Zorn der Meere
des Gedankens nicht erwehren, dass er sich seit dem Untergang seines Schiffes im Kreis gedreht, ein paar Mal gekläfft und sich zum Schluss ohnmächtig in den Schwanz gebissen hatte - wie ein dummer, aufgeregter Hund.
Sie kamen nur langsam voran und ließen sich von der Strömung treiben. Der Kapitän stand an der Ruderpinne und studierte aufmerksam die Schatten der Fels en, die unter der Wasseroberfläche schimmerten.
Zwaantie hatte sich auf dem Boden des Bootes niedergelassen und blickte der hohen Felseninsel entgegen. Wie sie feststellte, handelte es sich keineswegs um einen einzigen Hügel, wie sie vermutet hatten, sondern um zwei hintereinander liegende Inseln, von denen die vordere sich wie eine sandige Dünenlandschaft wellte, wohingegen der dahinter liegende Felsen lediglich einen schmalen Strandsaum bot.
Der Kapitän umschiffte die erste Insel und das Boot glitt auf die Felseninsel zu. Das Meer hatte ihre Klippen ausgehöhlt, so dass sie von weitem wie eine Gruppe verwachsener Pilze wirkte, deren ausgefranste Dächer sich über die helle Wasserfläche neigten.
Der Skipper deutete voraus und gab seinen Männern den Befehl, auf das Strandstück zuzuhalten, dessen Sand der weißeste war, den Zwaantie jemals erblickt hatte.
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Kurz darauf sprangen die Matrosen mit bloßen Füßen über Bord, um ihr Boot an Land zu ziehen. Ihr Aufschreien und das hastige Zurückklettern waren eins. Fluchend betrachteten sie ihre blutenden Füße. Zwaantie schloss die Augen. Der gleißend helle Strand bestand offenbar aus messerscharfen Korallen und schneeweißen Muscheln, die die mahlenden Fluten zu Splittern zerrieben hatten.
Der Kapitän spuckte über Bord. »Es scheint ein Fluch auf uns zu liegen«, murmelte er.
So ist es, pflichtete Zwaantie ihm stumm bei. Beim Anblick des leuchtend weißen Strandes hatte sie für einen Augenblick gehofft, nun würde alles gut. Doch sie hatte nur einmal kurz aufatmen dürfen, mehr war ihr nicht vergönnt gewesen.
In den folgenden Stunden suchten sie auf der Insel nach Wasser, oder taten lediglich so, wie Zwaantie fand. Niemand wagte, sich weit von dem Boot zu entfernen, niemand traute dem anderen über den Weg.
Nach Zwaanties Meinung war die Insel ebenso unwirtlich wie diejenige, die sie verlassen hatten. Es gab nichts außer nackten Hängen, an die sich staubgraues Buschwerk klammerte. Auf dem schmalen Strand, der aus der Ferne so verlockend und einladend geleuchtet hatte, knirschten ihre Schritte auf den Kalkablagerungen. Lediglich Vögel wohnten auf der Insel, Schnepfen und Reiher, die mit tückischen Seitenblicken am Ufer entlang staksten, Möwen und Kormorane, die in riesengroßen Schwärmen den Himmel verdeckten. Auf dem Hügelgrat erkannte Zwaantie ein Seeadlerpaar, das sich mit mächtigen Schwingenschlägen erhob und wie zwei schwarze Schatten über ihnen schwebte.
Gegen Mittag begannen einige Matrosen zu winken und zu rufen. Sie hatten auf einem hochgelagerten Felsen Lachen mit Regenwasser entdeckt. Ihre Freude war indes nur von kurzer Dauer, denn die Gischt hatte die Tümpel bereits erfasst und mit
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Meerwasser durchtränkt. Es war aussichtslos. Selbst als sie schließlich mit den Ruderstielen Löcher in den Strand bohrten, stießen sie lediglich auf hartes Gestein.
Auch diese Versuche kamen Zwaantie halbherzig vor. Den Männern ging es vor allem darum, ihr Langboot seetüchtig zu machen. Bereits auf dem Weg zu der hohen Insel hatten sie umherschwimmende Planken von der Batavia aus dem Meer gefischt, die die Geschicktesten unter ihnen nun mit der Axt zurechtschlugen, um damit das Schanzkleid ihres Bootes zu verstärken.
Gut, dass es Männer unter uns gibt, die sowohl ihr Hirn als auch ihre Muskelkraft einsetzen, dachte Zwaantie erneut, als sie die gebeugte Gestalt des Kommandeurs abseits von den anderen umherwandern sah. Wenn es nach diesem Weichling ginge, könnten sie sich nun hinlegen und ehrenhaft sterben.
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XIII
Ich finde, es ist an der Zeit für einen kleinen Zwischengedanken, und deshalb bitte ich Sie, mir kurz zu folgen.
Meiner Ansicht nach gibt es, gleichgültig nach welcher Missetat, keinen Menschen, der bereit ist, sich dafür schuldig zu bekennen.
Zur Anschauung wähle ich von der Batavia ein paar beliebige Fälle heraus.
Da hätten wir einmal Halfwaack, einen der Steuerleute (er ist übrigens der Schwager des Kapitäns). Er war beauftragt, Menschen und Proviant aus dem gestrandeten Schiff auf die Friedhofsinsel zu transportieren. Als
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