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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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ich das. Auf der Insel -«
    »Und?«
    »Unsere Position am Tag vor dem Unglück lag bei dreißig Grad, mit Kurs Nordosten.«
    »Ist das nicht ziemlich genau am Houtmans Riff? Habt Ihr meine Warnung nicht erhalten?«
    »Ich hatte den Kapitän ausdrücklich gebeten -«
    »Gebeten?«
    -334-

    »Ich hatte ihm eingeschärft, Eure Warnung zu beachten. Er war der Ansicht, wir wären noch sechshundert Meilen vom Großen Südland entfernt, doch leider war ich erkrankt und -«
    Coen winkte unwirsch ab. »Fest steht, dass die Batavia verloren ist. Was ist mit der Fracht, die Euch anvertraut war?«
    »Es gelang mir nicht, die Geldtruhen zu retten. Sie befinden sich noch auf dem Wrack.«
    »Ihr habt das Schiff verlassen, ohne zuerst das Silber zu bergen?«
    Francois spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach und über seinen Rücken rann. »Ich wollte als Erstes die Passagiere beruhigen, doch dann erhob sich ein Sturm und -«
    »Was ist aus den Juwelen und dem Schmuck geworden?«
    »Sie befinden sich in der Obhut eines vertrauenswürdigen Angestellten.«
    Coen blickte ihn reglos an. Lediglich seine Hände spielten mit dem großen Rubin an seinem Finger. »Ich verstehe«, bemerkte er zuletzt.
    Francois schluckte und räusperte sich. »Herr Gouverneur«, hub er an, »erlaubt mir, einen Teil des Schadens zu beheben. Ich ersuche Euch untertänigst um Bereitstellung eines schnellen Schiffes, so dass ich zu dem Wrack zurückkehren kann, um die Gestrandeten und -«
    »Richtig - die Gestrandeten«, entgegnete Coen abwesend.
    »Ich sorge mich um ihr Leben.«
    »Mit gutem Grund.«
    Ich habe alles mit gutem Grund getan! hätte Francois am liebsten ausgerufen und sich nach allen Regeln der Kunst verteidigt, doch Coens unbarmherziger Blick verbot es ihm.
    »Es war Eure oberste Pflicht, die Fracht zu sichern«, belehrte Coen ihn.
    -335-

    »Die ich nie vergessen habe«, verteidigte sich Francois. »Ich habe jeden Versuch unternommen -«
    »Und die Menschen! Was hat Euch veranlasst, sie ohne Aufsicht zurückzulassen?«
    Francois zögerte. »Ich zweifelte an der Treue des Kapitäns«, antwortete er unbehaglich. »Mir war nicht klar, ob er wiederkehren würde.«
    »Offenbar zweifeltet Ihr jedoch nicht an seinen Fähigkeiten als Navigator. Immerhin steuerte er direkt auf das Houtmans Riff zu.«
    Francois' Hände krampften sich um die Stützen seines Stuhls.
    Der dunkle Wandteppich wellte sich, und die flackernden Kerzen in den silbernen Leuchtern drehten sich im Reigen. Er spürte den kalten Schweiß auf seiner Stirn. Doch er sammelte seine verbliebene Kraft.
    »Da wäre noch etwas«, setzte er an. »Auf dem Schiff geschah ein Überfall auf eine Dame. Ich habe Euch den Umstand schriftlich dargelegt. Einer der Schuldigen ist -«
    »Ich habe Euren Bericht gelesen. Auf der Batavia scheint sich etliches an Unbotmäßigkeiten ereignet zu haben, findet Ihr nicht, Herr Kommandeur?«
    »Keine von ihnen war durch mich verschuldet.«
    »Das wird vermutlich jeder behaupten«, gab Coen ungehalten zurück. Er ergriff das Dokument, das auf seinem Schreibtisch lag. »Ich werde Euren Bootsmann befragen und Eure Anschuldigungen prüfen. Die Dame, um die es geht -«
    »Frau van der Mylen«, soufflierte Francois, wobei sein Herz schneller zu klopfen begann.
    »Ich weiß. Ich kannte ihren Gemahl.«
    Coen warf Francois einen prüfenden Blick zu. »Fühlt Ihr Euch nicht wohl?«, fragte er.
    »Ein wenig geschwächt, Herr Gouverneur.«
    -336-

    Ein Anflug von Milde huschte über Coens Gesicht. »Das wird an den Strapazen liegen«, sagte er. »Ihr seid erschöpft. Ihr solltet Euch hinlegen. Ich werde den Fall dem Rat der Gesellschaft vortragen. Für den Moment seid Ihr entschuldigt. Zieht Euch zurück und ruht Euch aus.«
    Francois stand auf und verneigte sich.
    Auf dem Gang hörte Francois seine Stiefelschritte hallen. Wie der Trommelwirbel auf dem Weg zum Schafott, dachte er.
    Das Fort lag Tausende von Seemeilen von Holland entfernt, doch wie Jan Everts erfuhr, entbehrte es keiner der Einrichtungen, deren sein Heimatland sich rühmte -
    insbesondere nicht der Wippe.
    Um einem verstockten Sünder die Wahrheit zu entlocken, band man ihm die Hände auf den Rücken, verknüpfte ihn mit einer Winde und beschwerte seine Füße mit einem Stein.
    Auf diese Weise wurde auch Jan Everts hochgezurrt, bis er die Spitze der Winde erreichte. Anschließend ließ man ihn dort unter qualvollen Schmerzen hängen und fragte ihn über den Angriff auf Frau van der Mylen aus.
    Es dauerte nicht

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