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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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zurück sein. Es wird mich mit Befriedigung erfüllen, Sie mit dem Wissen in den Tod zu schicken, daß Henri Granville Ihnen vorangegangen ist.«
    »Warten wir ab!« meinte Mallory kühl.
      De Beaumont wandte sich um und deutete auf eine zerfetzte Kriegsstandarte, die über dem Kamin hing. »Einer meiner Vorfahren trug sie eigenhändig nach Waterloo, nachdem sein Standartenträger erschossen worden war. Sie war bei mir in DienBien-Phu. Ich habe es geschafft, sie sogar während der bitteren Monate der Gefangenschaft bei mir zu behalten. Sie erkennen darauf das Motto der Beaumonts.«
    »›Wer wagt, gewinnt‹«, stellte Mallory fest.
    »Wenn ich Sie wäre, würde ich das im Gedächtnis behalten.«
      »Sie scheinen vergessen zu haben«, warf Mallory ein, »daß Ihr Vorfahr die Standarte bei Waterloo nicht allein vorwärts getragen hat, sondern da gab es ein Garderegiment, das ihm die gesamte Zeit über den Rücken stärkte. Und ich glaube mich zu erinnern, daß Sie bei Dien-Bien-Phu ein ganzes Fallschirmjägerregiment befehligten. Das ist das Frankreich, von dem ich spreche. Das wahre Frankreich. Etwas, wovon Sie überhaupt keine Ahnung haben.«
      Einen Augenblick lang leuchtete es in de Beaumonts Augen auf. Aber er unterdrückte seine Wut und zwang sich zu einem Lächeln. »Bring ihn runter, Jacaud. Guyon und er können ihre letzten Stunden gemeinsam verbringen und versuchen, ein unlösbares Problem zu lösen. Der Gedanke daran wird mir Vergnügen bereiten.«
      Jacaud stieß Mallory zur Tür hin. Als er sie öffnete, sagte de Beaumont ruhig: »Und übrigens, Jacaud, wenn ich Colonel Mallory das nächste Mal sehe, will ich ihn in demselben Zustand sehen, in dem er sich jetzt befindet. Wir verstehen uns?«
    Jacaud drehte sich jäh um, ein Knurren entrang sich seiner Kehle. Einen Moment lang schien es, als wolle er de Beaumont widersprechen, doch dann wandte er sich plötzlich um und stieß Mallory vorwärts.
      Sie stiegen die Wendeltreppe hinunter, Mallory voran, das Maschinengewehr spürte er in seinem Rücken. Die Galerie lag im Halbdunkel, das Feuer war nur noch ein Haufen glühender Asche. Sie durchquerten den Saal und gingen durch die Tür, die zu den Wohnquartieren und der Höhle führte.
      Am Ende eines langen, weißgetünchten Ganges fanden sie Marc der vor einer Tür auf einem Stuhl saß und eine Zeitung las. Der Revolver steckte im Gürtel.
      Er schaute Jacaud an und hob forschend die Augenbrauen: »Wann?«
      »Heute abend, wenn ich vom Festland zurück bin.« Jacaud wandte sich zu Mallory und streichelte sein Maschinengewehr. Ein rötliches Glühen schien in den kalten Augen aufzuleuchten. »Persönlich, Colonel Mallory.«
      Mallory wurde in die Zelle geschoben. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloß. Guyon saß da und schaute ihn an.
    Plötzlich begann er zu grinsen: »Du hast nicht zufälligerweise eine Zigarette bei dir, was?«

    13
    Kriegsrat

      »Ich hatte jeglichen Glauben und jegliches Interesse daran verloren, was recht und unrecht war. Zum Schluß glaubst du nur noch an deine Freunde, den Kameraden, dem in der Nacht zuvor die Kehle durchgeschnitten wurde. Das war's, was sechs Jahre Algerien mir angetan haben.«
      Raoul Guyon stand an dem kleinen, vergitterten Fenster und starrte; in die Nacht. Als er sich umdrehte, wirkte er sehr müde.
    »Und darum bist du zur O. A. S. gegangen?« fragte Mallory.
      Guyon schüttelte den Kopf. »Das war 1958 in Algier. So viel Blut, daß es mich krank machte. Es gab da eine junge Maurin. Wir versuchten eine Zeitlang, uns gemeinsam vor dem Sturm zu verstecken. Man fand sie eines Morgens am Strand, nackt und verstümmelt. Ich mußte ihr Leiche identifizieren. Am darauffolgenden Tag wurde ich schwer verwundet und zur Genesung nach Frankreich geschickt. Als ich zurückkehrte, schienen meine Kameraden die einzig richtige Lösung gefunden zu haben: de Gaulle an die Macht zu bringen.«
    »Du hast also an dem ersten Komplott teilgenommen?«
    Guyon zuckte die Achseln: »Ich befand mich am äußersten Rand, war nur ein junger Offizier. Aber de Gaulle stand für mich für den Weg zur Ordnung aus dem Chaos. Nachher wurden die meisten von uns in andere Einheiten gesteckt. Ich war fünf Monate lang mit dem Kamel Corps im Hoggar.«
    »Und hast du dort gefunden, was du suchtest?«
      »Beinah«, erinnerte sich Guyon. »Es war ein Tag voll Hitze und Durst, als ich es fast hatte: Die Felsen schimmerten, die Berge tanzten im blauen Dunst, und ich war

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