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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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ein Feuer, das nie mehr brennen würde.
    Francois hatte sich in seinem roten Samtsessel niedergelassen.
    Er schloss die Augen, während er sich darauf zu konzentrieren versuchte, was Pfarrer Bastians ihm mitzuteilen hatte. Es drängte ihn danach, sich hinzulegen, doch der Pfarrer blieb unerbittlich.
    Sobald Francois die Lider hob, sah er Pfarrer Bastians mit den Armen wedeln. Wie ein schwarzer Vogel, dachte er. Eine aufgeregt krächzende, scheußliche Krähe.
    »Gotteslästerlich«, hörte er den Pfarrer gerade sagen.
    Francois nickte ergeben.
    »Gotteslästerliches Gebaren herrscht auf diesem Schiff. Die Seeleute fluchen wider den Herrn, und der Kapitän treibt Unzucht vor aller Augen.«
    Francois spürte, dass sich ein stechender Schmerz in seinen Schädel bohrte. Er wusste, dass er dort verweilen würde, bis er später in seine Schläfen wanderte.
    Das Problem mit diesen Gottesmännern ist, dass sie stets nur Schwarz und Weiß kennen, dachte er. Dabei gleicht das Leben einem Gewirr von Schatten, die mal heller, mal dunkler sind.
    »Was erwartet Ihr von mir?«, fragte Francois Pfarrer Bastians.
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    »Ihr wisst, dass die Companie für das Fluchen eine Strafe vorsieht. Von dem anderen ganz zu schweigen.«
    »Richtig«, bestätigte Francois. »Soll das heißen, Ihr schlagt allen Ernstes vor, den Kapitän öffentlich auszupeitschen?«
    »So verlangt es das Gesetz.«
    Das Gesetz, wiederholte Francois bei sich. Fast hätte er laut aufgelacht. Leider gibt es auch ein ungeschriebenes Gesetz, hätte er am liebsten erklärt, das verlangt, dass ich eine bestimmte Fracht unversehrt bis nach Batavia schaffe.
    Menschen wie Ihr, lieber Pfarrer Bastians, zählen zu jenen, die meine Arbeit erschweren. Bisweilen stellt Ihr meine Geduld auf eine harte Probe, bisweilen gewiss auch die des Herrn.
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte Francois laut.
    Pfarrer Bastians überging den verabschiedenden Ton. »Das Schiff befindet sich in Aufruhr«, fuhr er fort. »Ich glaube, Ihr solltet besser auf Eure Mannschaft achten.«
    »Was soll das heißen?«, erkundigte sich Francois gereizt.
    »Nun, da wäre beispielsweise der Unterkaufmann Jeronimus Cornelius. Wusstet Ihr, dass er zu Torrentius' Anhängern gehörte?«
    Francois starrte den Pfarrer verblüfft an.
    Torrentius van der Beeks war ein berühmter Maler, der eine Gruppe von Freigeistern anführte, Anhänger der Lehren Johan von Leidens, Jan Matthijs' und anderer holländischer Anabaptisten. Es hatte Gerüchte von Orgien und ähnlichen Ausschweifungen gegeben, bis man Torrentius schließlich das Handwerk legte und ihn gefangen nahm. Aber Jeronimus ein Ketzer? Das war undenkbar. Genauso wie es undenkbar war, dass derartige Verbindungen den scharfen Augen und Ohren der Companie entgangen wären.
    »Das ist doch Unfug«, erklärte Francois.
    »Ich weiß es aus erster Quelle!«, trumpfte der Pfarrer auf.
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    »Und die wäre?«
    »Conrad van Huyssen hat es einem der Jonkers erzählt.«
    »Also doch Gerede aus zweiter und dritter Hand.«
    »Jeronimus zweifelt die Allmacht des göttlichen Willens an.«
    »Oh, tut er das? Das erfordert selbstverständlich gnadenlose Rache. Ich werde ihn mehrmals kielholen lassen.«
    Pfarrer Bastians blickte Francois vorwurfsvoll an. »Ich fürchte, Ihr seid Euch Eurer Verantwortung nicht bewusst!«
    »Und ich fürchte, das ist nicht Eure Sache!«
    »Zudem wäre da noch die Angelegenheit mit Frau van der Mylens Mädchen.«
    Francois umklammerte die Armstützen seines Sessels. Herr im Himmel, flehte er, bitte verschone mich hinfort mit deinem Diener. »Darüber bin ich unterrichtet, Pfarrer Bastians. Dagegen werden Schritte unternommen.«
    Der Pfarrer holte noch einmal Luft, um etwas zu sagen, doch Francois hob die Hand. »Ich fühle mich noch ein wenig schwach«, bemerkte er. »Wie wäre es, wenn wir es für heute gut sein ließen?«
    Pfarrer Bastians seufzte und murmelte etwas vor sich hin, ehe er sich umwandte und verschwand.
    Als Francois sich später an Deck begab und über die weite Meeresoberfläche blickte, kamen ihm die Worte des Pfarrers erneut in den Sinn. Ohne den vertrauten Anblick der Buren werde ich mich hüten, den Skipper zurechtzuweisen, dachte er, selbst wenn sein Treiben ungesetzlich ist. Dennoch hatte der Pfarrer etwas erkannt, was ihm bewusst bislang nicht aufgefa llen war. An Bord herrschte tatsächlich eine seltsame Stimmung. Es wurde getuschelt, und die Leute stießen sich bei seinem Anblick an, sahen jedoch fort, sobald er

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