Zorn der Meere
einen auffordernden Blick zu.
»Ich habe mich bereits ausgiebig bei dem Kommandeur erkundigt«, ergriff Coen das Wort. »Allerdings bin ich mir nicht sicher, was sein Urteil über Euch betrifft. Zum Glück habe ich den Kapitän der Zandaam befragen können. Er hat mir eine aufschlussreiche Geschichte aus der Tafelbucht geschildert.«
Francois sah, wie sich der Blick des Skippers verdunkelte. Als Jacobs ihn anschaute, hob er die Schultern.
»Der Kapitän wusste zu berichten«, fuhr Coen unerbittlich fort, »dass Ihr in Begleitung einer Frau bei ihm erschient und Euch äußerst unschicklich aufführtet. Es fällt mir daher sehr schwer zu glauben, dass Ihr ein Vorbild sein könnt, wie wir es von einem Kapitän unserer Schiffe erwarten.«
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Dafür würde Jacobs dem Gouverneur vermutlich am liebsten an die Gurgel gehen, dachte Francois. Angesichts der Wachen und der aufgepflanzten Bajonette bleibt ihm indes nichts anderes übrig, als still vor sich hin zu kochen.
»Viel schwerer wiegt jedoch die Anschuldigung, die Euer Bootsmann gegen Euch vorbringt«, fügte Coen hinzu. »Er hat unter der Folter gestanden, dass der Angriff auf Frau van der Mylen zu Euren Lasten geht.«
Jacobs fuhr hoch. Die Vene an seiner Schläfe pochte. »Wie könnt Ihr es wagen? Wie könnt Ihr diesem Dreckskerl Glauben schenken?«, brüllte er. »Er will sich an mir rächen, begreift Ihr das nicht?«
Seine Blicke bohrten sich wie Dolche in den Gouverneur.
Dann besann er sich und ließ sich schwer atmend auf seinen Stuhl zurückfallen.
Auf seine Worte folgte tödliches Schweigen.
»Ich fürchte, Ihr vergesst, mit wem Ihr sprecht«, bemerkte der Gouverneur nach einer Weile.
Der Kapitän schluckte erregt. »Wenn Ihr die Fracht zurückhaben wollt, müsst Ihr mir die Zandaam übergeben«, beharrte er störrisch. »Der Kommandeur allein findet das Wrack nicht.«
»Der Kommandeur wird das Wrack finden«, erwiderte Coen kalt. »Ihm bleibt keine andere Wahl.«
Er winkte die Wachen näher, die sich hinter Jacobs' Stuhl aufstellten.
»Kapitän Adriaen Jacobs, Ihr seid verhaftet. Ich beschuldige Euch der groben Fahrlässigkeit im Zusammenhang mit dem Untergang der Batavia. Was den Angriff auf Frau van der Mylen betrifft, wird das Urteil später gefällt. Wachen! Führt ihn ab!«
Jacobs sprang auf. Seine Augen schienen ihm aus dem Kopf zu quellen. Benommen schaute er zu Francois hinüber.
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Francois blickte zu Boden.
Jacobs wollte etwas sagen, doch harte Fäuste schlossen sich um seine Arme, packten ihn und stießen ihn auf den Ausgang zu.
Francois merkte, dass er die Luft angehalten hatte. Langsam stieß er sie nun wieder aus und blickte auf seine zitternden Hände.
Damit wäre das Kapitel Jacobs ein für alle Mal abgeschlossen, dachte er. Eigentlich sollte ich frohlocken, doch eigentümlicherweise kann ich das nicht.
Auf dem Friedhof
Jeronimus hatte sich zurückgezogen, um in Ruhe den Stand der Dinge zu überdenken. Diejenigen, die sich nicht fügen wollten, waren aus dem Weg geräumt. Die Söldner hausten auf der Langen Insel. Andere waren unauffällig umgebracht worden, des Nachts beispielsweise, wenn sie aus den Zelten krochen, um sich zu erleichtern. Ihnen wurde die Kehle durchgeschnitten und anschließend dienten sie den Haien zum Fraß. Wieder andere waren beim Fischen und Jagen umgekommen, bei Unglücksfällen, die sie seltsamerweise nicht überlebten.
Einige waren in der Dunkelheit geflüchtet, hatten sich tollkühn in die Brandung geworfen, um zu den Nachbarinseln zu schwimmen.
Jeronimus wünschte ihnen viel Glück, ganz gleich bei welcher Art des Untergangs. Er ließ seinen Blick zu der Langen Insel schweifen. Als wolle man ihn verhöhnen, kräuselten sich dort noch immer Rauchwolken in der Luft.
Er wandte sich zu Zeevanck um. »Hattet Ihr nicht erklärt, dort drüben befände sich kein Wasser?«
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Zeevanck zuckte mit den Schultern. »Wir hätten sie hier erledigen sollen«, knurrte er.
Da sieh einer an, dachte Jeronimus. Der kleine Schreiber wird aufmüpfig. Er scheint zu glauben, dass das Morden ihn zu einem harten Burschen gemacht hat. So hart, dass er mich zu kritisieren wagt. »Ihr schwatzt so dumm wie ein Waschweib«, herrschte er Zeevanck an und registrierte zufrieden, dass der andere sich duckte.
Jeronimus winkte den Steinmetz und Wouter Loos zu sich.
»Wir werden die Söldner töten«, erklärte Jeronimus. »Wenn wir Lust haben, jagen wir sie wie Vögel.«
Er sah die Augen seiner Männer
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