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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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erschien der Colonel wieder in der Tür.
      Er setzte seinen Weg die Wendeltreppe hinauf fort. Mallory, Guyon und Marcel folgten ihm, Jacaud bildete den Schluß. Schließlich erreichten sie einen kleinen Absatz, wo de Beaumont die nun letzte Tür öffnete.
      Der Raum war kreisrund und ziemlich groß, behaglich eingerichtet, Perserteppiche schmückten den Fußboden. In einem Kamin loderten Holzscheite. Bis auf einen etwa sieben Meter langen Teil, der von einem Samtvorhang verdeckt war, zierten Bücher die gesamte Länge der Wände. De Beaumont zog den Vorhang zur Seite und legte ein halbrundes Fenster frei.
      »Eine meiner kleinen Verbesserungen. An klaren Tagen kann man das französische Festland sehen.« Er wies auf einen Sessel am Kamin. »Wenn Sie bitte Platz nehmen wollen.«
      Mallory setzte sich, und Jacaud postierte sich mit dem Maschinengewehr hinter ihm. Marcel stellte sich an das Fenster und hielt in der rechten Hand einen Revolver, den Lauf auf den Boden gerichtet. Guyon blieb an der Tür stehen. Mallory schaute ihn an, und Guyon erwiderte seinen Blick ruhig, mit ausdrucksloser Miene. Mallory wandte sich wieder de Beaumont zu, der ihm gegenüber Platz genommen hatte.
      »Ich will Ihre Intelligenz nicht beleidigen, indem ich hier Spiegelfechterei betreibe, Colonel Mallory«, begann er das Gespräch. »Eine Zeit lang war ich Gefangener der Viets in Indochina. Es gibt kaum etwas, das sie mir nicht aus erster Hand beigebracht hätten; wie man beispielsweise Informationen gewinnt von jemandem, der nicht zur Zusammenarbeit bereit ist. Jacaud war Stabsfeldwebel in meinem Regiment. Er hat dieselben Erfahrungen gesammelt wie ich. Ich brauche wohl kaum zu betonen, daß er eine Gelegenheit willkommen heißen würde, Experimente anzustellen.«
    »Sie brauchen nicht weiterzureden«, warf Mallory ein. »Ich habe begriffen.«
      »Ausgezeichnet«, erklärte de Beaumont. »Dann können wir gleich zur Sache kommen. Wie Sie inzwischen selbst herausgefunden haben, ist Captain Guyon so etwas wie ein Doppelagent. Als die Leute vom ›Deuxième Bureau‹ ihm eine Stelle anboten, konnten sie nicht ahnen, daß er schon ein loyales Mitglied der O. A. S. war. Eine sehr zweckmäßige Einrichtung. Er bestätigt die Tatsache, daß das ›Bureau‹ keinen Grund zur Annahme hatte, daß sich die Alouette hier verborgen hält und daß sein Einsatz auf der Île de Roc auf Wunsch des britischen Geheimdienstes zustande kam. Mich interessiert, warum?«
      »Wir hatten einen Mann hier, um Sie zu observieren«, gab Mallory Auskunft. »Nur Routine. Das geschah, weil es sich um Ihre Person und Ihre Stellung handelte. Seine Leiche wurde vor kurzer Zeit mit der Abendflut an Land gespült. Für den Staatsanwalt war es ein Unfall, Tod durch Ertrinken.«
      »Er hatte die Angewohnheit, nach Einbruch der Dunkelheit lange Spaziergänge auf den Klippen zu machen und ein Nachtglas bei sich zu tragen«, erläuterte de Beaumont. »Ziemlich gefährlich. Man hätte ihn warnen sollen.«
      »Da haben Sie einen Fehler gemacht«, stellte Mallory fest. »Für meinen Chef bedeutete das nur eins: Der Mann hatte etwas Wichtiges gesehen. Da die Franzosen alle Buchten und Flußmündungen auf ihrer Seite des Kanals durchkämmten, machte sich bei ihm das Gefühl breit, daß sich die Alouette in den Kanal-Inseln aufhalten könnte.«
      »Sehr schade«, sagte de Beaumont. »Jetzt muß ich das hier früher aufgeben, als beabsichtigt. Andererseits wird keiner meiner kurz- oder langfristigen Pläne davon im geringsten betroffen sein.« Er erhob sich höflich lächelnd. »Unter glücklicheren Umständen hätte ich es begrüßt, ausführlicher mit Ihnen zu plaudern. Wir müssen eine ganze Menge gemein haben. Sie verstehen sicher, daß meine Zeit knapp ist.«
    »Selbstverständlich«, bemerkte Mallory ironisch und stand auf.
      Er hatte sich oft gefragt, wann dieser Augenblick kommen und wie er ihn empfinden würde. Das Seltsame war, daß er keine Angst hatte. Eher Neugier als alles andere. Unruhig ging Jacaud hinter ihm hin und her. Marcel trat von der Wand weg. Die Pistole lag immer noch an sein Bein geschmiegt mit dem Lauf nach unten.
      De Beaumont zog einen Revolver aus der Tasche, ging zu Guyon und reichte ihn ihm. »Wollen Sie die Ehre haben, Captain Guyon? Das würdige Ende eines Soldaten, denke ich.«
      Guyons Hand umklammerte den Griff des Revolvers. Er war blaß, als er Mallory anschaute. Ganz unvermittelt packte er de Beaumont vorn am

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