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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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Dinge auf sich beruhen lassen, wenn ich verhindern will, dass er sich gegen mich erhebt, überlegte Francois. In Batavia wird es anders sein. Soll sich doch der Rat der Gesellschaft mit seinem Treiben auseinander setzen.
    Später indes, als Francois in seiner Kajüte am Schreibtisch saß, ärgerte er sich über sein Verhalten, und sein Rückzieher begann ihn zu wurmen. Das hätte er sich in keinem Fall bieten lassen dürfen, denn diese Runde hatte er nun verloren, sie ging unweigerlich an den Kapitän. Dergleichen wird sich nicht wiederholen, schwor er sich. Bei der nächsten Gelegenheit bleibe ich hart.
    In der Nacht trafen die Verschwörer abermals zusammen.
    »Was unternehmen wir jetzt?«, erkundigte sich der Marschall.
    -143-

    »Wir warten ab«, entgegnete Jeronimus. »Es dauert nicht mehr lang, und Pelsaert verliert mit dem Kapitän die Geduld.
    Zwischen den beiden muss es zum Zusammenstoß kommen, denn in Jacobs schwelt die Wut bereits seit der Tafelbucht. Er provoziert den Kommandeur, er sucht den Konflikt. Wenn es so weit ist, wird er nicht mehr nachgeben. Lieber meutert er, als dass er sich duckt.«
    »Ich wäre eher dafür, das Ganze abzublasen«, wandte Zeevanck ein. »Es war eine gute Idee, solange der Kommandeur im Sterben lag, doch inzwischen wirkt er wieder reichlich fidel.«
    »Unsinn!«, brauste Jan Everts auf. »Dafür ist es doch längst zu spät. Ich habe meine Leute schon entsprechend vorbereitet.
    Inzwischen wissen zu viele Bescheid. Die werden reden, wenn wir in Batavia sind. Ich habe keine Lust, wegen versuchter Meuterei zu baumeln.«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass jemand den Mund aufmacht«, fuhr Dericks ihn an. »Die, die davon wussten, wurden stets als Mittäter gebrandmarkt und gehenkt wie alle anderen auch.«
    »Ich verstehe eure Sorgen nicht«, sagte Jeronimus erstaunt lächelnd. »Warum vertraut ihr nicht auf mein Gespür?«
    Die anderen sahen sich an.
    Jan Everts begann an seiner Unterlippe zu nagen, Zeevanck betrachtete seine Hände in seinem Schoß. Selbst der Steinmetz schien sich mit einem Mal unbehaglich zu fühlen und grunzte etwas Wegwerfendes. Van Huyssen schaute verdrossen zu Boden.
    Jeronimus beobachtete ihr Verhalten interessiert. Jetzt fragen sie sich, worauf sie sich eingelassen haben, dachte er. Aber das finden sie beizeiten schon noch heraus.

    Dreiundvierzig Grad und zwölf Minuten südlicher Breite
    -144-

    siebzehnter Tag des Mai im Jahre des Herrn, 1629

    »Lucretia!«, sagte Francois zärtlich. »Wo hast du denn gesteckt? Was hat dir gefehlt? Warum haben wir uns zwei ganze Tage nicht gesehen?«
    Lucretia war plötzlich in seiner Kajüte erschienen. Sie hatte ihr Haar zu einem Knoten aufgesteckt und trug eine Haube, doch im Gegensatz zu dieser Zurückhaltung haftete der Geruch eines schweren Parfüms an ihr.
    Sie hielt den Blick gesenkt. Er muss es mir ansehen, dachte sie. Warum tut er so freundlich? Jedermann sah es ihr an. Es war wie ein Mal auf ihrer Stirn eingebrannt. Jeder würde wissen, was ihr widerfahren war. Es half nichts, den Körper immer wieder von Neuem zu waschen und mit Duftwässern zu besprengen. Der andere Geruch blieb, nistete in ihrer Nase, führte dazu, dass sich ihr Magen zusammenzog.
    »Ich habe mir große Sorgen gemacht«, fuhr Francois unterdessen fort. »Der Arzt sagt, du seiest zwar krank gewesen, doch nach der Ursache habe er nicht forschen dürfen.«
    Als Francois bemerkte, dass Lucretia leicht schwankte, sprang er auf und geleitete sie behutsam zu einem Sessel. Anschließend machte er sich an einer Karaffe zu schaffen und schenkte Lucretia einen Pokal mit Rotwein ein. Dann zog er seinen eigenen Sessel zu ihr herum, ließ sich nieder und blickte sie abwartend an.
    Lucretia zitterte. Sie musste den Pokal mit beiden Händen halten, um daraus trinken zu können. Wie viel sollte sie ihm verraten, wie viel würde er sich selbst zusammenreimen können?
    »Bist du gestürzt?«, begann Francois nach einer Weile. Sein Blick verweilte auf Lucretias dunkel verfärbtem Auge.
    -145-

    Lucretia begann zu weinen. »Ich wurde angegriffen«, entgegnete sie so leise, dass Francois sie nicht verstand.
    Er beugte sich vor. »Was hast du gesagt, Lucretia?«
    »Ich wurde angegriffen«, wiederholte sie lauter.
    Francois wurde kreidebleich. »Auf meinem Schiff? Von wem?«, flüsterte er.
    Lucretia schüttelte den Kopf.
    »Wann? - Sprich mit mir, Lucretia! Wann ist das passiert?«
    »Vor drei Nächten.«
    »Was sagst du da? Warum -?« Francois sprang

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