Zorn der Meere
widersetzt.
»Ich glaube, sie kommen uns holen«, murmelte Conrad van Huyssen. Er gehörte zu jenen, die sich mit Tauen an der Reling festgebunden hatten, um das Näherrücken des Rettungsbootes zu verfolgen.
Van Huyssen war inzwischen nüchtern geworden, doch in seinem Kopf tobten rasende Schmerzen. Den anderen schien es ähnlich zu ergehen, denn sie waren ausnahmslos kleinlaut und blass.
Van Huyssen blinzelte angestrengt zu dem schaukelnden Langboot hinüber. Er konnte nicht erkennen, ob der Kommandeur zwischen den Ruderern saß. Einerseits betete er zwar, Pelsaert möge zu ihnen kommen, um sie zu retten, doch andererseits fragte er sich, wie dem Kommandeur seine geplünderte Kajüte zu erklären war. Es hatte wohl wenig Sinn, ihm vorzuschwindeln, stürmische Winde und Wogen hätten die Schäden angerichtet, denn dafür rührten die Spuren zu offenkundig von menschlicher Hand.
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Van Huyssen hoffte, der Zorn des Kommandeurs würde sich auf die unteren Ränge richten, auf Männer wie Allert Janz, der einen Kameraden erstochen hatte, nachdem dieser ihn von einem Weinfass vertrieb. Oder auf die Franzosen, die mit dem Plündern begonnen hatten, oder auf jenen finsteren Gefreiten, der mitten in der Nacht verschwunden und später mit blutbespritztem Hemd wieder aufgetaucht war.
Andererseits müsste der Kommandeur wahnsinnig sein, wenn er gegen die Meute vorginge. Das war ihm bereits am Vortag nicht gelungen. Wie also jetzt, da der Hass noch größer geworden war?
Das Rettungsboot schien an ein- und derselben Stelle festzukleben.
Mit einem Mal schrie van Huyssen entsetzt auf.
Das Boot begann ein Wendemanöver, drehte und ruderte zurück.
Van Huyssens Hände krallten sich um die Reling. Das war der reine Hohn! Wie konnte man ihnen zuerst Hoffnung machen, nur um sie dann abermals aufzugeben? Diese feigen Hunde!
fuhr es ihm durch den Sinn. Diese mörderischen Verräter! Ihnen war es einerlei, ob er lebte oder starb.
Van Huyssen spürte, dass ihm die Augen brannten. Er wollte die Zähne zusammenbeißen, doch stattdessen ließ er seinen Tränen freien Lauf. Sollen die anderen es ruhig sehen, dachte er.
Ihnen bliebe ohnehin nicht mehr viel Zeit, ihn deswegen auszulachen.
Auf der Verräterinsel
Zwaantie hatte die Beine angezogen und frierend die Arme um sich gelegt. Sie saß auf einem kleinen Stück Strand und beobachtete, was geschah. Der Kommandeur hatte die Stirn
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gerunzelt, als er sie unter den Bootsleuten erblickte, doch gesagt hatte er nichts. Offenkundig hatte er inzwischen andere Sorgen, als sich für sie und den Kapitän zu interessieren. Dieser Narr!
dachte Zwaantie. Da tigert er vor mir auf und ab und murmelt albernes Zeug vor sich hin. Warum begreift er nicht, dass er verloren hat? Das Sagen hatte doch längst der Kapitän.
Sie bemerkte, dass Jacobs zu Pelsaert trat.
»Wir haben ein Problem«, hörte sie den Kapitän verkünden.
»Nur eins?«, fragte Pelsaert spöttisch. »Ich dachte eigentlich, wir hätten derer mehrere.«
»Bravo!«, lobte der Kapitän. »Ausnahmsweise einmal richtig gedacht. Und da wir schon so schön zum Zeitvertreib hier stehen, sollten wir nun über das Wichtigste nachdenken.«
»Ich bin ganz Ohr.«
»Ihr müsst die Fracht vergessen!«
Der Kommandeur wurde kreidebleich und rang sichtlich um Fassung. »Wie oft sollen wir das noch besprechen?«, erkundigte er sich. »Wir haben beide die Pflicht, das Eigentum der Companie zu retten!«
»Wir haben vor allem eine Pflicht uns selbst gegenüber«, entgegnete der Skipper. »Vierzig unserer Männer sind auf dieser Insel. Wir besitzen lediglich ein paar Fässer mit Wasser. Da drüben befinden sich etwa zweihundert Menschen. Die wiederum haben ihre Wasservorräte zerstört. Demnach liegt es auf der Hand, dass wir als Erstes Wasser suchen müssen. Wenn das nicht gelingt, sind wir alle tot.«
»Ihr habt offenbar die Menschen auf der Batavia vergessen.«
»Oh, entschuldigt, wie unbedacht! Nun denn, die Menschen auf der Batavia werden ohne Wasser ebenfalls verrecken.«
»Dummerweise sind sie es aber - und die Fracht natürlich -, die ich als vorrangig betrachte.«
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Himmelherrgott, dachte Zwaantie. Er hat wahrhaftig den Verstand verloren. Wir sitzen am Ende der Welt, haben mit ein bisschen Glück nur noch ein paar Tage zu leben, und dieser eingebildete Geck schwafelt noch immer von seinem Silber! Sie sah, dass der Kopf des Skippers rot anlief. Na endlich, dachte Zwaantie, nun kommt es zum Knall.
»Meine Männer
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