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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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Schiff. Der Kommandeur mag sich zwar als Flottenpräsident aufspielen, doch nach Batavia schafft er Euch nicht.«
    »Was soll die Belehrung?«, fragte Lucretia spitz. »Ich denke, ich kenne mich in der Gewalten Verteilung des Schiffes aus.«
    Ja, sei nur schnippisch, dachte der Kapitän, mir ist das inzwischen fast einerlei. Ich halte mich besser an die Kleine, die mir hinter deinem Rücken schöne Auge n macht. Wahrscheinlich kennt sie sich in noch ganz anderen Dingen aus.
    »Besten Dank, Madame«, antwortete Jacobs mit einer leichten Verbeugung. »Das war charmant gesagt und äußerst freundlich.«
    »Herrn Pelsaert fehlt aber doch nichts Ernstes, oder?«, lenkte Lucretia ein wenig ein.
    »Keine Sorge, der kommt schon wieder auf die Beine«, erklärte Jacobs. »Doch wenn Ihr Lust auf Gesellschaft habt, werde ich mir die größte Mühe geben, ihn zu ersetzen.«
    Nun, das hatte ihr offenbar nicht geschmeckt. Madame rümpfte die Nase und bedachte ihn mit einem Blick, bei dem einem das Blut in den Adern gefror.
    »Vielleicht könntet Ihr mir ein wenig Gesellschaft leisten«, schlug das Mädchen rasch vor. »Ihr könntet mir doch einmal alles zeigen! Ich lerne gern noch etwas dazu.«
    »Ich fürchte, du wärest dem Kapitän nur im Weg«, zischte Lucretia die Kleine an.
    »Aber nicht doch«, widersprach der Kapitän und weidete sich an Lucretias Ärger. »Ich wüsste das Fräulein durchaus zu unterhalten.«
    Das Mädchen warf ihm unter halb gesenkten Wimpern einen herausfordernden Blick zu und sagte: »Da bin ich sehr gespannt.«
    -55-

    Der Tag hat sich bereits gelohnt, fand Jacobs, als er sah, dass Lucretia nun abwechselnd rot und blass wurde. Er zwinkerte dem Mädchen zu.
    »Du kommst sofort mit mir unter Deck«, herrschte Lucretia die Kleine an, die ihr maulend folgte.
    Der Skipper grinste hinter ihnen her. Na bitte, dachte er. Da hatte er es ihr gezeigt. Zukünftig würde sie ihn nicht mehr wie einen dummen Jungen behandeln.
    Die Kleine allerdings, die würde er sich bei nächster Gelegenheit einmal genauer ansehen.
    Lucretia hatte Zwaanties Arm ergriffen, zerrte sie in die Kabine und warf die Tür hinter ihnen ins Schloss.
    »Was um alles in der Welt ist da eben in dich gefahren?«, fuhr sie das Mädchen an, das daraufhin tatsächlich die Frechheit besaß, gelangweilt die Decke zu beäugen.
    »Du hast offen mit dem Kapitän geschäkert, ist dir das klar?
    Jeder, der wollte, konnte dich hören. Willst du, dass das ganze Schiff über dich herzieht? Der Kapitän ist immerhin ein verheirateter Mann.«
    »Ich kann tun und lassen, was ich will«, erklärte Zwaantie aufsässig.
    »O nein, mein Fräulein, das kannst du nicht! Nicht, solange du in meinen Diensten stehst. Du wirst kein Wort mehr mit ihm wechseln!«, befahl Lucretia. »Du wirst ihn noch nicht einmal mehr ansehen. Hast du verstanden?«
    Zwaantie blickte trotzig zu Boden.
    Wenn sie nicht aufpasst, dachte Lucretia, beendet sie ihre Tage in irgendeinem Hafen, wo sie ihr Hinterteil für ein paar Dukaten schwingt.
    »Ich fragte, ob du verstanden hast?«
    Ein unwillig gemurmeltes »Jawohl, Madame«, war die Antwort.
    -56-

    Nun, dachte Lucretia, damit wäre die Angelegenheit wohl ein für allemal geklärt.
    Während des Tages und auch wenn abends das Speisegeschirr abgetragen war, diente die Tafel in der Offiziersmesse Männern wie Deschamps, Zeevanck und den anderen Schreibern und Kaufmannsgehilfen als Arbeitstisch.
    Dort kopierte Zeevanck in seiner steifen Handschrift beim Schein der Öllampe einen Brief des Kommandeurs. Die Buchstaben flössen ihm nicht mit der Leichtigkeit der anderen Kaufmannsgehilfen aus der Feder, und schon gewiss nicht mit der Eleganz des jüngsten Schreibers, de Andries.
    Außer Zeevanck befand sich lediglich Jeronimus in der Messe.
    Zeevanck spürte, dass der Unterkaufmann ihn beobachtete. Er setzte die Feder ab.
    »Ist etwas, Herr Cornelius?«, erkundigte er sich.
    »Macht Euch die Arbeit Spaß, Zeevanck?«
    »Gewiss, Herr Cornelius«, log Zeevanck, wobei er sich fragte, ob er Jeronimus Grund zur Unzufriedenheit geliefert hatte.
    Jeronimus betrachtete ihn abwägend. »Und was bewegt Euch, nach Ostindien zu gehen?«, fragte er.
    Zeevanck hielt seine Augen auf das Dokument gerichtet und schrieb weiter. »Vermutlich lockt mich das Abenteuer«, murmelte
    er.
    Jeronimus lachte schallend auf.
    Zeevanck war zusammengezuckt. Missmutig betrachtete er den Klecks, der auf dem Papier entstanden war. Nun würde er abermals von vorn beginnen müssen,

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