Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
Vom Netzwerk:
erkennen, dass unsere Pläne ehrenhaft sind.«
    -211-

    Ehrenhaft. Die Umstehenden blickten Francois mitleidig an.
    Der Kapitän verlieh ihrer Meinung Ausdruck. »Für hohle Begriffe ist es längst zu spät«, verkündete er. »Da drüben lauert ein Haufen nutzloser Pöbel. Wenn Ihr zu ihnen geht, kapern sie das Boot und nehmen Euch als Geisel.«
    »Das werde ich riskieren.«
    »Dann seid Ihr noch verrückter, als ich dachte.«
    »Ich muss zumindest ein Fass Wasser zu ihnen schaffen.«
    »Ha!«, lachte der Kapitän. »Ein Tropfen auf den heißen Stein!
    Was nutzt so vielen denn ein einzelnes Fässchen? Ihr plant das alles nur, um Euch vorzugaukeln, Ihr hättet ihnen geholfen.«
    »Legt es aus, wie Ihr wollt«, erwiderte Francois zornig. »So lautet jedenfalls mein Befehl.«
    Der sture Bock! dachte der Skipper. Ich sollte ihn windelweich prügeln - vielleicht käme er dann einmal zu Verstand. »Ich dachte, es wäre geklärt, wer hier befiehlt«, bemerkte er leise. »Ohne mich gelangt Ihr nirgendwo hin!
    Deshalb wäre es angeraten, Ihr stiegt nun endlich von Eurem hohen Ross herunter und sähet die Lage so, wie sie ist.«
    »Und wo wollt Ihr ohne mich hin, wenn ich fragen darf?«, versetzte Francois. »Wollt Ihr dem Gouverneur die Angelegenheit allein darlegen?«
    »Es geht doch nur um einen Tag oder zwei«, lenkte Jacobs ein.
    »Ihr vertut unsere Zeit, Kapitän, nicht ich. Ich setze auf die Insel über und rede mit den Menschen. Und das ist jetzt mein letztes Wort.«
    Der Kapitän spuckte aus. Dann wandte er sich jäh ab und begab sich zu den Männern, die das Boot beluden.
    »Was will der Mistkerl?«, fragte Jan Everts ihn.
    »Er möchte den armen Seelen ein Fässchen Wasser darbieten.
    Als Gegenleistung sollen sie ihn segnen.«
    -212-

    »Warum machen wir ihn nicht einfach kalt?«
    Jacobs schüttelte den Kopf. Jan ist ebenso wenig bei Trost wie der Kommandeur, ging es ihm durch den Kopf. Man konnte vor dieser Vielzahl an Zeugen keinen hohen Beamten der Gesellschaft umbringen.
    »Wie stellst du dir das vor?«, fragte er Jan im Flüsterton.
    »Was möchtest du denn dem Gouverneur für eine Geschichte auftischen, wenn er wissen will, wo der Kommandeur abgeblieben ist? Was glaubst du, wie sehr die anderen sich beeilen werden, ihm Aufklärung zu verschaffen? Und was denkst du, was dann geschieht? Erwartest du, dass er dir auf die Schulter klopft und sagt: ›war höchste Zeit‹ und ›gut gemacht, Jan‹?«
    »Wer behauptet denn, dass wir nach Batavia müssen? Wir können doch zu den Molukken segeln. Die Eingeborenen rudern uns sogar hierher zurück, wenn wir ihnen von den Reichtümern auf dem Wrack erzählen.«
    »Später vielleicht, Jan. Was weiß ich, was die nächsten Tage bringen? Vielleicht werden wir den Kommandeur unterwegs ja auf natürliche Weise los.«
    Jan betrachtete die Wunden an seinen Handgelenken, die allmählich verheilten. Jacobs weiß, dass ich Recht habe, sagte er sich. Der Kommandeur muss beseitigt werden. Er ist jedem von uns im Weg.
    »Wir brauchen unser Wasser selbst«, murrte er.
    »Allmächtiger, was soll's? Ein Fässchen können wir ruhig entbehren.«
    »Bin gespannt, ob Ihr noch genauso denkt, wenn uns vor Java die Zunge am Gaumen klebt.«
    »Lass gut sein, Junge! Tu einfach, was er sagt. Rudere den Dummkopf zu der Insel hinüber.«
    -213-

    Francois saß am Bug des Langbootes und schaute zu, wie sich die Seeleute in die Ruder legten. Vor ihm befand sich das Wasserfass. Er bemerkte den gierigen Blick, mit dem Jan Everts es immer wieder taxierte. Sein Inhalt war inzwischen wertvoller als Gold.
    Der Himmel hatte sich mittlerweile dichter zugezogen, doch der Sturm hielt sich noch zurück. Das Boot schlingerte allerdings gefährlich auf den Wellen, so dass sie sich der Nachbarinsel nur langsam zu nähern vermochten.
    Als sie dicht genug herangerudert waren, um die Menschen dort auszumachen, erhob Jan Everts sich von seiner Bank und deutete voraus.
    »Seht Euch diese Wahnsinnigen an!« Er lachte verächtlich.
    Die Menschen strömten an den Strand, als triebe sie eine unsichtbare Hand. Francois hörte sie brüllen und sah die ersten ins Wasser laufen, um ihrem Boot entgegenzuwaten.
    »Sie wollen das Boot«, verkündete Jan Everts.
    »Sie sind verzweifelt«, berichtigte Francois. »Sie sehen das Wasserfass.«
    »Umdrehen!«, brüllte Jan. »Sofort die Segel hoch! Die sind doch alle außer sich. Sie drohen uns mit den Fäusten!«
    Er musste sein Kommando kein zweites Mal wiederholen. Die Männer

Weitere Kostenlose Bücher