterblichen, und sie wissen nicht, was lebendige Gefühle sind. Deshalb gibt es nichts, worauf sie ihre Träume richten könnten.«
»Lebendige Gefühle«, sagte Chlorine nachdenklich. »Wie Liebe etwa?«
»Ja, Liebe ganz besonders. Dämonen halten Liebe für lächerlich. Nimby n a türlich… « Sie betonte den Namen besonders, nun, da sie wusste, was er bedeutete. »Nimby ist nicht einfach irgendein Dämon. Deshalb ist es möglich – «
»Nimby empfindet Liebe. Unter anderem hat er auch das von Mundaniern gelernt.«
»Oh. Dann sollte er vielleicht versuchen, auch das Träumen von Mund a niern zu lernen. Sie sind unkomplizierter als magische Geschöpfe. Wenn er den Träumen eines Mundaniers folgt, eines jungen am besten, dann kann er das Wesen des Träumens dadurch vielleicht begreifen. Ich vermag nämlich niema n dem einen Traum zu liefern, der nicht weiß, was er
Weitere Kostenlose Bücher