Zores
wie eine Stampede im Wilden Westen, ned. Und dadurch san die Rinder, wenn s’ es überhaupt bis daher g’schafft haben, da ankommen so schlank wie a Gazelle in Afrika, verstehen S’. Na, mit solche Krewegerln machst ka G’schäft, zumindest ka rentables. Also musst da was einfallen lassen, damits d’ zu dein’ Geld kommst, ned wahr. Also machst Folgendes …“ DemPortier entkam ein Grinsen. „Z’erst schlachtest die Viecher einmal, ned. Und dann schaust dir an, wie du das Zeug so zerkleinern kannst, dass keinem mehr auffallt, was da genau verarbeitet worden ist. Und das deklarierst dann ned als verhungertes Rindviech aus der Puszta, sondern als Qualitätsrind aus dem Altreich.“
„Ah“, machte Bronstein, „und das funktioniert?“
„Na ja, es kommt drauf an, an wen du den Ramsch verdrehst, ned wahr? A Hotellerie-Betrieb, der kann sich das nicht leisten, so etwas zu verwenden. Aber irgendeine Heilsarmee, die Ausgesteuerte durchfüttert … warum ned?“
„Verstehe. … Und weiter?“
„Na ja, in letzter Zeit hat’s Beschwerden gegeben. Er hat’s wohl a bissel zu sehr übertrieben, der Herr Suchy. Sogar das Marktamt is auf eam aufmerksam worden. Is aber weiter nix rauskommen. Wahrscheinlich hat er s’ g’schmiert. Aber dann, so vor fünf, sechs Wochen, hat’s auf einmal Mordstrum Zores geben, weil er Fleisch verdraht hat, das eindeutig verschimmelt war. Und zwar an die eigenen Volksgenossen. Des hat denen ned g’schmeckt. Im doppelten Sinn des Wortes.“ Dabei grinste der Portier. Bronstein und Cerny erwiderten diese Reaktion mit einem Lächeln.
„Jedenfalls sind da ein paar HJ-ler aufgetaucht, die haben dem Suchy ordentlich die Wadeln viereg’richt’. Die haben so laut mit eam g’schrien, dass ich’s bis daher g’hört hab. Und da sind ihm wahrscheinlich die letzten Kunden davong’rennt. … Gut, er selber war dann ja gar nimmer da. Nur sein Faktotum da, der alte Hofer oder Holzer oder wie der heißt. Der ist auch ganz schön petschiert. Seit Monaten hat der kein Geld mehr g’seh’n, und die ganzen Gläubiger rennen ihm die Tür ein. Den beneid i ned.“
„Glauben Sie, dass irgendjemand den Suchy auch offen bedroht haben könnte?“
„Darauf können S’ Gift nehmen. Der Häuptling von die HJ-ler, der hat ihm gedroht, dass s’ eam einsperren, wenn s’ erst einmal an der Macht sind, weil er ein Volksverräter is, ein Wucherer und ein übler Spekulant.“
Bronstein pfiff durch die Zähne. Offenbar hatte Suchy weitaus mehr Feinde als Freunde gehabt. „Sie wissen nicht zufällig, wie der HJ-Bub g’heißen hat?“
„Nein, das nicht, aber ich würde ihn jederzeit wiedererkennen. So ein G’sicht vergisst man nicht.“
„Na vielen Dank, lieber Herr, Sie haben uns sehr geholfen“, meinte Bronstein.
„Nichts zu danken, Herr Inspektor. Man hilft ja gern.“
Bronstein nickte und bedeutete Cerny, ihm zu folgen. Sie legten die wenigen Meter bis zum Wagen schweigend zurück. Bronstein nannte dem Fahrer die Adresse eines Kaffeehauses. Dort angekommen, schickte er ihn zurück ins Präsidium, ehe er einen Pharisäer orderte. Cerny beschied sich mit einem Mokka. Bronstein nahm sein Zigarettenetui heraus, förderte eine „Donau“ zutage und zündete sie an. Gemächlich blies er den Rauch aus, dann sah er Cerny direkt an.
„Der Fall ist kein Bemmerl. Da gibt’s mehr Ungustln wie in Sodom. Was haltst du von der G’schicht’?“
„Mich stört vor allem die Sache mit dem Frank. Wieso der aa?“
„Das hab ich mich auch schon g’fragt. Ich denk mir, es ist schon so, wie wir gestern festgehalten haben. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder die Partei hat ihn aus dem Weg geräumt, weil er das Zinshaus gern behalten hätt, oder er hat zufällig mitgekriegt, wer den Suchy g’macht hat, und wollt den erpressen.“
„Du meinst, seine Aussage war g’logen?“
„Welche? Die, dass er schon g’schlafen hat? Na sicher, die hab ich ihm von Anfang an ned glaubt. Ich bin mir halt nur ned sicher, warum er g’logen hat.“
„Weißt, David, was mir auffallt … am Rand von jeder G’schicht’ taucht immer irgendwie die HJ auf. Merkst du das auch?“
Bronstein nickte. „Die sind sogar beim Innenminister g’wesen. Aber das hilft uns nicht wirklich weiter. Es sei denn, es steckt wirklich die Partei hinter den beiden Morden. Aber so was trau ich denen dann doch nicht zu.“
„Was?“
„Na, dass sie die eigenen Leut’ reihenweise umbringen.“
„Und was war mit dem Röhm? Und
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