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Zores

Zores

Titel: Zores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Pittler
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über seine Bücher und signalisierte eindeutig, dass die beiden Ermittler für ihn gar nicht mehr im Raum waren.
    Die wandten sich auch tatsächlich zum Gehen. Wieder im Freien, meinte Bronstein mit dem Anflug eines Seufzers in der Stimme: „Weißt, so einen komischen Fall hab ich eigentlich überhaupt noch nie g’habt. Normalerweise rennen da immer was weiß ich wie viele Verdächtige herum, und dermalen schaut’s so aus, als gäbert’s überhaupt keine.“
    „Wost recht hast, Chef, hast recht“, meinte Cerny nur und sah dabei in den stahlgrauen Himmel. „Glaubst, es wird heute schneien?“
    „Cerny, manchmal hast einen eigenartigen Humor. Das muss das Böhmische in dir sein. Wir haben einen überaus brisanten Fall am Hals, und das in einer überaus pikanten politischen Situation, und du fragst dich, was sich der Petrus heut’ für uns ausgedacht hat. Cerny, du g’fallst mir.“
    „Na egal, ob’s heute schneit oder nicht, ich werd das Gefühl nicht los, dass wir im Regen stehen. Und das ordentlich.“
    „Da hast jetzt du recht“, replizierte Bronstein und verkniff sich ein Schmunzeln nicht. Dann blickte er kurz nach rechts auf das kleine Häuschen, in dem der Portier untergebracht war. „Oder auch nicht“, ergänzte er lakonisch.
    Automatisch lenkte er seine Schritte auf die Bleibe des Portiers zu und klopfte, während er auch schon eintrat, an das Türholz.
    „Guten Tag noch einmal. Es ist gestattet, nehme ich an“, sagte er mit einer gutmütigen Selbstverständlichkeit.
    Der Portier, der eben noch in die Lektüre seiner Zeitung vertieft gewesen war, sah überrascht auf. „Ja“, erwiderte er, damit den bereits eingetretenen Fakten Rechnung tragend.
    „Sagen S’, dieser Fleischerbetrieb von dem Suchy da. Was wissen S’ über den?“
    „Ja mei, was soll ich Ihnen da sagen? Ned viel eigentlich. Wir haben da am Schlachthof so viele Unternehmungen, da hat, glaub i, keiner mehr einen wirklichen Überblick.“
    „Aber Sie werden doch sagen können, ob das eine Firma ist, die man sich, sagen wir, als Viehhändler merken müsste oder nicht“, ermunterte Bronstein den Mann, etwas deutlicher zu werden.
    „Wissen S’, der Suchy, der war immer schon ein bissel dubios. Was ich weiß, hat der selten saubere G’schäftln gmacht. Aber das haben S’ ned von mir, gell!“, beeilte er sich hinzuzufügen.
    „Wir sind beinahe so etwas wie Pfarrer. Bei uns gilt das Beichtgeheimnis“, lächelte Cerny verschmitzt.
    „Ja, also geben tut’s den Suchy da am Platz jetzt vielleicht seit zwanzig Jahren, aber Freund’ hat er sich keine g’macht. Für die Angestammten ist er immer noch ein Eindringling, und für die Jüngeren war er einfach nur ein Konkurrent.“ Dann beugte sich der Portier nach vor und senkte seine Stimme. „Es hat immer g’heißen, er macht unsaubere G’schäft’ mit irgendwelche Leut aus dem Osten. Angeblich hat er Rindviecher irgendwo weit hinten in der Puszta billig z’sammkauft und sie da verdraht.“
    Bronstein wusste nicht, was daran unsauber sein sollte. „Und?“
    „Na ja, die Qualität …, Sie verstehen? Des war eigentlich a letztklassige War’. Und viel von dem Zeug wär beim Marktamt nie durchkommen. Also …“
    „Also?“
    Die Stimme des Portiers wurde noch leiser: „Also hat er seine Sachen entweder schwarz verkauft, wenn S’ wissen, was ich mein’, oder er hat’s einfach falsch deklariert.“
    Bronstein musste sich eingestehen, mit den Gepflogenheiten des Handels nicht wirklich vertraut zu sein. Er wusste zwar, was es hieß, etwas schwarz zu machen, denn das bedeutete, dass man das Geschäft an der Steuer vorbei erledigte. Aber was sollte es mit den Deklarationen auf sich haben?
    „Falsch deklariert?“, fragte er daher nach.
    „Schauen S’, die Viecher haben wahrscheinlich schon drüben in Ungarn ned guat ausg’schaut. Ausg’mergelt wie die Leut’ dort. Ka Fleisch auf die Rippen, und des zach wie Leder. Jetzt müssen S’ Ihnen noch vorstellen, dass der die Küh’ quer durch die Pampa treiben hat lassen, von irgendwelche Zigeuner, was ich weiß, die ihm natürlich nur einen Nasenrammel kostet haben. Die haben ned wirklich auf das Viecherzeug aufpasst, haben ned g’schaut, dass die Viecherln ned zu viel G’wicht verlieren unterwegs, weil denen war das ja wurscht, ned wahr, die haben einfach g’schaut, dass sich die Sache für sie rentiert, und das hat’s ja nur, wenn s’ ned zu lang braucht habn. Also haben s’ die Viecher trieben in einer Tour, so

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