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Zores

Zores

Titel: Zores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Pittler
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Grinsen wurde noch breiter.
    „Der Göring?“
    „Viel besser.“ Cerny wartete einen Augenblick, um die Spannung zu steigern, und gerade als Bronstein die Hand hob, um zu signalisieren, es sei nicht der Tag für solche Spielchen, platzte es aus Cerny heraus: „Der Holzer.“
    Bronstein dachte einen Moment nach. Der Name sagte ihm etwas. Nur was? Wo war ihm der untergekommen?
    „Der Franz Holzer“, setzte Cerny nach.
    „Jössas! Der Prokurist vom alten Demand?“
    „Genau der!“
    Holzer war vor knapp vier Jahren einer der Verdächtigen in einem Mordfall am Judenplatz gewesen, doch die Tat hatte dann, sosehr Bronstein es sich auch gewünscht hätte, doch nicht dieser rabiate Provinzler begangen, sondern …, aber daran dachte er besser nicht, sonst brach er spornstreichs in Tränen aus. Die Eva …!
    Bronstein fuhr sich mit der rechten Hand übers Gesicht, so als ob er auf diese Weise die schwarzen Bilder der Vergangenheit wegwischen könnte. Er versuchte, sachlich zu wirken. „Der Holzer, der alte Nazi. Na, das passt z’samm.“ Dann trat auch auf Bronsteins Gesicht ein Lächeln. „Das passt sogar sehr gut. Ich bin grad in der richtigen Stimmung. Den panieren wir jetzt, den alten …“, Bronstein machte eine kurze Pause, „na, sagen wir, es reimt sich auf Burenheidl.“ Das Lächeln schlug in schelmisches Grinsen um.
    „Ich hab g’hofft, dass du das sagst, Oberst. Ich hab den Wagen schon bestellt.“
    „Na, dann gemma’s an.“
    Tatsächlich wartete vor dem Präsidium ein schwarzer Gräf & Stift, in dessen Fond die beiden Polizisten kletterten. Bronstein raunte dem Fahrer nur ein kurzes „Schlachthof St. Marx“ zu,dann zündete er sich eine „Donau“ an. Der Wagen scherte aus und platzierte sich auf der linken Fahrspur.
    „Weißt eh, Oberst, in Deutschland fahren s’ rechts“, merkte Cerny an.
    „Ka Wunder, bei dem Regime“, replizierte Bronstein lakonisch.
    „Das war aber vorher auch schon so.“
    „Sag ich ja. Ka Wunder.“
    Cerny schien sich nicht sicher zu sein, ob der Oberst nun scherzte oder es ernst meinte, jedenfalls hielt er es für sicherer, das Thema nicht zu vertiefen. Den Rest der Fahrt verbrachten sie dementsprechend schweigend.
    Vor dem weitläufigen Gelände des Schlachthofs angekommen, hieß Bronstein den Fahrer zu warten und stieg dann aus. Cerny folgte ihm. Beim Portier erkundigten sie sich nach dem genauen Standort von Suchys Firma und hielten dann zu Fuß darauf zu.
    Von einer Firma zu sprechen, erwies sich als Hybris. Eine ebenerdige Ziegelbaracke, die allerhöchstens vier Zimmer aufweisen konnte, musste als Suchys Kontor herhalten. Bronstein klopfte an, wartete keine Reaktion ab und betrat die Hütte. Im ersten Raum war niemand zu sehen. Bronstein winkte Cerny zu sich und ging dann in den Nebenraum.
    Holzer hatte es sich seit dem 34er Jahr nicht gerade verbessert. Er saß an einem schäbigen Schreibtisch, der perfekt mit seinem Anzug korrespondierte. Dunkel erinnerte sich Bronstein daran, dass der Mann seinerzeit in irgendwelchem Steirerg’wand aufgetreten war, mit weißen Stutzen und Haferlschuhen. Nun trug er eine abgewetzte Lederweste, darunter ein einfaches graues Hemd. Die anthrazitfarbene Hose wirkte, als hätte sie ihre ersten Einsätze bei der Geburt des letzten Kaisersgehabt, und die Schuhe, die unter dem Tisch hervorlugten, waren eine Beleidigung für jeden ehrlichen Schuster. Holzer schien in irgendwelche Geschäftsbücher vertieft und blätterte hektisch hin und her. Er schien das Auftreten der beiden Polizisten gar nicht bemerkt zu haben.
    „Da Behm und da Jud waratn do“, begann Bronstein jovial.
    „Ich fürchte, ich kann den Herren nicht ganz folgen …“, reagierte Holzer ratlos.
    „Müssen S’ auch noch nicht, Herr Holzer. Noch nicht.“ Bronstein genoss die Verwirrung seines alten Kontrahenten, der ihn sichtlich nicht wiedererkannt hatte.
    Holzer machte eine fahrige Bewegung in Richtung der beiden Holzsessel, die sich bei der Tür zum Nebenzimmer befanden. „Worum tät es sich denn handeln? Aber nehmen S’ doch erst einmal Platz, die Herren. Geht es um irgendwelche Verbindlichkeiten, weil, ehrlich gesagt, ich bin gerade dabei, mir einen Überblick …, Sie wissen doch sicher, dass der Herr Suchy …, also, …“ Holzer wirkte völlig überfordert, aber auch ein wenig verängstigt.
    Bronstein wurde des Spiels überdrüssig. Er holte seine Kokarde hervor und hielt sie in Holzers Richtung. „Oberst Bronstein und Oberstleutnant Cerny von der

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