Zorn der Meere
Plappermaul. Hinterher hatte er zwar geschworen, zu schweigen wie ein Grab, doch Ryckert hatte ihn bereits mehrmals dabei ertappt, dass er mit anderen tuschelte.
Irgendwann wird dieser Hund uns verraten, schoss es ihm durch den Kopf. Plötzlich erinnerte er sich auch wieder an den Abend in Amsterdam, als Dyrcks ihn beim Kartenspiel betrogen und
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ihm danach sein Mädchen ausgespannt hatte. Wut übermannte ihn, und er ballte die Fäuste. Je länger Ryckert darüber nachbrütete, desto größer wurde sein Zorn. Als Dyrcks stolperte und mitsamt der Kiste auf dem Boden aufschlug, war Ryckert mit ein, zwei Schritten bei ihm, riss sein Messer aus dem Schaft und stieß zu. Danach noch ein wuchtiger Tritt in die Rippen und einer unter das Kinn. Dyrcks' Kopf flog zurück. Ryckert setzte ihm den Stiefel an die Kehle.
»Du Schwein!«, flüsterte er heiser. »Du wirst nie mehr Gelegenheit haben, zu schwatzen, zu betrügen und zu huren.«
Er ergriff den Bewusstlosen und stemmte ihn über Bord.
Das wäre erledigt, dachte Ryckert, während er zusah, wie der reglose Körper in den Fluten versank. Er bückte sich und spülte sein Messer im Speigatt ab.
Danach beschloss er, in die Kajüte des Kommandeurs zurückzugehen, um sich mit einem kräftigen Schluck zu belohnen.
»Glaubt Ihr, dass der Kommandeur zurückkommt?«, fragte van Huyssen Jeronimus.
Die anderen in der Kajüte wurden still. Die Wirkung des Alkohols hatte nachgelassen, und die Männer machten sich erneut Gedanken um ihr Überleben.
Jeronimus hatte inzwischen den besten Rock des Kommandeurs angelegt, um sich für die Abendmahlzeit herzurichten. Er befahl Jan Pelgrom mit einem herrischen Wink, ihm Wein nachzuschenken. Der Kabinenjunge kam seinem Wunsch mit mürrischer Miene nach.
»Natürlich kehrt er zurück«, erwiderte Jeronimus. »Pelsaert lässt doch seine wertvollen Schätze nicht im Stich.«
»Darauf würde ich nicht bauen«, erwiderte van Huyssen. »Ich glaubte auch einmal, wir segelten mit dem besten Skipper. Das hat sich ebenfalls als Irrtum erwiesen.«
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Der Kommandeur muss zurückkehren, flehte Jeronimus stumm, denn nach der Verwüstung, die die Männer in seiner Kajüte angerichtet hatten, bliebe ihnen kein anderer Ausweg mehr, als ihn zu töten.
Auf der Verräterinsel
Der Wunsch des Kommandeurs nach einem klaren, sonnigen Tag hatte sich nicht erfüllt. Stattdessen türmten sich am Himmel graue Wolkengebirge, die ein heulender Wind auseinander zerrte und neu zusammenballte.
Francois hatte sich auf einen kleinen Strandstreifen zurückgezogen. Sein Blick haftete auf der Batavia. Es ist ein Wunder, dass sie noch nicht auseinander gebrochen ist, dachte er. Dann lächelte er jedoch grimmig. Es ist eigentlich kein Wunder, verbesserte er sich. Die besten Schiffszimmerleute von Amsterdam hatten sich bei ihrem Bau schließlich außergewöhnlich große Mühe gegeben.
Als er sich umdrehte, bemerkte er, dass sich ihm der Skipper näherte. Auc h er starrte zur Batavia hinüber. Seine Miene wirkte verkniffen. Wahrscheinlich glaubt er, das Schiff habe ihn verraten, argwöhnte Francois. Er wird sich lieber jeden Unfug zusammenreimen, ehe er sich eingesteht, dass er die Schuld an ihrem Untergang trägt.
»Ich habe die Männer angewiesen, zum Wrack zu rudern«, erklärte Jacobs, als er neben Francois stand. Er deutete auf das Langboot, das sich mühsam durch die stürmischen Wellen vorwärts kämpfte. »Es ist allerdings ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen.«
Francois sah zwar, dass die Wogen das Boot zurückwarfen, doch er erkannte auch die Männer, die auf der Batavia standen und es mit verzweifelten Gesten zu sich winkten.
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»Dreht um!«, brüllte der Skipper seinen Ruderern zu. »Ihr schafft es nicht!«
Francois packte ihn am Ärmel. »Seid Ihr nicht mehr recht gescheit?«, fragte er leise. »Treibt die Leute an, dann legen sie sich ins Zeug!«
Der Kapitän stieß ihn zurück. »Mann!«, zischte er wütend.
»Wenn Ihr doch nur einmal wüsstet, wovon Ihr sprecht! Warum macht Ihr nicht die Augen auf? Das Boot kommt bereits seit einer Stunde nicht vom Fleck! Danach könntet Ihr Euch fragen, wer von uns beiden der Verrückte ist.«
Ich war vermutlich von Sinnen, als ich mit dir an Bord gestiegen bin, dachte Francois, und womöglich auch, als du mich letzte Nacht überredet hast, die Batavia zu verlassen, doch inzwischen bin ich wieder bei Verstand und deshalb weiß ich, dass du einen Plan ausheckst, der sich meinem
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