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Zores

Zores

Titel: Zores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Pittler
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Eine halbe Portion warat er, und ned umsonst hätt er so eine hohe Stimm’, weil er … pardon, bitte schön, keine Eier hätt.“
    Bronstein dachte fieberhaft nach. Die Hausmeisterin hatte irgendeinen der Väter als Kastrat beschrieben? Wer war das noch einmal gewesen? „Der Mann hat Suchy also mit der Ermordung gedroht?“, fragte er nach.
    „Ja genau. Aber der Suchy hat nur g’lacht. Ein Würschtel sei er, dem die eigene Frau Hörner aufsetze. … Bitte schön, das hat der Suchy g’sagt, gell. Und er hat noch g’meint, es wisse eh der ganze Bezirk, dass seine Frau anschaffen gehe.“
    Die Witzmann! Deren Mann hatte die Jedlicka als Siemandl bezeichnet!
    „Aber wissen S’ was, Herr Inspektor?“
    „Ich höre!“
    „Ich denk mir, ich hab den Mann doch g’sehen. Weil ich bin dann wieder in meine Wohnung, …, also nachdem ich mein G’schäft erledigt g’habt hab, … und da hab ich vom Fenster aus auf die Gassen g’schaut. Und da ist ein ziemlicher Lackel grade um die Ecken verschwunden.“ Jawohl, die Beschreibung passte auf Witzmann, soweit er sich Jedlickas Aussage entsann.
    „Ich hätt Sie ja gar nicht bemüht, Herr Inspektor, wenn ich dieselbe Statur nicht auch vorgestern g’seh’n hätt. Ich bin grad vom G’schäft heimkommen, da ist er im Hauseingang gegenüber g’standen. … Ich war mir z’erst nicht sicher, aber weil er denselben schäbigen Militärmantel ang’habt hat, war ich mir sicher, das war der Mann vom Vorabend.“
    „Herr Lehner, Sie wissen ja gar nicht, wie sehr Sie mir geholfen haben. Das kann der entscheidende Hinweis in dieser Causa sein. Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet.“
    „Bitt schön, gern. Man will ja schließlich in Ruhe schlafen können, ned wahr?! Zwei Tote in einem Haus, das ist schon ein bisserl viel, gell.“
    „Sie sagen es, Herr Lehner. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich weiß, wen Sie meinen. Und den Herrn knöpf ich mir jetzt gleich einmal vor.“
    Fünfzehn Minuten später fuhr Bronstein mit einem Einsatzwagen der Exekutive vor dem Haus am Bennoplatz vor.Begleitet von zwei Uniformierten begab er sich zur Wohnung der Witzmanns und klopfte an.
    „Sie schon wieder“, zischte die Privatprostituierte, nachdem sie die Tür geöffnet hatte. „Mit Ihnen hab ich noch ein …“
    „Gar nix haben S’“, unterbrach Bronstein die Witzmann schroff, „wo ist Ihr Mann?“
    Die Witzmann blinzelte unsicher. „Was wollen S’ denn von dem?“
    „Das ist unsere Sache! Ist er da?“
    „Nein. Der ist beim Heurigen drüben. Wie immer um die Zeit.“
    „Wissen S’ eh, Frau Witzmann, Vertrauen ist gut …, na und so weiter.“ Bronstein machte eine Kopfbewegung in Richtung der Uniformierten. „Durchsuchen!“
    „Also das ist doch …!“
    „Gusch! Sonst kommst a glei mit, hast mi?!“
    Die Witzmann wurde blass und sah den Polizisten verdattert zu, wie diese die ganze Wohnung abgingen. „Da ist niemand“, resümierten sie schließlich.
    „Na, dann gemma zum Wirten.“ Bronstein wandte sich grußlos um und ging die Treppen wieder abwärts. Die drei Beamten wechselten die Straßenseite und betraten das gegenüber befindliche Gasthaus.
    Schon an der Tür erkannte Bronstein Witzmann, obwohl er ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Der Mann hatte einen abgewetzten Militärmantel über den Sessel zu seiner Rechten gehängt, auf dem Tisch lag eine Schiebermütze. Daneben befanden sich eine Schachtel Streichhölzer und ein lederner Beutel, in dem Bronstein Tabak vermutete. Witzmann selbst hatte eben sein Glas an die Lippen geführt und sah die Polizisten neugierig an.
    Bronstein trat auf den stillen Zecher zu. „Herr Witzmann“, sagte er. Sein Gegenüber nickte. „Sie sind vorläufig festgenommen. Kommen S’ mit und machen S’ kein Aufsehen.“ Seine Worte unterstrich Bronstein mit dem Vorweisen seiner Kokarde.
    „Aber … ich hab doch gar nix …, was liegt denn an … ich mein’ …?“ Witzmann war völlig überrumpelt.
    „Das erfährst am Präsidium. Also hopp, Abmarsch.“ Die beiden Uniformierten flankierten Witzmann links und rechts und schickten sich an, ihn gewaltsam hochzuhieven.
    Witzmann erkannte die Aussichtslosigkeit seiner Lage und schickte sich ins Unvermeidliche. Er stellte sein Glas ab und erhob sich. Dann folgte er den Polizisten zu deren Wagen. „I versteh das echt ned“, sagte er mit schrillem Diskant. Er erhielt keine Antwort.
    Der Weg zur Elisabethpromenade war rasch zurückgelegt, und Bronstein ließ seinen Gefangenen erst

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