Zombies auf dem Roten Platz
los. Doch Sekunden später überkam es ihn wieder, und er packte zu.
»Ha!« rief er und preßte sich an sie. »Jetzt kannst du deinem russischen Bär nicht mehr entkommen.«
Seine Hand fand den Rückenausschnitt des Kleides und schob sich hinein. Die Finger glitten über kalte Haut. Sehr kalte sogar, und das machte Juri stutzig.
»Bist du ein Fisch?«
»Nein!« stöhnte Olga.
Aber Juri war irgendwie ernüchtert. Seine Stimmung schwankte. Plötzlich hatte er keine Lust mehr. So etwas wie dieses Artistenweib hatte er noch nie erlebt. Sie tat, als würde es ihr Spaß machen, doch ihre Haut war die eines Fisches. Jetzt war Juri auch schon durcheinander. Er löste sich ruckartig und setzte sich auf.
Olga wollte ihn wieder zurückdrücken, doch Juri schüttelte den Kopf. Er war eigensinnig geworden. »Sieh mich an, Olga!« verlangte er. »Los, schau mich an!«
»Gefalle ich dir nicht?«
»Kommt darauf an.«
»Wieso?«
»Ich mag es nicht, wenn man mich so hinhalten will. Du hast etwas vor, nicht wahr?«
»Wieso?«
»Rede nicht. Auch deine Schwester ist noch nicht da. Und ich höre dich auch nicht atmen. Nein, Olga, ich werde gehen. Wir werden gehen! Karel!«
Juri hatte den Namen seines Kollegen lauter gerufen, aber Karel gab keine Antwort.
»He, Karel!« Juri drehte sich um, und er sah den heimtückischen Blick der Frau.
Der Soldat mußte sich vorbeugen, um überhaupt etwas sehen zu können. Kareis Körper hob sich nur undeutlich von der Liege ab. Nach wie vor lag er auf dem Rücken.
Dabei so seltsam ruhig…
Juri verzog das Gesicht, als er daran dachte, daß Karel eingeschlafen war. Ausgerechnet jetzt. Verdammt, das war eine Blamage. Und er wußte auch, daß Karel, wenn er einmal schlief, so rasch nicht wachzukriegen war.
»Laß deinen Freund doch!« meldete sich Olga, »der ist müde!«
»Nein!« Juri stand auf. Fast wäre er mit dem Kopf gegen die Decke gestoßen Er beugte sich weiter vor, schaute auf seinen Kameraden und sah in Halshöhe etwas Dunkles.
Das erinnerte ihn an eine Flüssigkeit. Juri ging vor. Seine Augen weiteten sich in panischem Entsetzen. Was er zu sehen bekam, war grauenhaft.
Etwas hatte Kareis Hals von unten durchbohrt!
Juri brauchte Sekunden, um dies zu fassen. Und er dachte weiter. Den Mörder hatte er nicht gesehen, er war aber da, wobei es Olga nicht gewesen sein konnte.
Unter dem Bett!
Wie ein Flammenstrahl schoß dieser Gedanke durch seinen Kopf. Ja, der Mörder mußte unter dem Bett liegen Da hörte er Olgas Lachen. Juri wußte Bescheid.
Im selben Augenblick schoß unter dem Bett ein Arm hervor, und die fünf Finger einer Hand umklammerten blitzschnell sein rechtes Fußgelenk…
***
Das grinsende Gesicht des Clowns wirkte wie eine verzerrte Maske. Es starrte mich an, ich schaute hinein und war für Sekunden nicht fähig, mich von der Stelle zu rühren.
In dieser kurzen Zeit saugte ich die Beschreibung des Gesichts in mir auf. Die Lippen schimmerten in einem hellen Rot, das wie Lack wirkte. Ansonsten war das Gesicht weiß geschminkt, nur unter den Augen sah ich nach unten und über die Wangen rinnende schwarze Tropfen. Waren es Tränen?
Der Körper des Clowns war in ein buntes Kostüm eingepackt. Es zeigte eine Mischung aus rotweißen Karos. Auch die Pumphose bestand aus dem gleichen Stoff. Die Füße steckten in viel zu großen Schuhen, und unter dem Hals schimmerte eine übergroße Fliege in einem satten dunklen Grün. Von den Haaren sah ich ebenfalls nichts, da sie von einer rostroten Perücke verdeckt wurden.
Das alles hätte mich nicht weiter gestört, ich hätte es sogar als lustige Überraschung empfunden, wenn der Clown nicht etwas in der Hand gehalten hätte, was mich ungemein abstieß.
Es war ein Sägeblatt!
Dünn, zackig und brandgefährlich!
Er hielt es in beiden Händen, denn das Sägeblatt besaß an seinen Enden schmale Holzgriffe.
Und so standen wir uns gegenüber.
Der Clown hatte damit gerechnet, daß ich den Schrank öffnen würde und sich auch darauf eingestellt. Er handelte sofort, stieß die Arme vor und damit auch das Sägeblatt.
Sein Ziel war mein Hals.
Der Koffer rettete mich. Ich hielt ihn in der Hand und hatte ihn auch ein wenig angehoben. Als sich der Clown mir entgegenwarf, riß ich den Koffer noch höher und stellte mich dem Angreifer in den Weg.
Das Blatt sägte in das Leder. Ich hörte das Ratschen, drückte den Koffer nach vorn und wuchtete den Clown wieder in den Schrank hinein, wo er gegen die Rückwand polterte.
Ich sprang
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