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Zopfi, Emil

Zopfi, Emil

Titel: Zopfi, Emil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spitzeltango
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Ein paar Leute stiegen aus.
    «Na endlich», murmelte Robert.
    Pippo schlurfte über die Strasse, in einer Art Windjacke, Schlapphut auf dem Kopf. Seine Backen glänzten frisch rasiert. Der Prototyp des Proleten.
    «War aber Zeit, Mann.»
    «Habt ihr alles?»
    Hermann rieb sich mit der flachen Hand die Brust, dämpfte seine Stimme. «Alles.»
    Die Flyer hatte er in die Innentasche seines Mantels gesteckt. Die drei Alten glotzten herüber, schienen sich über Pippo zu unterhalten. Sie wohnten wohl auch in einer der Genossenschaftssiedlungen im Friesenberg.
    Pippo holte ein Kuvert aus der Windjacke, gab Robert und Hermann die Eintrittskarten.
    «Super», meinte Hermann. «Ich bin nur ein bisschen schief drauf und nicht gut gekämmt.»
    «Da war noch ein Schlüsselanhänger dabei. Steinbockkopf und Schweizerkreuz. Sei ein Geschenk für uns drei.»
    «Signet der Volkspartei. Dein Sohn hat Humor.»
    «Ich kenne ihn gar nicht so.»
    «Hast du das Ding dabei?»
    «Nö, hab ich meiner Nachbarin geschenkt.»
    «Ist sie rechts?»
    «Nein, aus dem Schwarzwald.»
    Das Blinklicht tingelte, die Barriere der Uetlibergbahn begann sich zu senken. Pippo warf seine Zigarette auf den Boden, trat sie aus. Der orangerote Triebwagen war voll besetzt. Sie drängten sich hinein, blieben bei der Tür stehen neben den drei Genossenschaftern. Hermann tippte mit einem Finger auf seine Lippen. Die Bahn war besetzt mit Tscharners Parteigängern, vor allem älteren Männern. Zwei oder drei Frauen in einer Tracht. Hinten lümmelten ein paar Junge herum mit Bierbüchsen in den Händen.
    «Du bist doch der Schwyter.» Einer der Männer stiess den Ellbogen in Pippos Rippen. «Aus der Genossenschaft.»
    Pippo nickte.
    «Auch auf den Uetli?»
    «Wie du siehst.»
    «Zur Rede?»
    «Ich dachte, da werde die ‹Zauberflöte› gespielt.»
    «Du hast Humor, Freund.»
    «Seit wann sind wir Freunde?»
    «Deine Frau war doch mal im Gemeinderat, oder nicht? Bei den Kirchlichen.»
    «Meine Frau ist im Himmel.»
    «Tut mir leid, Kamerad. Und nun bist du bei uns?»
    «Seh ich so aus?» Pippo hob die Schultern. «Toni Tscharner ist ein alter Freund.»
    «Ah, ja?»
    «Ein Genosse.»
    «Mach keine Witze», mischte sich der mit der Heinekenkappe ein. «Anton Tscharner ein Genosse? Dann ist der Papst ein Muslimbruder.»
    «Muslim ist er nicht, aber ein Hitlerjunge war er.»
    Hermann drückte Pippos Oberarm, zischte: «Halts Maul! Wer nicht schweigt, schadet der Heimat.»
    Der Zug hielt an, Triemli. Durchs Fenster sah Hermann die Hochhäuser des Spitals, dunkelblaue Uniformen auf dem Bahnsteig. Polizei.
    Pippo sagte: «Grosskontrolle. Hast du ein Billett?»
    «Ach du heilige Scheisse.» Der Schwarzfahrer mit dem sechsten Sinn war hereingefallen. Er drängte zur Tür. Dort stand ein Schrank von Mann vor ihm, ein Gesicht, das ihm bekannt vorkam. «Fahrausweis bitte.»
    Schweisstropfen suchten sich ihre Bahn von Hermanns Stirn über die Nase. Das Fieber. «Entschuldigen Sie …»
    Er vernahm Pippos Stimme. «Hallo, Rudi. Immer noch im Dienst. Wie gehts?»
    Doch Rudi liess sich nicht ablenken. «Steigen Sie bitte aus.»
    Vom Bahnsteig aus sah Hermann Roberts bleiches Gesicht hinter dem Fenster. Neben ihm die Grimassen der Alten. Einer hob seine Mütze, winkte mit dem roten Stern. Ruckelnd setzte sich der Zug in Bewegung. Der Schrank zückte einen kleinen Apparat. «Macht neunzig Franken plus zehn fürs Billett. Zahlen Sie bar?»
    Hermann sah sich um. Polizei rundum, keine Chance zum Abhauen. Sein Puls raste, sein Atem flog. Schweiss tropfte auf den Boden.
    «Ist Ihnen nicht gut?»
    Hermann wand sich. Das Transparent engte ihn ein. «Ich trage ein Korsett. Habs im Rücken.»
    «Im Portemonnaie auch?» Der Kontrolleur zeigte Humor. War ja auch nur ein Mensch. Er fingerte auf seinem Apparat herum, einen zufriedenen Ausdruck im Gesicht. Petri Heil, der Fischer hat einen Hecht an der Angel.
    «Leider kein Bares.»
    «Ausweis?»
    «Auch nicht. Oder doch …» Das Ticket für Tscharners Rede. Da war sein Foto drauf, sein Name. Er holte es hervor. Der Mann warf einen Blick darauf, nickte. «Sie wollen zur Rede?»
    «Unbedingt.»
    «Nehmen Sie den nächsten Zug.» Er tippte Hermanns Name in seinen Apparat, fragte nach der Adresse.
    Der Polizist neben ihm grinste. «Zwinglistrasse … An der Nummer gibts doch ein Puff.»
    Hermann rümpfte die Nase. «Bist du ein Kunde?»
    «Seit wann sind wir per Du?» Der Mann legte seine Hand auf den Griff des Knüppels, den er am Koppel trug.
    «Die

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