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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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strapaziert meine Geduld, Herr Unterkaufmann. Warum macht Ihr immer nur Andeutungen? Warum windet Ihr Euch stets um eine Sache herum?«
    »Tue ich das?«, fragte Jeronimus bestürzt. »Nun, zum Gegenbeweis werde ich Euch ganz offen etwas anvertrauen. Der Marschall trägt sich mit dem Gedanken, Euren Bettschatz auszupeitschen.«
    Herr und Teufel, schoss es dem Kapitän durch den Kopf. Wer von euch beiden steckt hinter dem, was hier fortwährend geschieht? Wenn mich nämlich nicht alles täuscht, hat einer von euch die Batavia schon von Anbeginn an verflucht.
    Er brachte es dennoch fertig, ruhig zu sprechen. »Und woher wisst Ihr das?«
    »Aber, ich bitte Euch.« Jeronimus lachte auf. »Glaubt Ihr denn, mir entginge etwas? In diesem Fall war es allerdings besonders leicht, denn Frau van der Mylen ersuchte mich höchstpersönlich um die erforderlichen Schritte. Vermutlich hat sie sich inzwischen auch an den Kommandeur gewandt.«
    »Niemand wird es wagen, Zwaantie auszupeitschen!«, beschied Jacobs ihn grimmig.
    »Das wäre in der Tat ungerecht!«, stimmte Jeronimus ihm zu.
    »Wenngleich mir nicht klar ist, wie Ihr das verhindern wollt.
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    Am meisten stört mich aber die Heuchelei unserer schönen Dame, denn wie man hört, ist sie selbst nicht ganz makellos geblieben.«
    »Seht Euch besser vor!«, erwiderte Jacobs verärgert. »Ihr wisst doch, dass derartiges Gerede nichts bringt.« Er machte eine Pause, ehe er grollend hinzusetzte: »Außerdem steht der doch auch in gesundem Zustand nicht seinen Mann.«
    »Das wissen aber nicht alle«, gab Jeronimus zu bedenken. »In den Augen der Mehrheit sind die beiden längst zu Ehebrechern geworden. Die Wahrheit spielt dabei keine Rolle, Herr Kapitän!
    Wichtig ist, was die Menschen glauben.«
    »Nicht ganz«, verbesserte ihn der Kapitän. »Für mich zählt weder die Wahrheit noch das, was die Menschen glauben. Für mich zählt, was ich will.«
    Nach diesen Worten wandte er sich ab und begab sich zurück auf die Brücke.
    Jeronimus war in unerfreuliche Gedanken versunken, als Jan Everts aus dem Unterdeck auftauchte und sich an seine Seite begab. Die Miene des Bootsmannes wirkte bedrückt.
    »Ich dachte, der Bastard wäre im Begriff gewesen zu sterben«, murmelte er. »Leider ist mir gerade ein sehr lebendiger Herr Kommandeur über den Weg gelaufen. Oder glaubt Ihr, das war vielleicht sein Geist?«
    Jeronimus blickte ihn mit Wut verzerrter Miene an.
    »Vielleicht wäre es an der Zeit, seine Hure ein wenig zurechtzustutzen«, zischte er.
    Jan Everts starrte ihm sprachlos ins Gesicht.
    »Damit würdet Ihr uns immerhin allen einen Gefallen erweisen«, fuhr Jeronimus etwas ruhiger fort. »Der Kapitän ist der gleichen Meinung. Er hat es mir eben gesagt.«
    Jan Everts brachte noch immer kein Wort hervor. Allerdings sah er aus wie ein Hund, der Lunte zu riechen beginnt.
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    »Wisst Ihr nicht, wie Ihr vorgehen sollt?«, spöttelte Jeronimus.
    »Ich glaube doch«, murmelte Jan Everts. »Ich denke, das liegt auf der Hand.«
    »Das meine ich auch«, sagte Jeronimus, der nun wieder heiter wirkte. »Wie lange seid Ihr eigentlich schon hinter ihr her?« Er klopfte Jan auf die Schulter. »Worauf wartet Ihr denn noch, mein Junge? Glaubt Ihr etwa, sie serviert sich Euch freiwillig?«
    Jan schluckte, als sei mit einem Mal sein Gaumen trocken geworden.
    »Wenn ihr etwas zustieße«, setzte Jeronimus hinzu, »wäre der Kommandeur kaum in der Lage, sie zu rächen. Er ist immerhin noch reichlich geschwächt.«
    Um ein Haar hätte Jeronimus sich die Hände gerieben, als er die Treppe zu seiner Kajüte hinunterstieg. Natürlich war es ein harter Schlag gewesen, den Kommandeur gesund und munter anzutreffen, doch Gott hatte ihm den Weg gewiesen und ihm Jan Everts zugespielt.
    Und dann, mein lieber Herr Kommandeur, überlegte Jeronimus, wollen wir einmal sehen, wie rasch Ihr Euch von einem Leiden erholt, dessen Natur Ihr noch gar nicht kennt.

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    VIII

    Merken Sie es? Unser Süppchen köchelt munter vor sich hin.
    Bald ist es so weit, keine Sorge. Ich habe ordentlich nachgefeuert und die Zutaten abgeschmeckt.
    Da hätten wir als Erstes einmal die Männer an Bord, die von Lucretia träumen.
    Dazu den Skipper, der selbst in Zwaanties Armen noch nach Frau van der Mylen giert. Jacobs ist übrigens eine besonders würzige Mischung, denn sein enttäuschtes Verlangen nach Lucretia wandelt sich langsam in Verachtung, wenn nicht gar in Hass.
    Dann wäre da noch der Kommandeur. Überaus pikant. In

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