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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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ob nur ein Gruppe Auserwählter überleben soll.«
    »Entschuldigt«, entgegnete Jeronimus, »ich habe Euch verkannt, Zeevanck. Natürlich sorgen wir in erster Linie für uns.
    Nachdem der Skipper und der Kommandeur das Weite gesucht haben, liegt das Schicksal der anderen ohnehin in meiner Hand.«
    »Je eher wir mit der Auslese beginnen, desto besser«, erklärte van Huyssen. »Diejenigen, die gegen uns sind, bekommen mein Schwert zu spüren.«
    »Mit Ausnahme der Frauen«, wandte Zeevanck ein. »Die werden ein anderes Schwert spüren.« Er lachte meckernd auf.
    »Ich werde mir alles in Ruhe überlegen«, erklärte Jeronimus bedächtig.
    »Was gibt es da noch zu überlegen?«, erkundigte sich Zeevanck.
    »Schaut euch doch um, Zeevanck! Auf der Insel befinden sich Söldner der Companie, die uns ohne viel Federlesens niederstrecken können. Glaubt Ihr ernsthaft, die ließen sich von uns kommandieren? Die machen mit uns kurzen Prozess!«
    »Für die denken wir uns etwas aus.«
    »Ihr seid ein Mann des Wortes«, stichelte van Huyssen.
    »Warum schickt Ihr ihnen keinen Brief?«
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    »Täuscht Euch nicht, van Huyssen«, knurrte Zeevanck. »Ich kämpfe genauso gut wie Ihr.«
    »Jetzt lasst es gut sein«, schaltete sich Jeronimus ein. »Wir müssen vor allem einen klaren Kopf behalten. Gebt mir noch ein wenig Zeit. Es wäre doch gelacht, wenn ich keine Lösung fände.«
    Van Huyssen nickte zuversichtlich, während Zeevanck erneut nach der Weinflasche griff.
    »Vor allem keinen Mucks zu irgendjemandem«, befahl Jeronimus ihnen. »Wir dürfen keinen Verdacht erregen. Ist das klar?«
    »Ist ja schon gut«, willigte Zeevanck missmutig ein. »Es sollte nur nicht zu lange dauern.« Er setzte die Weinflasche an und trank sie in einem Zug leer.
    »Ihr zwei scheint ja nicht gerade Not gelitten zu haben«, bemerkte Jeronimus anzüglich.

    »Das nicht«, erwiderte van Huyssen. »Es gibt nur welche, die es übertreiben.« Er stieß Zeevanck an und bedeutete ihm, sich zu erheben. Der Schreiber kam torkelnd hoch.
    »Er ist hinüber«, erklärte van Huyssen. »Ich kümmere mich darum, dass er in sein Zelt gelangt. Wir sehen uns später, Jeronimus.«
    Jeronimus nickte und legte sich zurück. Er würde auf van Huyssens Rückkehr warten und sich die Lage genauer schildern lassen. Anschließend würde er mit der Planung beginnen.
    Es dauerte nicht lange, bis sich van Huyssen erneut zu Jeronimus gesellte und sich leise mit ihm beriet.
    Später, nachdem sich van Huyssen zurückgezogen hatte, blieb Jeronimus noch am Feuer sitzen, um seine Gedanken zu ordnen.
    Er versuchte, das Verhältnis zwischen den Versorgungsquellen und der Anzahl der Menschen zu überschlagen. Van Huyssen
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    hat Recht, dachte er. Zweihundert Esser sind zu viel, um monatelang zu überleben. Ein kleinere Gruppe dagegen könnte sich ganz vorzüglich ernähren, vierzig bis fünfzig Personen vielleicht, darunter die Jankers, die laut van Huyssen hinter ihnen standen, wie auch die Hand voll Soldaten, die dem Steinmetz anhingen. Denen gegenüber stünden indes einhundertfünfzig Männer, die sich womöglich auflehnen konnten, darunter mindestens vierzig Söldner.
    Jeronimus kniff die Augen zusammen. Ein ungesundes Verhältnis, überlegte er, im Grunde nicht zu schaffen.
    Andererseits hielt er sich vor Augen, dass seine Leute die Überlegenen waren, Aristokraten und Schreiber der Companie, Menschen, die sich durchzusetzen wussten und die gebildet waren. Von den Söldnern einmal abgesehen, bestanden ihre Gegner aus Handwerkern und Krämern, Leuten also, die von jeher nur den Gehorsam kannten.
    Von den holländischen Soldaten hatten nur wenige überlebt, was Jeronimus sehr bedauerlich fand, denn aus ihnen hätte er seine Schutztruppe bilden können. Fünf seien noch übrig, hatte van Huyssen gesagt, darunter Mattys Beer, Jan Hendricks und Wouter Loos.
    Das Problem blieben eindeutig die Söldner, wilde, ungezähmte Gesellen, zudem geschickt mit ihren Waffen, Männer, die sich keinem Unterkaufmann zu unterwerfen gedachten.
    Allerdings besaß auch er, Jeronimus, eine Waffe, die er entscheidend einzusetzen plante. Er war der Stellvertreter des Kommandeurs. Infolgedessen konnte er diejenigen, die sich gegen ihn erhoben, bestrafen und zu Meuterern erklären.
    Jeronimus schloss die Augen. Als Erstes werde ich die Söldner überlisten, entschied er. Danach mache ich den restlichen Pöbel fügsam. Anschließend kommt der nächste Schachzug an die Reihe. Ich nehme an, der Skipper

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