Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
werden, es vorziehen würde, mit ihnen zusammenzuarbeiten.«
    »Und das hat er so akzeptiert?«
    »Mir schien es damals so.«
    »Für mich klingt das alles ganz schön verzwickt.«
      »Für de Beaumont offensichtlich auch.« Guyon lächelte gequält. »Andererseits hatte ich keine Zeit, mir irgend etwas Besseres zurechtzulegen, und ich tat meinen ersten Schritt gegen dich, kurz bevor sie es taten. Du erinnerst dich?«
    »Das war schnell gedacht.«
    Der junge Franzose zuckte die Achseln: »Als ich sah, was sie mit dem Funkgerät gemacht hatten, schien es mir logisch, anzu nehmen, daß sie sich noch an Bord befanden und uns unter Beobachtung hielten. Ich hielt es für klüger, ihnen mein Vertrauen zu beweisen, solange ich es noch konnte. Ich erinnerte mich, daß du den kleinen Sender zuvor in die Tischschublade gelegt hattest.«
    »Und du bist de Beaumont vorher nie begegnet?«
      Guyon schüttelte den Kopf: »Wie ich dir früher schon gesagt habe, nur in einer Menschenmenge. Natürlich wußte ich eine ganze Menge über ihn. Er war einer jener wirklich großen Fallschirmjägeroffiziere.«
      »Ich habe mir noch einmal alles durch den Kopf gehen lassen, was er mir oben erzählt hat«, sagte Mallory nun. »Nichts, was wirklich einen Sinn ergäbe. Am Ende muß er doch verlieren. Ein Mord an einem so beliebten alten Mann wie Henri Granville würde ausreichen, um ihn und alle Leute, die wie er denken, um die Sympathie des französischen Volkes zu bringen. Trotzdem macht er weiter. Ich frage mich, warum?«
      »Er war immer schon ein seltsamer Hitzkopf. Eine Kreuzung aus religiösem Fanatiker und Soldat. Die Kapitulation von DienBien-Phu, die Erniedrigung in den Lagern der Viets und unser späterer Rückzug aus Indochina waren Gründe einer dauerhaften Schmach für ihn. Wie viele andere auch schwor er, daß so etwas nie wieder geschehen dürfe.«
    »Und trotz allem, was er tat, geschah es erneut.«
      Guyon nickte: »De Beaumont ist der letzte Sproß aus einer der vornehmsten Familien. Sein einziger Erbe ist ein Bruder, der Professor für politische Geschichte an der Sorbonne ist. Ein Mann mit erklärter Sympathie für die Linke. Einer seiner Vorfahren war einer der wenigen Aristokraten, die die Revolution von 1789 rückhaltlos unterstützten, ein anderer war General unter Napoleon. Einhundertfünfzig Jahre lang waren die Beaumonts eine der bedeutendsten Familien Frankreichs.«
    »Wäre wohl ein nationales Unglück, wenn er verhaftet würde?«
      »Genau. Die Regierung zeigte sich mehr als glücklich, als er sich entschloß, auf die Kanal-Inseln zu ziehen. In der Zeit sah es so aus, als könne man sich des brennenden Problems de Beaumont auf diese einfache Art entledigen.«
      »Zu dem er nun doch geworden ist«, stellte Mallory fest, »und zwar in vielfacher Hinsicht.«
      »Du denkst dabei an seine Drohung, de Gaulle bei seinem Besuch in St. Malo im nächsten Monat zu erledigen?« Guyon legte sich auf den Rücken und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Das beunruhigt mich eigentlich wenig. Sie werden de Gaulle nicht kriegen. Der ist unverwüstlich, wie einer jener Felsen draußen im Riff nach einem Sturm: ein bißchen verwittert, aber immer noch aufrecht.«
      »Dann bleibt trotzdem noch die Sache mit Granville«, bedeutete Mallory. »Und das Scheußliche daran ist, daß es für uns keine Möglichkeit zu geben scheint, das zu ändern.«
      Er zündete sich eine Zigarette an, legte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Noch einmal ließ er sich die Ereignisse der letzten Stunden durch den Kopf gehen. Eine Weile später sagte er mit ruhiger Stimme: »Die oberste Regel in diesem Spiel ist, daß vor allem anderen zuerst der Job kommt. Die meisten Männer, mit denen ich bisher zusammengearbeitet habe, hätten in deiner Lage mit de Beaumont gemeinsame Sache gemacht und hätten, wenn nötig, mich auch umgebracht.«
      »Vielleicht sah ich die Situation etwas anders«, stellte Guyon fest.
      »Du hast dich so schnell bewegt, daß du nicht einmal den Gewichtsunterschied, der durch die leeren Hülsen zustande kam, bemerkt hast. Warum?«
    »Das frage ich mich auch schon seit einer geschlagenen Stunde. Es ist sicher nicht einfach, es zu erklären. Laß es mich so ausdrücken: daß plötzlich wieder Menschen da sind, die wichtig geworden sind, und laß es dabei bewenden.«
      Er drehte sich zur Wand. Mallory lag auf dem Bett, rauchte seine Zigarette und dachte darüber nach, wie komisch es

Weitere Kostenlose Bücher