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Zores

Zores

Titel: Zores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Pittler
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dagegen …, aber das sehen S’ eh selber, wenn S’ Ihnen umschauen.“
    Bronstein beschloss, die sinnlose Diskussion nicht weiterzuführen. Jemandem wie diesem Kranewetter kam man nicht mitlogischen Argumenten bei, dazu war der Mann viel zu verzweifelt und viel zu verbohrt.
    „Der Herr Suchy hat das sicher auch so g’seh’n, oder?“
    „Ja freilich.“
    „Und deswegen waren Ihre Kinder regelmäßig bei ihm. Damit s’ das lernen, oder?“
    Kranewetter nickte, blickte dabei aber unsicher drein. Es war ihm anzusehen, dass er irgendeine Fangfrage oder einen Fallstrick vermutete, weshalb er lieber auf der Hut blieb. „Und welchen Eindruck haben Sie selber vom Herrn Suchy g’habt?“
    „Nur den allerbesten!“
    „Es wär Ihnen also nichts komisch vorkommen? So im Umgang vom Herrn Suchy mit den Kindern, zum Beispiel?“
    Kranewitter schien erleichtert zu sein. „Nein, ganz im Gegenteil. Der hat sie richtiggehend geliebt, die kleinen Racker. Es war mir ja direkt peinlich, dass der Richard und der Schurli so undankbar waren. Obwohl der Herr Suchy immer so nett war zu ihnen, wollten s’ nie hin zu ihm.“
    „Und das ist Ihnen nicht verdächtig vorgekommen?“
    „Jo mei, faul sind’s halt, die bledn Buam, die! Und beim Suchy, da hat Disziplin g’herrscht, gell. Des war ned so wie bei meiner Frau, die ihnen alles durchgeh’n lasst. Deswegen wollten s’ dort ned hin.“
    „Deswegen?“
    „Na wegen was sonst?“ Kranewetter machte eine Geste der Ratlosigkeit.
    „Is recht, Herr Kranewetter. Schönen Tag noch.“ Bronstein wandte sich abrupt zum Gehen.
    „Sieg … Grüß … Wiederschau’n.“ Kranewetters umständliche Versuche, sich gleichfalls zu verabschieden, nahm Bronstein nur noch beiläufig zur Kenntnis.
    Während er die Kochgasse hinunter zur Alser Straße schlenderte, strich er Kranewetter geistig von der Liste der Verdächtigen. Der Mann war dermaßen simpel gestrickt, dass es ihm unmöglich war, sich so geschickt zu verstellen. Nein, es war offenkundig, dass Kranewetter rein gar nichts verstanden hatte, und genau deshalb kam er als Täter nicht in Frage. Andernfalls nämlich hätte Kranewetter Suchy in einem Tobsuchtsanfall erschlagen, um sich eine Minute später selbst zu stellen. Doch der Mann war so inbrünstig von der jungfräulichen Empfängnis des Nationalsozialismus überzeugt, dass er niemals einem Nazi auch nur das geringste Fehlverhalten zutrauen würde.
    Ohne es wirklich zu merken, hatte Bronstein die Alser Straße überquert und sah sich plötzlich an der Ecke zur Spitalgasse stehen. Nun, dann konnte er die Wagner auch gleich aufsuchen, dachte er sich. Er betrat nach wenigen Metern das ihm genannte Haus, das fraglos schon bessere Zeiten gesehen hatte, und suchte am schwarzen Brett nach dem gewünschten Namen. Na bitte, Souterrain. Er begab sich zur Treppe und in der Folge halb unter die Erde. Auf halbem Wege in den Keller gab es eine einzige Tür. Hier mussten, so schloss Bronstein, die Wagners wohnen. Er klopfte.
    Es dauerte eine Weile, ehe ihm aufgetan wurde. Ein schmutzstarrender Junge, in dem Bronstein den Siegfried vermutete, starrte ihn mit kalten Augen an. „Hallo“, begann Bronstein vorsichtig, „ist dein Vater da?“
    Der Junge zeigte ihm die Zunge und blieb dabei, auf eine Reaktion wartend, stehen. Diese kam prompt in Form eines ansatzlosen Schlages auf den Hinterkopf. „Schleich di, Trouttlkind.“ Hinter dem Jungen war der Vater aufgetaucht. Er hatte eine Bierflasche in der rechten Hand und eine Zigarette im Mundwinkel. Der Junge zuckte nur kurz zusammen und liefdann eilig aus Bronsteins Blickfeld. Der Vater musterte ihn derweilen feindselig. „Und wea beistn du?“
    Bronstein zeigte seine Marke.
    „Sou schaust a aus, dou bleida Trouttl.“
    Bronstein nahm Haltung an. „Aber ich muss doch sehr bitten, mein Herr.“
    „Wouhea denn. Des wirst jou nou aushoultn.“
    „Ich habe ein paar Fragen an Sie, Herr Wagner. Wenn es Ihnen lieber ist, kann ich sie gerne am Kommissariat stellen.“
    „Toua des. Nua werd’ i’s daun wouhl ned hear’n.“ Dabei grinste Wagner provokant.
    „A ganz a Lustiger. Jetzt pass einmal auf, du Pfeifenstierer. 24 Stund’ auf der Liesl san ned lustig. Also reiß di z’samm, sonst pascht’s.“
    Wagner rülpste, lenkte dann aber ein: „Waus wüllst wiss’n, Koumissar?“
    „Sie waren in der Waggonfabrik beschäftigt?“
    „Jou. Bis de Ausleinda käman san.“ Wagner spuckte verächtlich auf den Boden neben Bronsteins

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