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Zores

Zores

Titel: Zores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Pittler
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einmal in eine Zelle sperren. Dann begab er sich ins Besprechungszimmer und rief von dort Cerny an.
    „Hörst, ich glaub, es tut sich endlich was. Der Friseur aus dem dritten Stock hat einen von den Vätern zur Tatzeit am Tatort g’sehen. Ich hab ihn schon kassiert. Ich glaub, wir haben unseren Mörder.“
    „Das heißt, ich soll die HJ nimmer durchleuchten?“, fragte Cerny, „weil da gibt’s schon auch einiges, was mir spanisch vorkommt.“
    Bronstein überlegte einen Augenblick. Es konnte nicht schaden, auch bei den Jungnazis ein wenig auf den Busch zu klopfen. „Nein, nein, schau dir das nur in Ruhe an. Vielleicht gibt es da auch eine Spur. Ich kümmere mich derweil um unseren jüngsten Fang.“
    „Es ist nur, weil …“, Cerny sprach nicht weiter.
    „Weil was?“
    „Ach, es wird schon nicht so wichtig sein. Das sag ich dir dann am Präsidium. Kommst eh noch her?“
    „Sicher. Aber genauso sicher wird der Kerl da schnell niederlegen, das sag ich dir. Das ist kein Steher, der hat, sag ich dir, dem Suchy aus Rache die Schleifen geben – und dann wahrscheinlich dem Frank aus Panik, weil der ihn g’seh’n hat oder so. … Ich hab übrigens trotzdem recht g’habt, als ich g’meint hab, von den Vätern trau ich das keinem zu. Weil den Witzmann hab ich ja gestern ned g’seh’n. Sonst wär er mir wahrscheinlich gleich verdächtig vorkommen.“
    „Also du glaubst, der war’s?“
    „Ja, sicher. Aber weißt eh: Vorsicht ist besser … na, und so weiter. Schau dir die HJ-G’schicht’ trotzdem an, wie g’sagt. Sicher ist sicher.“
    „Geht in Ordnung. Bis dann.“
    Bronstein beendete das Gespräch und begab sich dann gemächlich ins Verhörzimmer. Nach einer Zigarette ließ er sich Witzmann bringen. Der wirkte rat- und hilflos. „Ich weiß wirklich nicht, was ich hier soll“, sagte er, noch ehe er sich hingesetzt hatte.
    Bronstein verspürte keine Lust auf Spielchen, daher wollte er die Prozedur abkürzen. „Suchy“, sagte er nur.
    „Aber das war i ned“, kam es verwundert aus Witzmanns Mund. Als Bronstein schwieg, setzte der Mann nach: „Wirklich, das müssen S’ mir glauben, Herr Inspektor. Mit der Sach’ hab i nix zum Tun.“
    „Da hab ich aber was anderes g’hört“, entgegnete Bronstein lakonisch.
    „Bitte, ich kann keiner Fliege was zuleide tun. Ich … bitte, Herr Inspektor, ich bin unschuldig. So lassen S’ mich dochaus.“ Witzmann klang weinerlich wie ein kleines Kind. Bronstein ließ sich davon jedoch nicht beirren.
    „Sie wurden am Dienstagabend gesehen, als Sie Suchy mit der Ermordung durch ein Messer drohten. Ein Messer, Herr Witzmann!“
    Überraschenderweise erhellte sich die Miene des Mannes. „Ach so, des meinen S’. Ich hab schon glaubt, Sie glauben, ich hätt den umbracht, den Suchy. … Na, na, das stimmt schon. Ich hab schon g’sagt, ich stech ihn ab. Aber das war doch nur so dahingesagt, wissen S’.“
    „Nur so dahingesagt“, echote Bronstein.
    „Ja. Genau. Machen Sie das nicht immer wieder einmal?“ Dabei sah Witzmann Bronstein fragend an.
    „Dass ich jemanden mit dem Ermorden bedroh? Eigentlich selten“, replizierte der Oberst mit einer gehörigen Portion Sarkasmus in der Stimme.
    „Nein, eh klar. … Aber dass Sie in der Erregung was sagen, was Sie gar nicht so meinen. Das mein’ ich. … Wissen S’ eh, Im Straßenverkehr oder so, da sagt man doch auch bald was, wenn man … erregt ist. … Ich wollt nur, dass mir der Suchy glaubt, dass ich es ernst mein’, wenn er meine Gschrapperln noch einmal … na, Sie wissen schon.“
    „Was meinen S’ jetzt genau?“
    Witzmann blies demonstrativ Luft aus, dann schien er sich zu sammeln. „Schauen S’, Herr Inspektor. Mit meiner Familie, das ist ein echtes G’frett. Ich bin kein Volltrottel, ich weiß genau, was meine Frau so treibt. Aber was soll ich machen? Ich liebe sie. So, wie sie ist. Aber Honigschlecken ist das keines, das können S’ mir glauben. Und wenn man dann auch noch erfahren muss, dass der Saubartl … Entschuldigung schon … sich an deinen Kindern vergreift … ich mein’, irgendwannmuss man auch einmal auf den Tisch hauen, nicht wahr?! Aber das müssen S’ mir glauben, Herr Inspektor. Ich warat nie … Ich tätat niemals … ich mein, ich hab nicht einmal ein Messer!“
    „Das ist ein schlechtes Argument, Herr Witzmann. Ein Messer kann man sich überall besorgen. Das ist sogar in praktisch jeder Wohnung vorhanden. … Wissen S’, hätten S’ g’sagt, ich derschlag dich, dann

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