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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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doch war, daß ein junger Mann, dessen Gefühle vom Feuer zweier grausamer Kriege aus ihm herausgebrannt schienen, von der ältesten und elementarsten aller menschlichen Emotionen wieder ins Leben zurückgerufen wurde – der Liebe.

    Ihn fröstelte, und seine steifen Glieder schmerzten. Er zog sich die Decke über die Beine und schaute auf die Uhr. Es war schon fast fünf Uhr morgens. Er lag in der Dunkelheit und lauschte dem Regen und dem Wind. Kurze Zeit später trug ihn der Schlaf hinfort.
      Er merkte, daß ihn jemand rüttelte, und er öffnete die Augen. Raoul Guyon hockte neben ihm. Graues Licht sickerte durch das vergitterte Fenster herein. Mallory rappelte sich auf und setzte sich auf die Bettkante.
    »Es regnet immer noch?«
      Guyon nickte: »Hat die ganze Nacht nicht aufgehört. Es ist schon fast acht.«
      Mallory ging zur Tür und spähte durch das Eisengitter auf den Gang hinaus. Ein junger Matrose saß auf einem Stuhl und las. Ein schwerer Armeerevolver steckte im Halfter an seiner Hüfte.
      Mallory öffnete das Fenster. Die Eisenstangen, die in die Mauer eingelassen waren, wirkten fest und unverrückbar. Er schaute in den grauen Morgen über das Riff zur Île de Roc hinüber. Regen prasselte hernieder, und die Sicht war schlecht. Ein kalter Nebel trieb dicht über dem Wasser.
      »Ich würde gern wissen, was die da drüben jetzt machen«, sagte Guyon an seiner Seite.
    »Sie müssen doch spätestens jetzt festgestellt haben, daß etwas schiefgelaufen ist.« Mallory zuckte mit den Achseln. »Wenn sie nur über einen Funken Verstand verfügen, werden sie Owen Morgan eingeweiht haben und in deinem Boot nach Guernsey gefahren sein, um Hilfe zu holen.«
      »Diese Möglichkeit wird de Beaumont doch sicher einkalkuliert haben.«
    »Vermutlich hat er das, und das beunruhigt mich.«
      Man hörte ein Klappern, und die Tür öffnete sich. Als die beiden sich umdrehten, kam Marcel herein und stellte sich an die Seite, den Revolver in der rechten Hand. Der junge Matrose folgte ihm. Er trug ein Tablett, das er auf dem Bett abstellte. Sie verschwanden beide umgehend wieder, ohne ein Wort gesprochen zu haben, und verriegelten die Tür hinter sich.
      Das Essen war einfach: Brot, Käse und heißer Kaffee. Mallory bemerkte plötzlich, wie hungrig er war. Sie ließen sich zu beiden Seiten des Tabletts nieder und aßen. Zum Nachtisch teilten sie sich die letzte Zigarette.
      Dann legte sich Mallory wieder auf das Bett und wartete darauf, daß irgend etwas geschah, während Guyon unruhig auf und ab ging. Der Regen hämmerte gegen das Fenster. Es war fast zehn Uhr, als die Tür wieder geöffnet wurde und de Beaumont mit Marcel eintrat.
      Er schien gut gelaunt und lächelte heiter: »Guten Morgen, Gentlemen. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nacht. Ist Ihnen die Unterkunft genehm?«
    »Ich habe schon Schlimmeres gesehen«, gab Mallory zu.
    »Kann ich Ihnen irgend etwas besorgen lassen?«
      »Der letzte Wunsch des Verurteilten?« Mallory zuckte die Schultern.
    »Wir würden uns über ein paar Zigaretten freuen. Das ist schon alles.« Marcel zog eine Schachtel Gauloises aus seiner Tasche und warf sie auf das Bett. »Noch irgend etwas?« fragte de Beaumont höflich.
      Mallory steckte sich eine Zigarette an, dann warf er Guyon das Päckchen zu. »Ich glaube nicht.«
      »Dann wollen Sie mich bitte entschuldigen. Es wird Sie vielleicht interessieren, zu erfahren, daß Jacaud und seine Leute wie geplant vor einer Viertelstunde nach Pointe du Chateau aufgebrochen sind. Unter diesen Umständen finde ich, daß es an der Zeit ist, unseren Freunden auf der Île de Roc einen Besuch abzustatten.«
      »Ich würde mich nicht darauf verlassen, dort jemanden zu Ihrem Empfang anzutreffen.«
      »Oh, sie werden schon noch dort sein. Das kann ich Ihnen versichern.«
      De Beaumont lächelte leicht, so als freute er sich über einen kleinen, persönlichen Scherz, nickte Marcel zu und ging hinaus. Die Tür fiel zu, und die Riegel wurden wieder vorgeschoben. Es klang wie grausame Endgültigkeit. Guyon warf sich herum und machte eine Geste der Verzweiflung. Mallory mahnte ihn zur Ruhe. Er ging zur Tür und bemerkte, daß der junge Matrose wieder auf seinem Stuhl saß und in einer Zeitschrift blätterte.
      Mallory schritt zum Fenster und sah hinaus. Ein paar Augenblicke später hörte er das Geräusch eines Motors, und die Fox hunter kam ins Blickfeld. Sie preschte am Riff entlang in Richtung Île de

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