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Zone One: Roman (German Edition)

Zone One: Roman (German Edition)

Titel: Zone One: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colson Whitehead
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wollen, wenn die uns gleich an der Fähre impfen und einen runterholen würden.«
    »Wenn die auf DNA untersuchen, musst du Schwein haben, dass sie dich nicht rausschmeißen.« Trevor, einer der Sweeper von Einheit Gamma, behauptete, er habe gehört, Buffalo arbeite an einem System der Untersuchung von Siedlern gemäß ihrer genetischen Attraktivität. Mark Spitz glaubte das nicht, aber er rechnete sich aus, dass er ganz anständige Chancen auf ein gutes Plätzchen irgendwo hatte. Bestimmt waren viele in höheren Funktionen tätige Angehörige der Gesellschaft ums Leben gekommen, sodass mittelmäßige Exemplare wie er eine Stufe aufrücken konnten.
    Kaitlyn klopfte geistesabwesend gegen ihr Headset, als hätte sie gerade versucht, mit einer ihrer Freundinnen das Wochenende zu planen, und ihr Handy hätte schlappgemacht. Hast du mich oder habe ich dich verloren?
    »Hörst du irgendwas?«, fragte Mark Spitz.
    Sie schüttelte den Kopf. Sie hatten seit einer Woche, seit ihrem Aufbruch in dieses Planquadrat, keinen Kontakt mehr mit Fort Wonton. Die Funkverbindungen wurden irritierend oft unterbrochen. Es war schon unter besten Bedingungen schwierig, ein Signal durchzubringen – die Gebäude warfen die Wellen untereinander zurück wie Kinder, die Schweinchen in der Mitte spielen –, aber der große Übeltäter waren tückische Fehler in der militärischen Kommunikationssoftware. Die Rechner hängten sich chronisch auf und mussten dann neu gestartet werden, und es dauerte eine Ewigkeit, bis sie sich neu initialisiert hatten. Dass der Rüstungshersteller, der den Auftrag bekommen hatte, irgendwann gerichtlich belangt werden würde, war höchst unwahrscheinlich und wäre es auch dann, wenn die Seuche die Hallen der Justiz nicht bis auf den einen oder anderen, mit einer Robe bekleideten und sich in einem leeren Gerichtssaal an einem Hammer festhaltenden Irrläufer geleert hätte.
    Die Funkstörungen waren ärgerlich, aber zum Glück brauchten die Sweeper keinerlei Anweisungen bis auf die, welches Planquadrat als Nächstes drankam, und das erfuhren sie jede Woche, wenn sie nach Wonton zurückkehrten. »Auf geht’s«, sagte Kaitlyn. »Wir melden uns, wenn wir am Sonntag zurückkommen.«
    Während sie ihre Ausrüstung zusammenpackten, sahen sie, dass die Leichen verschwunden waren. Der Entsorgungsdienst hatte sie mitgenommen, ohne dass die Sweeper es bemerkt hatten, mit der unheimlichen Effizienz, die sein Markenzeichen war. Außerhalb von Wonton sah man von den Entsorgern allenfalls ihren Karren, der ein, zwei Blocks vor einem um eine Ecke verschwand, während sie in ihren strahlend weißen Schutzanzügen nebenherschlappten. Die Kutsche und das Pferd hatten bei den Touristenrundfahrten im Central Park eine wichtige Rolle gespielt: Erstere, der Witterung ausgesetzt, suchte nach einer neuen Verwendung – offensichtlich war das Sightseeing in den letzten Jahren stark eingebrochen – und letzteres hatte sich bis zur Einrichtung von Fort Wonton vermutlich vom Gras des Great Lawn ernährt. Das Pferd war per Hubschrauber in die Zone befördert worden, nachdem man es bei einem frühen Aufklärungseinsatz uptown entdeckt hatte. »Ich glaube, das ist richtig so«, sagte General Tavin, und tatsächlich hatte die Planung und Durchführung der Operation der Moral starken Auftrieb gegeben, mehr noch als die Nachricht vom Sponsoring des Biervertriebs.
    Der Hubschrauberpilot, der Mark Spitz aus dem Nordöstlichen Korridor hergebracht hatte, quatschte ihn während des gesamten Flugs im Stil eines Fremdenführers voll und ließ sich mit merkwürdig munterem Flair über die Sehenswürdigkeiten des Ostteils der Küste aus. Mark Spitz hatte den Verdacht, dass er unter Drogen stand. Als sie Manhattan erreichten, drehte er eine schnelle Runde über dem Central Park, »angelegt von Frederick Law Olmstedt in einem der größten landschaftsgärtnerischen Unternehmen, das Jesus je gesehen hat«. Mark Spitz hatte die Weite des Parks schon von den Fenstern der großen Wolkenkratzer aus gesehen, die seinen Rand umdrängten, jedoch noch nie von dieser hohen Warte. Keine Picknicker faulenzten auf ihren Decken, niemand machte auf den Bänken blau, und keine Frisbeescheibe schwebte durch die Luft, doch der Park präsentierte sich so voll wie am ersten Frühlingstag. Sie blieben nicht stehen, um die Landschaft zu genießen, diese Besucher; sie streiften ohne Sinn und Zweck auf dem Gras und den Wegen umher, bewegten sich zuerst in die eine und spazierten dann

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